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Kleine Vergangenheit des großen Sports. Bis 2007 spielten die Berlin Thunder in der inzwischen eingestellten NFL Europe Football im Berliner Olympiastadion.

© Imago

Olympiastadion bewirbt sich um NFL-Spiel: Ein großes Ei für Berlin

Im Olympiastadion könnte 2017 ein Saisonspiel der National Football League ausgetragen werden. Die beste Liga der Welt will in Europa expandieren - in Berlin gäbe es beste Voraussetzungen.

Am Mittwoch erreichte ein Fax aus Deutschland den Hauptsitz der National Football League (NFL) in New York. Absender war die Olympiastadion-Betreibergesellschaft aus Berlin. Ihr Anliegen: Interesse bekunden an einem regulären Saisonspiel der NFL. „Wir haben Kontakt aufgenommen, um der Liga zu signalisieren, dass wir uns das gut vorstellen könnten“, bestätigt Christoph Meyer, Direktor für den Veranstaltungsbetrieb der Olympiastadion GmbH.

Vor einigen Tagen hatte die beste Liga im American Football bekannt gegeben, dass sie ab 2017 noch stärker expandieren und ein Vorrundenspiel in Deutschland austragen will. Außerdem seien mittelfristig Spiele in Mexiko und Brasilien geplant. Seit einigen Jahren lagert die NFL bis zu drei Ansetzungen pro Saison von den Vereinigten Staaten nach London aus. Das soll auch in Zukunft so bleiben. „Das Spiel in Deutschland würde zusätzlich zu denen in London stattfinden“, sagt Mark Waller, der bei der NFL für das internationale Geschäft zuständig ist, dem Tagesspiegel. Deutschland bezeichnet er nach Großbritannien als den zweitwichtigsten europäischen Markt für die umsatzstärkste Sport-Liga der Welt. Es sei daher nur logisch, dass die NFL irgendwann mit einem regulären Saisonspiel nach Deutschland kommt. Außerdem gebe es weitere Faktoren, die für eine Austragung hierzulande sprechen. „Die Infrastruktur ist hervorragend, es gibt große und moderne Stadien und ein begeisterungsfähiges Publikum“, sagt Waller.

Berliner Senat: "Sportliches Highlight"

Bisher habe sich die NFL aber noch auf keine Stadt festgelegt. Grundvoraussetzung, um in Betracht zu kommen, seien eine gute Verkehrsanbindung zu anderen deutschen und europäischen Städten, ausreichend Hotelverfügbarkeiten, Trainingsmöglichkeiten für die Teams, eine bestehende Fanszene und ein großes Stadion – alles ist in Berlin vorhanden. Waller sagt zwar, dass alle größeren deutschen Städte infrage kommen, aber „Berlin ist führend in vielen Bereichen. Das spricht für die Stadt.“

Der Berliner Senat steht einem möglichen NFL-Spiel in der Stadt positiv gegenüber. Ein Sprecher sagt: „Grundsätzlich wäre eine solche Veranstaltung zu begrüßen, da sie das Programm sportlicher Highlights in unserer Sportmetropole um ein nicht alltägliches Ereignis bereichern würde.“ Nach der gescheiterten Olympiabewerbung wäre die Vergabe eines NFL-Spiels an Berlin gleichzeitig ein Prestigegewinn für die Stadt.

NFL will Medienpräsenz in Deutschland ausbauen

American Football besitzt in Berlin seit vielen Jahren Tradition. Zwei Mannschaften aus der Hauptstadt spielen in der Bundesliga: die Adler und die Rebels. Dazu findet seit einigen Jahren das Endspiel um die deutsche Meisterschaft im American Football, der German Bowl, regelmäßig im Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg statt. Wichtiger aus Sicht der NFL war aber die Präsenz der Berlin Thunder im Stadtbild, die von 1999 bis 2007 in der NFL Europe spielten. „Damals haben wir schon gute Erfahrungen mit American Football im Olympiastadion gemacht“, sagt Meyer. Zwar kamen im Schnitt nur 15 000 Zuschauer, bei einem NFL-Spiel wäre das rund 76 000 Zuschauer fassende Stadion aber mit großer Wahrscheinlichkeit ausverkauft. Wie in London würden Fans aus ganz Europa anreisen. „Solch ein Event bringt Touristen in die Stadt“, sagt Meyer.

Bevor die NFL tatsächlich mit einem Spiel nach Deutschland kommt, gilt es für die Liga vorher, ein Problem zu klären. „An der Fernsehsituation wollen wir definitiv etwas ändern“, sagt Mark Waller. Bisher waren die Vorrundenspiele der NFL nur im Bezahlfernsehen bei Sport1 US zu sehen. Der Vertrag lief nach der gerade beendeten Spielzeit aus, im Sommer wird neu verhandelt. Waller und die Liga wünschen sich eine Partnerschaft mit einem Sender im frei empfangbaren Fernsehen, „um mehr Fans zu erreichen und so bessere Voraussetzungen für ein Ligaspiel in Deutschland zu schaffen“.

Auch Frankfurt ist aussichtsreicher Kandidat

American Football ist hierzulande als Randsportart vor allem in Städten populär, die zu Zeiten der NFL-Europe ein Team besaßen. Neben Berlin waren das Köln, Düsseldorf, Hamburg und Frankfurt. In der Endphase der Liga von 2005 bis 2007 kamen fünf der sechs Mannschaften aus Deutschland.

Die aussichtsreichsten Kandidaten für ein NFL-Spiel dürften neben Berlin Frankfurt und Düsseldorf sein. Vor allem Frankfurt mit seinem großen Flughafen und dem begeisterungsfähigen Publikum aus Zeiten der Frankfurt Galaxy ist in NFL-Kreisen beliebt und damit als großer Berliner Konkurrent anzusehen. Konkrete Aussagen aus den USA sind derzeit aber noch nicht zu erwarten. „Wir würden es toll finden, wenn wir eine Antwort von der NFL erhalten und uns zu Gesprächen treffen könnten“, sagt Christoph Meyer. Denn, da ist er sich sicher: „Wir als Olympiastadion und Berliner können solche Events gut.“

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