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Faustpfand. Deutschlands Handballer nehmen nach dem Sieg über Polen die Bronzemedaille mit aus Rio de Janeiro.

© Reuters/Sagolj

Olympisches Handball-Turnier: Deutschland schlägt Polen und holt Bronze

Deutschlands Handballer schlagen Polen im Spiel um Platz drei 31:25 und holen erstmals seit 2004 wieder eine Medaille. Der Blick der Deutschen geht aber schon Richtung 2020 in Tokio.

Von Christian Hönicke

Die Zahl 2020 war am Sonntag die meistgenannte im Lager der deutschen Handballer. „Fast alle, die hier gespielt haben, werden auch 2020 noch dabei sein“, sagte Fabian Wiede. Gerade hatte sein Team in Rio das Spiel um Bronze 31:25 (17:13) gegen Polen gewonnen, da träumte er schon von mehr. „Diese Mannschaft hat eine sehr große Zukunft. Jetzt haben wir Zeit, uns bis 2020 richtig einzuspielen.“

Der Deutsche Handballbund (DHB) hat das Ziel Olympiagold für die nächsten Sommerspiele in Tokio ausgegeben. Nach den Erfahrungen dieses Jahres hat sich der Glaube an den ganz großen Wurf in den Köpfen der jungen Spieler verfestigt. Sie sind Europameister geworden und haben eine Olympiamedaille geholt, das war zuletzt der großen Generation um Daniel Stephan 2004 gelungen. Der Bundestrainer hieß damals Heiner Brand, am Sonntag applaudierte er in Rio auf der Tribüne seinem Nachfolger Dagur Sigurdsson.

Der Isländer hatte die Mannschaft vor zwei Jahren an ihrem Tiefpunkt übernommen. Im Juni 2014 hatte das DHB-Team die sportliche Qualifikation für die WM verpasst – nach einer 28:29-Niederlage in Magdeburg gegen Polen. Am Sonntag war diese finstere Episode schon beinahe in Vergessenheit geraten. Mit einem konsequenten Umbruch und vielen jungen Spielern hat Sigurdsson den deutschen Handball zurück in die Weltspitze geführt.

Im Spiel um Bronze ließ sein Team den Polen zwei Jahre nach Magdeburg keine Chance. Beide Mannschaften waren im Halbfinale auf dramatische Weise gescheitert, Polen nach Verlängerung am neuen Olympiasieger Dänemark, Deutschland in letzter Sekunde an Frankreich. Das deutsche Team, das jüngste des Teilnehmerfeldes, hatte die Niederlage besser verkraftet und wirkte in jeder Hinsicht fitter. Nach kleinen Schwierigkeiten zum Start und einem 5:8-Rückstand (15. Minute) drehte es auf. Zur Halbzeit stand es 17:13, in der zweiten Hälfte bauten die Deutschen den Vorsprung auf teilweise sieben Tore aus und brachten das Spiel souverän zu Ende.

"Die Mannschaft hat in Rio den nächsten Schritt gemacht"

„Die Mannschaft hat in Rio den nächsten Schritt gemacht“, sagte Sigurdsson danach. „Jedes Turnier ist für die jungen Spieler Gold wert, vor allem, wenn man es bis zum Ende spielt.“ Für die meisten Spieler war es das erste olympische Turnier, und sie hatten ihre Bewährungsprobe bestanden. „Viele haben nicht damit gerechnet, aber wir haben allen bewiesen, dass wir in der Weltspitze angekommen sind“, sagte Fabian Wiede. „Wir sind wieder gut für die Plätze ganz oben.“ Der Berliner hatte im Rückraum genauso wie sein Vereinskollege Paul Drux ein starkes Turnier gespielt und dürfte künftig zu den Leistungsträgern des Teams gehören.

Mit dem Gewinn der Bronzemedaille in Rio hat die Mannschaft eindrucksvoll bestätigt, dass der Gewinn der Europameisterschaft zu Beginn des Jahres kein Zufall war. Ein tolles Jahr für den deutschen Handball. Da kann man nur sagen: weiter so!

schreibt NutzerIn spreeathen

Auch die anderen tragenden Elemente des Mannschaftsgerüsts, ob Julius Kühn, Hendrik Pekeler, Finn Lemke oder Andreas Wolff, kommen erst noch ins beste Handballeralter. „Bis 2020 kommt vielleicht noch ein bisschen Erfahrung hinzu“, sagte Drux. Nicht nur DHB-Vizepräsident Bob Hanning glaubt, „dass etwas Großes heranwachsen kann, dass das Ziel 2020 auch erreicht werden kann. Andere Mannschaften werden große Spieler abgeben, wir werden noch welche dazukriegen.“ Ob dann auch der Trainer noch dabei ist, hängt nur von ihm selbst ab. Dagur Sigurdssons Vertrag läuft bis 2017, mit der Option einer Verlängerung um weitere drei Jahre. „Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht, zusammen weiterzumachen“, sagte DHB-Vize Hanning. „An mir liegt es jedenfalls nicht.“

Nur einer dachte noch nicht an 2020, sondern schon an 2017. Andreas Wolff hatte die Halbfinalniederlage gegen Frankreich noch immer nicht ganz abgehakt, wohl auch, weil er mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden war. Der Torhüter hatte schon die nächste WM im Sinn, die in knapp fünf Monaten in Frankreich beginnt. „Wir werden uns bei den Franzosen für das Halbfinale revanchieren“, sagte Wolff. „Diesmal haben wir den alten Männern noch einmal den Vortritt gelassen. Dafür holen wir uns den Titel dann in Frankreich.“ Christian Hönicke

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