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Aus der Traum! Russland scheitert im Viertelfinale des olympischen Eishockeyturniers.

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Update

Olympisches Eishockey-Turnier: Russland scheitert im Viertelfinale an Finnland

Russlands Superstars sind im Eishockey-Turnier von Sotschi schon im Viertelfinale an Finnland gescheitert. Für die letzten Tage der olympischen Winterspiele ist das ein ziemlicher Stimmungsdämpfer.

Die Spieler standen verloren auf dem Eis der Bolschoi-Arena, von den Rängen gab es kein Mitleid für die Gescheiterten. Die Zuschauer pfiffen und brüllten sich den Frust aus dem Leib. Russlands vermeintliche Eishockeyhelden waren zu Eishockeyversagern geworden. Sie schrumpften in diesem bedrückenden Moment von umhimmelten Sportstars zu Menschen, denen man in der Heimat wahrscheinlich lange vorwerfen wird, dass sie den Traum von der Goldmedaille bei den eigenen Winterspielen nicht erfüllen konnten.

Russland ist schon im Viertelfinale des olympischen Turniers ausgeschieden, nach einem 1:3 (1:2, 0:1, 0:0) gegen Finnland. Für das eishockeyverrückte Land eine Katastrophe – wenige Minuten nach dem Spiel tobte sich Volkes Seele daher auch aus. Vor der Halle im Olympia-Park krakelten die Fans ihren Frust heraus, im Internet tobte ein Shitstorm gegen die Mannschaft. Und als sich Sinetula Biljaletdinow vor die russischen Journalisten stellte, konnte der Betrachter Angst um die Gesundheit des Nationaltrainers haben, so sehr wurde er von dem Pulk der Fragensteller an die Wand gedrängt. „Ich kann mich bei den Fans nur entschuldigen“, sagte der verängstigte Coach. Ob die Niederlage eine nationale Katastrophe sei, wurde Biljaletdinow gefragt. Es sei ein „Misserfolg“ in einem Wettbewerb, sagte er. Das sahen seine Zuhörer ganz anders.

Die Russen gingen gegen Finnland sogar in Führung

Zu laut hatte man mit dem Olympiasieg gerechnet. Alexander Owetschkin hatte seinen Landsleuten Gold versprochen. "Es ist unsere Mission", hatte der Starstürmer aus der NHL gesagt. „Wir werden unser Volk stolz machen.“ Sotschi sollte eine Renaissance des russischen Eishockeys auf der internationalen Bühne werden, im Lieblingssport der Russen. Für viele russische Sportfans sind die Olympischen Spiele nun aber seit gestern praktisch vorbei.

1992 hatten russische Spieler zuletzt olympisches Gold gewonnen, in der Auswahl der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). Seitdem ist das russische Nationalteam zwar schon viermal Weltmeister geworden – zuletzt 2012 sogar in Finnland – allerdings nie zu der Großmacht im Eishockey wie einst die Sowjetunion. Als ganz großer Favorit auf Gold galten Owetschkin und Kollegen wohl nur in der Heimat. Für viele andere waren neben den Kanadiern und US-Amerikanern eben auch Schweden oder die nun ebenfalls fürs Halbfinale qualifizierten Finnen ernsthafte Kandidaten auf Gold.

Auf dem Eis wurden die hohen Erwartungen der Anhänger und das Versprechen des Teams in keinem Turnierspiel gerechtfertigt. In der Vorrunde quälten sich die Russen zu einem 5:2 gegen Slowenien, verloren dann 2:3 nach Penaltyschießen gegen die USA und siegten nach torlosem Spiel gegen die Slowakei 1:0 nach Penaltyschießen. Sie mussten in die Qualifikationsrunde, qualifizierten sich mit einem 4:0 gegen Norwegen für das Viertelfinale.

Die Zuschauer in der Arena wirkten empört und frustriert

Dann hatte es im Spiel gegen die Finnen gut angefangen für die Russen. Kowaltschuk erzielte im Powerplay das 1:0. Allerdings löste das die spürbare Verkrampfung nicht, die Russen wirkten übernervös gegen die Finnen, die noch im ersten Drittel das Spiel mit Toren von Juhamatti Aaaltonen und Altstar Teemu Selänne drehten. Nachdem die Finnen dann im zweiten Abschnitt in Überzahl durch Mikael Granlund auf 3:1 erhöhten, reagierte das russische Trainerteam. Sergei Bobrowski kam für Semjon Warlamow, der besonders bei Granlunds Schuss aus spitzen Winkel nicht gut ausgesehen hatte. Danach versuchten die Russen viel, schossen wild, aber oft zu harmlos auf das finnische Tor.

Doch da stand Tuukka Rask. Der Mann ist in der NHL mit den Boston Bruins Stanley-Cup-Sieger, also Meister in der nordamerikanischen Profiliga geworden, er gilt als einer der besten Torhüter der Welt. Das bekamen die Russen am Mittwoch zu spüren. Als das Spiel vor 12 000 Zuschauern vorbei war, hatten die olympischen Helden abgedankt. Alexander Owetschkin, auf dem Eis zuvor von seinem Trainer degradiert und aus der Überzahlformation genommen, sagte den wohl prägnantesten Satz des Abends: „Wir haben unsere Olympischen Spiele verloren.“

Russlands verlorene Spiele gehen aber noch weiter bis zum Sonntag, unter anderem natürlich mit dem Halbfinale im Eishockey: Dort spielen am Freitag die Finnen gegen Schweden und die USA gegen die Kanadier. Der Olympiasieger mühte sich am Mittwoch zu einem 2:1 gegen Lettland und überzeugte ebenso wenig wie de Russen. Aber im Gegensatz zu denen sind die Kanadier noch im Turnier.

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