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Rote in der Überzahl. Es dauerte 45 Minuten, ehe sich die Schalker um Obasi (Mitte) aus der Mainzer Umklammerung lösten. Foto: dpa

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Sport: Schizophrene Schalker

Erst schlecht, dann gut: Nach dem 1:1 gegen Mainz ist die Enttäuschung groß.

Benedikt Höwedes hatte keine große Lust, Ausreden zu finden. „Das war ein kleiner Dämpfer für uns. Aufgrund der ersten Hälfte geht das Ergebnis in Ordnung“, sagte der Verteidiger und wirkte ziemlich ernüchtert. Das 1:1 (0:1) des FC Schalke 04 gegen den FSV Mainz 05 vor 60 557 Zuschauern dürfte allen Schalkern eine unruhige Nacht beschert haben. Zwar hatten sie nach einer furchtbaren ersten Hälfte den Ausgang des Spiels noch glimpflich gestalten können und bleiben Bestandteil der Bundesliga-Spitzengruppe. Doch weshalb die Mannschaft von Trainer Huub Stevens wieder einmal zwei völlig verschiedene Gesichter zeigte, dürfte Anlass für eine intensive Nachbereitung sein.

„Die erste Halbzeit war nicht gut, für die zweite Hälfte muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen“, sagte Stevens zwar und versuchte, sich keine Gefühlsregung anmerken zu lassen. Aber auch der Holländer dürfte enttäuscht gewesen sein, dass seine Mannschaft einen möglichen Sieg nahezu verschenkt hatte. Neben Stevens saß Thomas Tuchel auf dem Podium, dem die Freude über den Punktgewinn im Mainzer Abstiegskampf deutlich anzusehen war. „Das ist ein Ergebnis, mit dem wir sicher leben können“, sagte der Trainer.

Das 3:1 gegen den SC Freiburg in der Vorwoche schien der Mannschaft von Thomas Tuchel anfänglich Flügel zu verleihen. Vom Anpfiff an strotzten die Rheinhessen nur so vor Selbstbewusstsein und ließen den Schalkern kaum Zeit zum Luftholen. Die Überlegenheit der Mainzer zahlte sich dann nach 15 Minuten aus. Mohamed Zidan, der nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund sein erstes Spiel für seinen neuen Klub absolvierte, bei dem er bereits zum dritten Mal angeheuert hat, traf aus kurzer Distanz zur verdienten Führung.

Die Mannschaft von Huub Stevens schien im Gegensatz zum Gegner unter der Kälte zu leiden. Die Offensiv-Bemühungen wirkten träge und wenig überzeugend. Dass sich mit Kyriakos Papadopoulos ein Defensivspieler in der 44. Minute für den ersten nennenswerten Torschuss verantwortlich zeigte, machte die Angriffs-Problematik deutlich. Dabei hatte Stevens gleich fünf Offensivspieler aufgeboten, auch Raúl konnte nach seiner Wadenverletzung in der Vorwoche wieder mitwirken. Aber selbst der Spanier passte sich dem schwachen Niveau an und produzierte ungewöhnliche Abspielfehler.

Die gesamte Schalker Mannschaft war in der ersten Hälfte völlig von der Rolle. Die Mainzer hatten es jedoch versäumt, ihre Führung auszubauen, weil sie ihre Konter zu unkonzentriert und ungenau vortrugen. „Wir haben gut gespielt, aber das Ausspielen unserer Tormöglichkeiten war mangelhaft“, sagte Tuchel.

Schalkes Offensivspieler Jefferson Farfan, der erstmals nach seiner Knieverletzung Mitte November wieder mitwirken konnte, sorgte nach seiner Einwechslung zu Beginn der zweiten Hälfte für deutlich mehr Schwung. Endlich erwachte die Mannschaft von Huub Stevens aus ihrer 45-minütigen Lethargie. Sie spielte nun so engagiert und inspiriert, wie es ihren Möglichkeiten entspricht, und startete, wie bereits so häufig in dieser Saison, eine Aufholjagd in der zweiten Spielhälfte. Und spätestens nach dem sehenswerten Ausgleichstreffer aus spitzem Winkel durch Chinedu Obasi nach 59 Minuten waren die Mainzer nur noch zum Zuschauen verdammt. Vor allem der ebenfalls eingewechselte José-Manuel Jurado gab den Schalker Bemühungen mehr spielerische Kontur. Doch das sollte am Ende nicht mehr für den sechsten Sieg im sechsten aufeinanderfolgenden Bundesligaspiel und damit für einen neuen Vereinsrekord ausreichen.

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