zum Hauptinhalt
Joachim Löw setzt in den nächsten zwei Jahren auf Kapitän Schweinsteiger.

© dpa

Entscheidungen beim DFB: Thomas Schneider neuer Co-Trainer, Bastian Schweinsteiger Kapitän

Joachim Löw ernennt wenig überraschend seinen Vertrauten Bastian Schweinsteiger zum Kapitän der Nationalelf. Ungewöhnlicher fällt die Wahl seines neuen Co-Trainers aus: Thomas Schneider.

Als Max Mustermann kann man sich vermutlich gar nicht vorstellen, wie anstrengend das Leben eines Fußball-Weltmeisters ist. Eine Ehrung jagt die nächste, der Alltag kommt da ein bisschen zu kurz. Bei Joachim Löw, dem Trainer der Weltmeister, ist in den vergangenen Wochen einiges liegen geblieben. Die Post, die seit dem Sommer eingegangen ist, hat er bisher nur in Teilen abarbeiten können. Immerhin: Für ein paar essentielle Entscheidungen hat der Bundestrainer doch die nötige Ruhe gefunden. Am Dienstag hat er der aufgeregten Öffentlichkeit die Ergebnisse seines Entscheidungsprozesses kundgetan. Bastian Schweinsteiger wird neuer Kapitän der Nationalmannschaft, Thomas Schneider folgt Hans-Dieter Flick als Co-Trainer.

Bei den anstehenden Länderspielen (heute in Düsseldorf gegen Argentinien, Sonntag in Dortmund gegen Schottland) werden beide allerdings noch nicht in ihren neuen Funktionen zu besichtigen sein. Schneiders Arbeitsvertrag tritt erst im Oktober in Kraft, Schweinsteiger fehlt verletzt und wird heute von Manuel Neuer vertreten. Der Torhüter der Bayern gehört auch dem Mannschaftsrat an, den Löw nach den Rücktritten von Kapitän Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker ebenfalls neu besetzen musste. Die weiteren Mitglieder sind Sami Khedira, Mats Hummels und Thomas Müller. Weil Hummels und Khedira, der wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel sogar längere Zeit ausfällt, gegen Argentinien ebenso fehlen wie Jerome Boateng, hat Löw den Hoffenheimer Sebastian Rudy nachnominiert.

„Bastian ist der legitime Nachfolger von Philipp Lahm“, sagte der Bundestrainer. Schweinsteiger, 30 Jahre alt, 108 Länderspiele, zählt seit einer kleinen Ewigkeit zu den Führungsfiguren im Team. Seine Beförderung vom Vize zum Kapitän war naheliegend, allerdings hat der Münchner bislang kein Amt benötigt, um eine herausragende Rolle zu spielen. „Ich weiß, was es heißt, Verantwortung für diese Mannschaft zu übernehmen“, sagt er.

Während Lahm der perfekte Diplomat für die Außendarstellung war, hat Schweinsteiger als emotionaler Leader immer stark nach innen gewirkt. Dass die Öffentlichkeit überhaupt eine Personaldiskussion um das Kapitänsamt geführt hat, war vor allem auf Zweifel an Schweinsteigers körperlicher Konstitution zurückzuführen. In den vergangenen beiden Jahren hat er nur ein einziges Freundschaftsspiel (im März gegen Chile) bestritten.

Joachim Löw hat das Ganze etwas schmeichelhafter formuliert: „Wenn es darauf ankam, konnte ich mich auf Basti immer verlassen.“ Zuletzt war das vor knapp acht Wochen im WM-Finale der Fall, als der geschundene Schweinsteiger endgültig zur Symbolfigur für den Kampfgeist der deutschen Mannschaft wurde. Der neue Kapitän spielt wie Lahm und Mertesacker seit zehn Jahren für die Nationalmannschaft, doch anders als seine früheren Wegbegleiter hat er offenbar nicht das Gefühl, dass die Geschichte für ihn schon an ihr Ende gelangt ist. „Ich habe gespürt, dass er weiterhin vor Ehrgeiz nur so sprüht“, berichtete Löw.

Auch die Personalie des neuen Co-Trainers erfuhr große Sorgfalt. Vorbei sind die Zeiten, da ein Assistent bevorzugt für das Aufstellen der Hütchen zuständig war. Das ist vor allem Löw selbst zu verdanken, der dem Amt als Assistent von Jürgen Klinsmann mehr Gewicht verpasst hat. Davon wird auch Thomas Schneider profitieren. „Er wird ein wichtiger Ansprechpartner und Berater für mich sein“, verkündete Löw.

Der 41-Jährige folgt auf Hans-Dieter Flick, der in seiner Zeit als Co-Trainer sein Profil so sehr geschärft hat, dass er nun als Sportdirektor die große Linie beim DFB verantwortet. „Er hat die Kompetenz, den Kopf, das Herz und die Hingabe, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagte Löw. Die Zusammenarbeit mit Flick war stilbildend für ihn. Sein Anspruch sei es gewesen, „eine ähnlich gute Konstellation zu finden“.

Anders als Flick bringt der Neue sogar Bundesligaerfahrung mit – allerdings keine allzu positive. Nur ein halbes Jahr durfte er in der vorigen Saison die Profis seines Heimatklubs VfB Stuttgart anleiten. Trotz der unerfreulichen Erfahrung genießt der frühere Verteidiger einen guten Ruf, vor allem wegen seiner Erfolge in der Nachwuchsausbildung. Löw ist überzeugt, dass Schneider „menschlich sehr gut in unser Team passen“ wird, zumal sich auch ihre generelle Sicht auf den Fußball weitgehend deckt. Möglicherweise liegt das an einem der Trainer, die Schneider in seiner Karriere als Spieler erlebt hat. Zwischen 1995 und 1998 wurde er beim VfB von einem gewissen Joachim Löw trainiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false