zum Hauptinhalt
Sonnele Öztürk würde gerne noch länger mit Miro Zeravica zusammenarbeiten.

© dpa

Schwimmen: Berliner Cheftrainer hat Probezeit nicht bestanden

Bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften sorgt ein Trainerwechsel in Berlin für Unruhe. Der Deutsche Schwimm-Verband hat den Vertrag von Miro Zeravica nach sechsmonatiger Probezeit nicht verlängert

Kurz vor Beginn der ersten Rennen bei den deutschen Meisterschaften haben der Chef-Bundestrainer und sein ehemaliger Angestellter noch ein paar Dinge zu besprechen. Henning Lambertz und Miro Zeravica stehen am Donnerstagmorgen am Beckenrand zusammen, ihr Gespräch wirkt völlig entspannt. Seit Oktober hatte der Kroate Zeravica als Cheftrainer am Olympiastützpunkt Berlin gearbeitet, diese Position hat er bei den nationalen Titelkämpfen nun nicht mehr inne. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat den Vertrag des 42-Jährigen nach sechsmonatiger Probezeit zum 31. März nicht verlängert. „Die Gründe sind arbeitsrechtlicher Natur“, sagt Lambertz, ohne Details zu nennen. Der Chef-Bundestrainer spricht von einer „ganz normalen und ganz ruhigen“ Trennung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, „wie sie hunderttausendfach in Deutschland passiert“.

Allerdings sehen einige Berliner Schwimmer die Angelegenheit nicht so locker. „Ich war schon überrascht und enttäuscht“, sagt die 17 Jahre alte Rückenspezialistin Sonnele Öztürk. „Ich habe Miro total vertraut. Ich habe auch das Gefühl gehabt, dass er mich weiterbringt.“ Rund die Hälfte der Berliner Kaderschwimmer sollen sich wie Öztürk bei dem Trainer sportlich und menschlich gut aufgehoben gefühlt haben. Die andere Hälfte war mit der Zusammenarbeit weniger zufrieden.

Jugend-Bundestrainerin Beate Ludewig übernimmt bis Olympia 2016

Auch das dürfte den DSV bewogen haben, die Probezeit nicht zu verlängern und zwei altgedienten Trainern noch mehr Verantwortung zu geben: Bis zu Olympia 2016 wird Jugend-Bundestrainerin Beate Ludewig die administrativen Aufgaben als Leiterin des Stützpunkts übernehmen, der bisherige Stützpunktleiter Gerd Eßer übernimmt die gesamte Berliner Trainingsgruppe. Allerdings verpasste der ehemalige Trainer von Franziska van Almsick den Auftakt der deutschen Meisterschaften wegen einer Erkrankung.

„Es gab kein Loch, wir haben niemanden im Regen stehen lassen“, betont Chef-Bundestainer Lambertz. „Im Fußball wechselt der Trainer auch manchmal drei Mal pro Saison, damit müssen die Sportler leben.“ Woran die eigentlich geplante langfristige Zusammenarbeit mit Zeravica letztlich scheiterte, will man beim DSV nicht sagen. Gerd Eßer spricht lediglich von „Gewöhnungsaspekten“ und „Mentalitätsunterschieden“ zu Beginn von Zeravicas Amtszeit in Berlin – „aber er hat jegliche Unterstützung von uns bekommen, wir sind kollegial gut miteinander ausgekommen“.

Zeravica kann seine Berliner Schwimmer bei den deutschen Meisterschaften noch betreuen, der Kroate hat erst einmal einen einmonatigen Vertrag bei den Wasserfreunden Spandau 04 erhalten. Sonnele Öztürk würde gerne noch länger mit ihm zusammenarbeiten – zumal sie in Zukunft häufiger in Berlin trainieren wird. Die 17-Jährige zog sich vor rund zwei Wochen aus dem DSV-Perspektivteam zurück, dem Prestige-Projekt von Lambertz, in dem die besten Nachwuchsschwimmer des Landes bis zu 18 Wochen im Jahr zu Lehrgängen zusammengezogen werden. „Ich finde das natürlich sehr bedauerlich“, sagt der Bundestrainer. Öztürk sagt selbst, sie habe schon länger vorgehabt, das Perspektivteam zu verlassen. Und die Entlassung ihres Heimtrainers Zeravica scheint sie von diesem Entschluss zumindest nicht abgebracht zu haben.

Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite