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Schwabenverägerer. Unions Torschütze Steven Skrzybski (rechts der Stuttgarter Takumo Asano).

© dpa

Spitzenspiel in der 2. Liga: Bedeutsames Unentschieden gegen Stuttgart

Unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw trennen sich Union Berlin und der VfB leistungsgerecht 1:1.

Der Mann trug eine dicke Jacke und einen Schal und schien trotzdem zu frieren. Hastig eilte er ins Innere der Alten Försterei. Oder wollte er bloß nicht erkannt werden? Unter den anderen Besuchern regte sich erstes Getuschel. Das war doch nicht etwa? Ist er’s wirklich?

Er war es tatsächlich, der Mann mit der dicken Jacke und dem Schal. Joachim Löw, Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hatte sich am Sonntag auf in den Berliner Südosten gemacht, um das Aufeinandertreffen des 1. FC Union Berlin mit dem VfB Stuttgart anzusehen. Allein diese Personalie verdeutlichte, dass es sich um ein äußerst bedeutendes Spiel handelte. In der Zweiten Liga ist Löw gemeinhin selten anzutreffen.

Stuttgart ging früh in Führung, Union war wie gelähmt

Der Besuch des Bundestrainers passte zum Ambiente. Ein Gefühl von Bundesliga flirrte doch die kalte, klare Köpenicker Winterluft. Der Gegner, 2007 noch Deutscher Meister, das ausverkaufte Stadion, die lautstarke Kulisse – alles passte. Und dann war da ja noch das Spiel, das von beiden Mannschaften auf einem Niveau ausgetragen wurde, wie es in der Zweiten Liga selten zu beobachten ist. Jedenfalls was die zweite Halbzeit angeht. Die ersten 45 Minuten waren dagegen etwas zäh, was vor allem an den Gastgebern lag. „Die Anfangsphase haben wir verschlafen, aber danach Charakter gezeigt“, sagte Unions Kapitän Felix Kroos. Erst als Trainer Jens Keller von 4-4-2 auf ein 4-3-3-System umstellte, kamen die Berliner besser ins Spiel. Am Ende trennten sich Union und der VfB leistungsgerecht 1:1 (0:1). Stuttgart bleibt Zweiter, Union fiel in der Tabelle auf den siebten Platz zurück.

Ganz still wurde es kurz einmal nach drei Minuten. Nur im Gästeblock tobte jeder mit jedem. Nach einem schlampigen Zuspiel von Kristian Pedersen ging es ganz schnell. Auf der linken Seite spielte Carlos Mané den Ball in den Strafraum zu Christian Gentner, der sofort weiter auf Simon Terodde leitete. Zum Leidwesen der Berliner Fans hat der Stürmer im November 2016 nichts mehr mit jenem Simon Terodde zu tun, der von 2011 bis 2014 mäßig erfolgreich für den 1. FC Union spielte. Terodde ist während seiner Zeit beim VfL Bochum zum besten Angreifer der Zweiten Liga gereift. Treffsicher und eiskalt, eine kurze Drehung und schon stand es 0:1. Union benötigte anschließend die komplette erste Halbzeit, um sich von diesem Schock zu erholen.

Mit Simon Hedlund kam die Wende

Neben der Systemumstellung nahm Unions Trainer Jens Keller nach wenigen Minuten der zweiten Hälfte eine weitere entscheidende Korrektur vor. Er brachte Simon Hedlund für Kenny Prince Redondo, und plötzlich steckte mehr Tempo in den Berliner Angriffsbemühungen. Sofort gelang Union der Ausgleich – ohne direkte Beteiligung von Hedlund. Einen von Roberto Puncec hoch in den Strafraum geschlagenen Ball wehrte Stuttgarts Torhüter Mitch Langerak mit den Fäusten direkt vor die Füße von Steven Skrzybski ab, der direkt zum 1:1 einschoss.

Die verbleibende halbe Stunde sollte die temporeichste und aufregendste der bisherigen Saison mit Berliner Beteiligung werden. Es ging hin und her, hoch und runter. Und immer wieder liefen die Berliner Aktionen über Hedlund. Eine Hereingabe des Schweden verpasste Collin Quaner knapp. Im Gegenzug schoss Mané übers Tor. So ging es immer weiter. Terodde wurde geblockt, Quaner verpasste erneut. Dann tauchte Felix Kroos plötzlich allein vor Langerak auf, aber Stuttgarts Torhüter blieb Sieger. Als beiden Mannschaften in den allerletzten Minuten die Luft ausging, erhoben sich alle Zuschauer von ihren Sitzen und applaudierten. Joachim Löw dürfte sich auf der Tribüne bestens unterhalten gefühlt haben.

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