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Beim Relegationsrückspiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC, kommt am 15.05.2012 in der Esprit-Arenain Düsseldorf Pyrotechnik zum Einsatz.

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Nach Sicherheitsgipfel in Berlin: Schärfere Sanktionen gegen Fans

Die deutschen Fußball-Verbände und die Politik wollen in Zukunft mit verschärften Sanktionen gegen die Gewalt und Pyrotechnik in deutschen Fußballstadien vorgehen, das ist das Ergebnis der zweistündigen Sicherheitskonferenz. Aber es ging nicht nur um Sanktion - sondern auch um Prävention.

Der Bundesinnenminister fasste die Ergebnisse des Tages am markantesten zusammen. „Keine Gewalt, keine Pyrotechnik. Klare Grenzen mit klaren Sanktionen“, sagte Hans-Peter Friedrich, nachdem er sich am Dienstag mit Vertretern des Profifußballs zu einer Sicherheitskonferenz getroffen hatte. Bei der Tagung mit dem Titel „Für Fußball. Gegen Gewalt“ war ein Maßnahmenkatalog herausgekommen, der härtere Strafen gegen auffällige Fans vorsieht. Unter anderem können Stadionverbote künftig für fünf oder zehn Jahre ausgesprochen werden, bislang waren drei Jahre das maximale Strafmaß. Die Abschaffung der Stehplätze in Stadien hingegen, über die Friedrich zuletzt laut nachgedacht hatte, ist erst einmal vom Tisch.

„Was zu bestrafen ist, ist zu bestrafen“, sagte Reinhard Rauball, der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Dass Rauball hinzufügte, auch der Dialog mit den Fans dürfe „nicht abreißen“, mag vielen Fußball-Anhängern wie ein Hohn vorgekommen sein. Fanvertreter waren zu der Tagung im Berliner Hotel Intercontinental schließlich nicht eingeladen worden.

Lorenz Caffier (CDU, l-r), Vorsitzender der Innenministerkonferenz, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (l, CSU), und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach unterhalten sich vor Beginn des Bundesliga-Sicherheitsgipfels.
Lorenz Caffier (CDU, l-r), Vorsitzender der Innenministerkonferenz, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (l, CSU), und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach unterhalten sich vor Beginn des Bundesliga-Sicherheitsgipfels.

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So blieben die DFL, der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Vertreter der Politik und die Vereine der drei höchsten Spielklassen unter sich. „Wir machen gemeinsam Front gegen Gewalt, es gibt eine Null-Toleranz-Politik ab der kommenden Saison“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. „Wir wollen einen Weg skizzieren, der dazu führt, dass Gewalttäter aus unseren Stadien verbannt werden.“ Gestern wurde klar, dass der Fußball und die Politik diesen Weg vor allen Dingen zu zweit beschreiten wollen.

Noch im November hatte ein Runder Tisch zum Thema Fußballgewalt betont, die Zusammenarbeit mit Fußball-Anhängern sei unverzichtbar. Der Dialog mit den Fans ist ein Schlüsselfaktor, um dem Problem Herr zu werden“, hatte CSU-Politiker Friedrich damals gesagt. Auch am Dienstag bekräftigten Rauball und Niersbach, mit den Fans im Gespräch bleiben zu wollen. „Wir hören die Fans“, sagte Rauball, relativierte diese Aussage allerdings gleich wieder: „Heute haben die zusammen gesessen, die in der Verantwortung sind und dafür gerade stehen müssen.“

Die Vereine aus Erster, Zweiter und Dritter Liga einigten sich zudem auf einen „Verhaltenskodex“, in dem sie festschreiben, Gewalt zu verurteilen, Pyrotechnik nicht zu dulden und für konsequente Bestrafung einzutreten. Als einziger der 54 Profiklubs unterschrieb der 1. FC Union den Kodex nicht, der Berliner Zweitligist war der Konferenz ferngeblieben. Union-Präsident Dirk Zingler teilte dazu mit: „Die Kürze der Zeit ließ eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Vorschlag für einen gemeinsamen Kodex sowie eine Diskussion über Maßnahmen zu den Bereichen Prävention, Kontrollsysteme und Sanktionierung leider nicht zu.“

Der Entwurf für den Kodex sei den Klubs erst 20 Stunden vor der Veranstaltung zugesandt worden. Ein breiter Konsens innerhalb des Vereins sei aber „zwingende Voraussetzung“, um weitreichende Maßnahmen umsetzen zu können, sagte Zingler: „Ein Kodex, der sich auf das Verhalten der Union-Fans auswirken soll, kann nur mit ihnen gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden.“ Unions Sprecher Christian Arbeit nannte den Sicherheitsgipfel sogar eine „Akklamationsveranstaltung“.

Neben den härteren Sanktionen kündigte die DFL an, die Prävention zu stärken, indem die Klubs ihren Beitrag zur Finanzierung der Fanprojekte um 50 Prozent erhöhen. Bislang kommen Vereine, Kommunen und Länder zu je einem Drittel für den jährlichen Etat von rund neun Millionen Euro auf, der Anteil der Fußballklubs würde somit von rund drei Millionen auf 4,5 Millionen Euro steigen. Unklar blieb, ob sich damit auch die Gesamtfinanzierung der bundesweit knapp 50 Fanprojekte erhöht: In der offiziellen Pressemitteilung von DFL und DFB heißt es, die Länder und Kommunen würden durch die erhöhten Zuwendungen des Fußballs „erheblich entlastet“, nach dieser Auslegung würde die Gesamtsumme gleich bleiben.

Ein paar hundert Meter von der Tagung entfernt hatten die wichtigsten deutschen Fanorganisationen zu einem Expertengespräch geladen, die Einladung galt ausdrücklich auch den Teilnehmern der Sicherheitstagung. Nach der Verkündung der Ergebnisse war die Stimmung bei den Fans mehr als gedrückt. „Wir haben nicht erwartet, dass das so krass ausfallen würde“, sagte Jakob Falk von der Initiative ProFans. „Unsere monatelangen Bemühungen wurden torpediert. Ich erwarte eine große Protestbewegung und Entrüstung in den Fanszenen.“

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