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Immer im Kreis. 2014 brach Jens Voigt den Stundenweltrekord, im Januar fährt er im Berliner Velodrom.

© Peter Klaunzer/Keystone/dpa

Radsport: Jens Voigt fährt bei Berliner Sechstagerennen

Der ehemalige Radprofi Jens Voigt nimmt Ende Januar an den Sixdays im Velodrom teil – allerdings nicht im Feld der Profis.

Mehr als 340 Etappen bei der Tour de France. Als er die Zahl ausspricht, kann es Jens Voigt selbst kaum glauben und fasst sich an den Kopf. Dreihundertvierzig! „Ich hab’ fast ein Jahr meines Lebens auf dem Rad bei der Tour verbracht. Das ist doch der Wahnsinn“, sagt der ehemalige Profi, der mit 17 Teilnahmen an der Frankreich-Rundfahrt Rekordhalter ist. Vom Radsport lösen kann sich der 46-Jährige aber nicht. Seine Rückkehr in den Sattel, über die Voigt am Montag bei einem Pressetermin in den Räumlichkeiten eines Spirituosenherstellers in Kreuzberg spricht, wird jedoch deutlich weniger zeitaufwendig.

Zum Start der Berliner Sixdays nimmt Voigt am 25. Januar am Legendenrennen teil. Sieben, acht Altstars hätten schon zugesagt, erzählt der Sportliche Leiter des Sechstagerennens, Dieter Stein. Darunter auch der vierfache Champion Silvio Martinello und der erste Sieger nach dem Umzug ins Velodrom, Olaf Ludwig. Dass es bei der Veranstaltung um den Spaß und nicht um athletische Höchstleistungen gehen soll, ist unschwer zu erkennen.

„Wenn ich sehe, wie gut Jens noch in Form ist, wäre er mit dem Roger das perfekte Duo“, scherzt Stein. Der Roger, das ist Roger Kluge. Der 31 Jahre alte Radprofi ist am Montag auch in dem Kreuzberger Industriebau und sitzt neben Voigt auf einem braunen Ledersofa vor einem Dutzend Journalisten. Kluge wird ebenfalls am 107. Sechstagerennen teilnehmen, anders als Voigt aber bei den Aktiven. Zusammen mit Theo Reinhardt gehört der Sieger von 2013 vom 25. bis 30. Januar zum Kreis der Favoriten.

"Ich muss mir erst mal ein Bahnrad besorgen"

Voigt will es da ein bisschen ruhiger angehen lassen. „Weil ich so groß bin, sieht man es vielleicht nicht so, ich habe aber schon ein paar Kilo zugenommen“, sagt Voigt. Er befinde sich in der Phase, in der „Muskeln aus dem Körper rausgehen und Fett rein“, sagt Voigt. Er versuche sich zwar fit zu halten, vor dem Rennen müsse aber schon noch mal auf die Bahn, um ein bisschen zu trainieren. Ein kleines Problem gebe es dabei allerdings noch. „Ich muss mir erst mal ein Bahnrad besorgen“, sagt Voigt.

Von Kluge holt sich Voigt dann auch noch ein paar Tipps ab. Mit Stein fachsimpeln sie über Trittfrequenzen, Übersetzungen und Kurbellängen. Ganz fremd ist Voigt die Bahn aber auch nicht. 2014 brach der gebürtige Mecklenburger, der mit seiner Frau und seinen sechs Kindern seit Jahren in Berlin lebt, den Stundenweltrekord. „Außerdem war ich früher mal Berlin-Brandenburgischer Punktefahrmeister“, fügt Voigt lachend hinzu. Beim Sechstagerennen in seiner Heimat war er bisher aber nur als Ehrengast. „Unser Wunsch war es immer, dass Jens hier in Berlin fährt“, sagt Stein. Der dichte Terminplan habe das nie zugelassen. Nun klappt es doch noch, wenn auch auf kürzerer Distanz und vermutlich etwas langsamer.

Anfang Januar fuhr Jens Voigt den Teufelsberg für einen guten Zweck 100 Mal hoch und runter.
Anfang Januar fuhr Jens Voigt den Teufelsberg für einen guten Zweck 100 Mal hoch und runter.

© Soeren Stache/dpa

Für die Sixdays ist ein großer Name wie Voigt ein Segen. Der Stellenwert des Rennens ist bei Weitem nicht mehr so groß, wie er einmal war, und im vergangenen Jahr sank die Zuschauerzahl um etwa 10.000. „Wir brauchen Idole wie Jens, vor allem für die Jugend“, sagt Stein. Auch auf die Ticketverkäufe dürfte sich ein Publikumsmagnet wie Voigt positiv auswirken.

Drei Jahre nach seinem Karriereende ist er im Radsport immer noch ein gefragter Mann. Für das US–Fernsehen kommentiert er die Tour, er hält Vorträge, fährt Wohltätigkeitsrennen und reist um die Welt. „Ich bin fast mehr unterwegs als früher“, sagt Voigt. Da ist das Sechstagerennen vor der eigenen Haustür sicherlich eine willkommene Abwechslung.

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