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Einen Tick schneller. Unions Adrian Nicki rennt Enis Alushi davon. Obwohl Nikci am Freitag stark spielte, hat er wohl keine große Zukunft mehr bei den Köpenickern.

© dpa/Heimken

Nach guter Leistung bei St. Pauli: Adrian Nikci und sein möglicher Abschied vom 1. FC Union

Adrian Nikci zeigt auf einer ihm völlig fremden Position, wie wertvoll er für den 1. FC Union sein kann. Aber das dürfte zu spät gewesen sein.

Wenn Erschöpfung messbar wäre, auf einer Skala von eins bis zehn, dann hätte Adrian Nikcis Gesicht nach dem Spiel beim FC St. Pauli mindestens eine neun verraten. Der Fußballer des 1. FC Union Berlin sah nach dem Abpfiff ziemlich mitgenommen aus. Mitgenommen und glücklich. Oder: glücklich, weil mitgenommen.

Das Gefühl der körperlichen Erschöpfung nach Wettkämpfen ist für Sportler oft tief befriedigend, Adrian Nikci hatte es lange nicht mehr gespürt. Wie lange genau, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. In dieser Saison kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Bis zum Freitagabend hatte der Schweizer insgesamt fünf Minuten für den Berliner Zweitligisten gespielt. Zwei Kurzeinsätze, das war’s. Gegen St. Pauli durfte er seine Spielanteile vervielfachen. Und das auf einer Position, die ihm eigentlich gar nicht liegt. Der 25-Jährige lief als rechter Außenverteidiger auf und nicht wie bevorzugt auf der offensiven Außenbahn. „Man hat gesehen, dass er seine Stärken im Vorwärtsgang hat. Insgesamt war es aber ein sehr gutes Spiel von ihm“, lobte Verteidiger Emanuel Pogatetz.

Das 0:0 der Berliner beim FC St. Pauli ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Viererkette in dieser Form noch nie zusammen gespielt hatte. Rechts Nikci, innen Pogatetz und Toni Leistner, links Michael Parensen. Zustande kam die ungewöhnliche Besetzung durch Sperren und Verletzungen. Kapitän Benjamin Kessel fehlte nach zehn gelben Karten und Christopher Trimmel plagt sich noch immer mit den Folgen einer Kreuzbanddehnung herum. Da Union über keinen weiteren gelernten Rechtsverteidiger im Kader verfügt, suchte Trainer André Hofschneider im Training nach Alternativen. „Ich habe ihn gefragt, was er nicht spielen kann. Er meinte, Innenverteidiger und Torwart und bevor er noch mehr aufzählen konnte, habe ich ihn als Außenverteidiger aufgestellt“, sagte Hofschneider. Mit einem Lächeln zwar, aber einen wahren Kern hatte die Konversation schon. „Der Trainer hat mir relativ früh gesagt, dass ich dort spielen werde. Ich konnte mich also lange darauf vorbereiten“, sagt Nikci.

Ballsicher wirkte er und abschlussfreudig. Gemeinsam mit Christopher Quiring sorgte Nikci für einige gefährliche Angriffe über die rechte Seite. „Die Art, wie wir spielen wollten, hat ideal zu ihm gepasst“, sagte Pogatetz und meinte die offensive Grundausrichtung.

Nikci ließ jedenfalls aufblitzen, wie viel Freude sie beim 1. FC Union an ihm hätten haben können. Diverse Verletzungen, mal größerer, mal kleinerer Natur verhinderten aber regelmäßige Einsätze. Nikci hangelte sich von Reha zu Reha, ständig damit beschäftigt, Rückstände aufzuholen und fit zu werden. Wirklich überraschend war das nicht, galt er doch von vorneherein als sehr verletzungsanfällig. Unions ehemaliger Trainer Norbert Düwel hatte ihn verpflichtet, die beiden kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Hannover 96. Aufgrund seiner Krankenakte, die auch eine schwere Hirnhautentzündung ausweist, bekam der Schweizer mit kosovarischen Wurzeln nur einen Vertrag über ein Jahr. Der läuft im Sommer aus. Trotz seiner guten Leistung beim FC St. Pauli dürfte Nikci keine Zukunft in Köpenick haben. „Ich spiele jetzt erst einmal die Saison zu Ende und dann schauen wir, was passiert“, sagt er. Gespräche habe es bisher noch keine gegeben. So spät in der Saison meist eindeutiges Zeichen einer bevorstehenden Trennung. Aus Sicht von Adrian Nikci kam die Versetzung in die Viererkette wohl einen Moment zu spät.

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