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Satire? Ach so!: "Nur ein Spaß": Mainzer Fans zeigen RAF-Fahne im Stadion

Fans von der "Ultra-Szene Mainz" haben eine Flagge mit dem Symbol der Roten Armee Fraktion ins Mainzer Stadion geschleppt. War doch bloß eine Satire, sagen sie. Nur auf was eigentlich?

Vielleicht haben die Fußballfans von der „Ultra-Szene Mainz“ einfach zu oft in der „Titanic“ oder im französischen Magazin „Charlie Hebdo“ geschmökert und fanden darin alles klasse. Der Papst mit durchnässter Soutane, billige Mohammed-Karikaturen, seltsame Satire ist ja schwer angesagt zurzeit. Also schleppten die Fans halt mal eine Flagge mit dem Symbol der Roten Armee Fraktion (RAF) ins Mainzer Stadion, war doch bloß ein Spaß. Und allen Spaßbremsen teilt Christian Heidel, der Manager von Mainz 05, mit: „Es war kein RAF-Plakat, nur das Symbol wurde verwendet.“ Muss man denn immer alles erklären? Hallo! „Es war ein satirisches Plakat.“

Lustige Satire. Satire auf was eigentlich? Auf die 34 Mordopfer der RAF? Auf die Tölpel von der Polizei, die bis heute sechs Morde der dritten RAF-Generation nicht aufklären konnten? Auf die hartnäckigen Bemühungen von Michael Buback, die RAF-Person zu ermitteln, die seinen Vater Siegfried Buback, erschossen hat? Oder doch auf die RAF selbst, weil die ausgerechnet zum Datum 20. April im Jahr 1998 ihre „Auflösungserklärung“ verschickt hatte? 20. April – klingelt’s? Das ist Hitlers Geburtstag.

Bildergalerie: Die Opfer des RAF-Terrors

Satire also, das hat „nur niemand verstanden“, sagt Heidel. Ja, komisch eigentlich, dass dies niemand begriffen hatte. Aber vielleicht waren nicht nur diese Menschen begriffsstutzig. Ulrike Meinhof, die RAF-Führungsfigur, schrieb: „Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine (...), und natürlich kann geschossen werden.“ Das war 1970. Der erste Polizist, der danach tot in seinem Blut lag, war Norbert Schmid. Der Schuss, der ihn traf, fiel am 22. Oktober 1971.

Kann es sein, dass ihn ein paar Mainzer Satiriker bis heute nicht gehört haben?

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