zum Hauptinhalt
Update

Sexistische Werbung: Füchse Berlin mit Negativpreis ausgezeichnet

Frauen im Bikini, ein Fuchs mit Ball im Anschlag – die Proteste gegen die Werbung der Füchse waren groß. An einer Online-Petition haben sich über 11 000 Menschen beteiligt - Vorwurf: "Sexismus". Der Klub hat das Motiv von seiner Homepage genommen - bekam nun aber einen Preis, den niemand haben will: den Negativpreis von "Terre des Femmes" für sexistische Werbung.

Die Zunge geht nach oben, der Fuchs schleckt sich das Maul. Lecker. Er starrt auf eine Stange. Auf der hocken fünf Frauen im Bikini, in der linken Hand hält der Fuchs einen Handball. Er wirft nicht, denn das Motiv ist eingefroren. Aber er ist kurz vor dem Wurf. „Hier ist unser Jagdrevier“, steht unten am Rand. Der Werbeslogan der Berliner Bundesligahandballer. Geschmacksache? „Nein, Sexismus“, findet Anna Hoffmann. Als die Füchse-Anhängerin das Motiv als Plakat vor gut einer Woche unweit eines Supermarktes in Tempelhof erblickte, sei sie geschockt gewesen. „Ich hatte sofort eine Schießbuden-Assoziation. Die Chicks auf der Stange. Als Freiwild, Fleisch.“ Hoffmann startete auf einem Internetportal eine Petition, seit dem 1. Oktober haben dort bis zum Freitag 11 000 Menschen unterschrieben. Ziel: Das Werbemotiv, mit dem die Füchse auch ihre Homepage eröffnen, soll verschwinden, der Klub sich dafür entschuldigen.

Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse, sieht es anders. Es habe viele Reaktionen auf das Motiv gegeben. „Keine 11 000. Aber es gibt auch sehr viele positive Reaktionen. Viele haben gesagt: Was haben die denn für ein Problem?“ Bevor „die“ aktiv geworden sind, hatte schon der Mensch ein Problem, der anonym den Werberat auf das Plakat hinwies. Mit Saisonstart, denn so lange ist das Bild auch schon online. Für Anna Hoffmann umso schlimmer. Es gehe ihr allerdings nicht darum, die Füchse anzuschwärzen: „Ich sehe da vielmehr Diskussionsbedarf. Es ist doch die Frage, ob es eine Grenze gibt.“

Manager Bob Hanning versteht die Aufregung nicht

Sicher ist es ungewöhnlich, dass die Füchse im Jahr 2014 mit einem derartigen Motiv werben, wo doch die Gesellschaft in ihren Reaktionen sensibler geworden ist als etwa noch in den Siebzigerjahren, wo derlei Werbemotive üblich gewesen sein mögen. Der moderne Mensch dürfte das Motiv eher als altbackenen Herrenwitz interpretieren. Ohne Zweifel ist das Motiv eine unkonventionelle Werbung, um ein Familienpublikum in die Halle zu bewegen. Bob Hanning hat eine andere Auffassung. Auf dem Bild seien die Cheerleader des Klubs zu sehen. „Hinten ist der Wannsee drauf.“ Also Berlin-Bezug. Und gegen Frauen hätten die Füchse natürlich nichts. „Wir haben ja auch eine sehr erfolgreiche Frauenabteilung.“

Frauen wie Männer nehmen an der Petition teil, es seien auch viele Handballanhänger darunter, sagt Anna Hoffmann. Sie erwarte jetzt eine Reaktion der Füchse darauf. So weit ist man bei den Füchsen aber noch nicht. „Es als Sexismus zu bezeichnen, weil sich unsere Cheerleader auf eine Stange setzen“, das verstehe er nicht, sagt Hanning. Das Motiv werde irgendwann ausgetauscht. „Es ist ja unser Sommermotiv.“ Aber das Bild werde man „bewusst nicht jetzt austauschen“.

So darf der Fuchs weiter sabbern, im eigentümlichen Jagdrevier.

Nachtrag: Das Plakat haben die Füchse längst von Ihrer Seite genommen. Trotzdem hat es in dieser Woche den Negativpreis von "Terre des Femmes" bekommen. Laut Anna Hoffmann wollen die Petitionsorganisatoren nun versuchen, Preis und Unterschriften an die Füchse zu übergeben. Zudem soll eine offener Brief an den Füchse-Sponsor DKB gesendet werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false