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Zwei außer Rand und Band. Manager Bob Hanning (l.) und Trainer Dagur Sigurdsson meckerten sich zuletzt immer wieder in Rage. Damit soll nun Schluss sein.

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Nach Beschwerden von Schiedsrichtern: Maulkorb für die Füchse

Nach Beschwerden der Schiedsrichter wollen sich die Berliner künftig weniger cholerisch geben. "Wir tun uns mit unserem Verhalten keinen Gefallen", sagt Manager Bob Hanning.

Immerhin hatten sie es diesmal bis kurz vor Schluss ausgehalten. Im Bundesliga-Spiel zwischen den Füchsen Berlin und der MT Melsungen lief die 57. Minute, als Christoph Immel am Sonntag schließlich doch die Bank der Gastgeber ansteuern musste. Ganz offensichtlich war der Schiedsrichter nicht einverstanden mit den Protesten an der Seitenlinie, weshalb er die Gelbe Karte zeigte. Wäre ja auch ein Ding gewesen, wenn der Berliner Handball-Bundesligist mal gänzlich ohne Ermahnung für das nichtspielende Personal ausgekommen wäre.

Nun gehört die versuchte Einflussnahme von draußen ebenso zur Sportart wie das Wachs für die Griffigkeit des Balls. In den letzten Wochen allerdings haben sie diesbezüglich ordentlich überdreht bei den Füchsen. „Kommunikation zwischen Bank und Schiedsrichter ist zwar zwingend notwendig und zeichnet gut geleitete Partien aus“, sagt Peter Rauchfuß, „aber in dem einen oder anderen Spiel vermisse ich einfach den Respekt unseren Referees gegenüber.“ Der Schiedsrichterwart des Deutschen Handball-Bunds (DHB) nennt explizit keine Namen, räumt aber ein, dass die Berliner mehrfach auffällig geworden sind. „Es ist legitim, dass man die eigene Halle aufheizen und jeden noch so kleinen Vorteil nutzen will“, sagt Rauchfuß, „nur übertreiben manche Trainer da einfach.“ Füchse-Coach Dagur Sigurdsson hat seine Mannschaft in dieser Saison schon mehrfach mit Zeitstrafen geschwächt, weil er sich trotz Ermahnung nicht beruhigen wollte.

Offenbar ist das dem Isländer mittlerweile selbst aufgefallen. In einem der spannendsten Spiele der Saison saß er am Sonntag jedenfalls über weite Strecken ganz brav an der Seitenlinie, überhaupt waren alle Berliner sichtlich um Zurückhaltung bemüht. Selbst Frank Steffel verlebte einen für seine Verhältnisse sehr ruhigen Nachmittag, wobei der Vereinspräsident und CDU-Bundestagsabgeordnete sonst schon mal gern und ausdauernd über die Schiedsrichter schimpft. Nach dem Spitzenspiel gegen Kiel am vergangenen Sonntag hatte es ja auch einen freundlichen Hinweis vom Schiedsrichterwart gegeben. „Ich schätze Herrn Steffel als Person und charismatische Figur bei den Füchsen. Aber wenn er sich beim Spiel mal von einem Freund filmen lassen würde, müsste er wahrscheinlich über sich selbst lachen. So wie er da manchmal umherspringt“, sagt Rauchfuß. „Das habe ich ihm dann auch mitgeteilt, wir standen zuletzt in Schriftverkehr“, ergänzt der 69-Jährige.

Die Botschaft scheint bei den Füchsen angekommen zu sein. „Wir haben intern noch einmal darüber gesprochen, welche Außenwirkung unser Verhalten im Spiel hat“, sagt Manager Bob Hanning, „und wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir uns damit keinen Gefallen getan haben.“ Im Verlauf der Saison, besonders in den Spitzenspielen, gab es bislang zwar durchaus strittige Entscheidungen gegen die Berliner. „Trotzdem müssen wir in solchen Situationen davon wegkommen, gleich alles infrage zu stellen. Pünktlich zur Weihnachtszeit drehen wir deshalb emotional ein bisschen zurück, damit sind wir gut beraten.“ Auch Trainer Sigurdsson gibt sich geläutert: „Ich habe einfach keinen Bock mehr auf ständige Streitereien mit den Schiedsrichtern“, sagt er. Zumal sich der Versuch der Einflussnahme auch kontraproduktiv auf Entscheidungen der Unparteiischen auswirken kann.

Für Peter Rauchfuß ist die inflationäre Meckerei auch ein Phänomen des Zeitpunkts. „Irgendwann gegen Ende des Jahres wächst der Druck auf die Teams und manche merken, dass sie die Erwartungen nicht erfüllt haben“, sagt der Schiedsrichterwart, „dann wird man schnell mal cholerisch.“ In dieser Hinsicht muss sich Rauchfuß allerdings nicht wirklich um die Berliner sorgen. Nach Beendigung der Hinrunde gehören die Füchse zu den fünf besten Teams – und liegen damit genau im vor der Saison ausgegeben Zielbereich.

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