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Sport: Michael Preetz: Aus der Sturmspitze in die Führungsetage

Die Bayern gehen Michael Preetz nicht aus dem Kopf. Heute beschließt Hertha BSC das Trainingslager in Marbella mit einem Testspiel gegen den deutschen Fußballmeister aus München, und wenigstens bei diesem Test will der Kapitän des Berliner Bundesligisten mitmachen.

Die Bayern gehen Michael Preetz nicht aus dem Kopf. Heute beschließt Hertha BSC das Trainingslager in Marbella mit einem Testspiel gegen den deutschen Fußballmeister aus München, und wenigstens bei diesem Test will der Kapitän des Berliner Bundesligisten mitmachen. Fünf Tage hat Preetz sich mit Magenproblemen gequält und einen nicht unwesentlichen Teil des Tages auf der etwas stilleren Örtlichkeit verbracht. Seine Kollegen haben unterdessen die letzten erfolglosen Wochen des vergangenen Jahres wegtrainiert. Es war eine 1:3-Niederlage gegen Bayern, die kurz vor Weihnachten eine Halbserie abrundete, die im Spätsommer verheißungsvoll begonnen und Hertha zwischenzeitlich an die Tabellenspitze katapultiert hatte. "Der Dezember war schlimm", sagt Preetz. Doch jetzt, nach zehn Tagen in Marbella, sei das Negativerlebnis aus den Köpfen, nun müssen es nur noch die Füße richten. Auch seine. "Denn noch", sagt Preetz, "noch spiele ich Fußball."

Es sind mit Untätigkeit ausgefüllte Tage wie diese, die Michael Preetz daran erinnern, dass sein Anstellungsverhältnis bei Hertha BSC in eineinhalb Jahren ein anderes sein wird. Der Fußballprofi wird aus der Sturmspitze ins Management wechseln. Diese Karriereplanung nach der Fußball-Karriere hat er sich schriftlich bestätigen lassen, als er im Sommer 1999 ein Angebot aus England ausschlug und seinen Vertrag bei Hertha BSC ein letztes Mal verlängerte. In seinen 15 Profijahren hat Michael Preetz zu viele Kollegen kommen und gehen sehen. Nicht jeder hat den Absprung gestanden. So etwas sollte ihm nicht passieren, "ich wusste schon mit 22, dass ich mich um die Zeit nach dem Fußball kümmern muss."

Mittlerweile ist Preetz 33. Er hat für Düsseldorf, Saarbrücken, Duisburg und Wattenscheid gespielt, aber erst in Berlin den Durchbruch geschafft. "Eigentlich müsste der Michael mir ein Leben lang dankbar sein, dass ich ihn damals angerufen und zu Hertha geholt habe", sagt Trainer Jürgen Röber. Preetz war gerade mit Wattenscheid aus der zweiten Liga abgestiegen, bei Hertha wurde Preetz Bundesliga-Torschützenkönig und Nationalspieler. Jetzt ist er Familienvater und Millionär.

Recht frühzeitig hat er sich für die Dinge außerhalb der Spielfläche interessiert. Auf den Fußball hat er sich nie so richtig verlassen. Parallel war da immer die Neugier, sich außerberuflich zu beschäftigen. Seit sechs Jahren ist er eine Art Vorkämpfer der Vereinigung der Vertragsfußballer. Wenn dann noch Zeit bleibt, verwandelt er sich zum Online-Studenten - Studienrichtung: Sportmanagement. "Wichtig ist die innere Bereitschaft, dazulernen zu wollen", sagt Preetz. "Wenn ich etwas anfange, möchte ich das auch können."

Preetz weiß um das Heikle seiner besonderen Stellung unter seinen Kollegen. Noch ist er einer von ihnen, morgen einer von den anderen. Die Akzeptanz, die er als Kapitän in der Mannschaft genießt, habe nicht gelitten, seit seine Zukunftsplanung bekannt ist. "Ich achte schon sehr darauf, bisher aber hat mir noch keiner meiner Mitspieler das Gefühl gegeben, dass ich nicht mehr einer von ihnen bin", sagt Preetz. Vielleicht auch deswegen, weil es für den einen oder anderen noch nicht so präsent ist im Kopf. Oder aber "sie sehen darin wirklich kein Problem. Und das wäre mir natürlich lieber."

Doch der Seitenwechsel wird kommen. Es ist schon ein Unterschied, ob man dies- oder jenseits der Kreidelinie steht. Er aber habe sich schon immer um Verständnis für beide Seiten bemüht. "Es gibt Dinge, die du als Manager anders betrachtest und bewertest, aber es kann nicht schaden, wenn auch ein Spieler sich mit solchen Gedanken auseinandersetzt." Deswegen findet Preetz öfter als seine Mitspieler den Weg in Herthas Geschäftsstelle. "Das bin ich der Mannschaft als Kapitän schuldig." Schon, wenn es darum geht, mit Manager Dieter Hoeneß die Prämien auszuhandeln. Nicht nur in diesen Verhandlungen bleibt Preetz auf seiner Seite des Kreidestrichs. "Sie müssen jetzt nicht denken, dass ich mir die Verträge meiner Kollegen anschaue. Das möchte ich auch nicht. Und dem Dieter Hoeneß schaue ich bei seiner Arbeit auch nicht über die Schulter. Dafür wird später Zeit sein."

Das schließt nicht aus, dass er schon jetzt mit großem Interesse die Gespräche verfolgt, die Hoeneß derzeit mit Marko Rehmer und Sebastian Deisler führt. Aber es ist die Anteilnahme eines Spielers, "und da ist es mir natürlich lieber, dass gute Leute bei uns bleiben". Es ist ihm nicht entgangen, dass der Verein nach Alternativen auch im Sturm sucht. Das freut den künftigen Manager Preetz, weil die Mannschaft langfristig an Qualität und damit auch an Wert gewinnt. Der Spieler Preetz lacht. "Ich weiß schon, was Sie meinen. Natürlich muss ich um meinen Platz kämpfen. Aber meinen Sie wirklich, dass da jemand im Verein Rücksicht auf mich nimmt? Ich möchte meinen Platz behaupten. Das war ja auch immer so. Und so wird es bis zum Ende auch bleiben."

Wenn der Magen mitspielt.

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