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Vom Stürmer zum Torhüter. Der 20 Jahre alte Jonathan Klinsmann hat als Feldspieler angefangen und ist ein exzellenter Fußballer. 

© Soeren Stache/dpa

Update

Vertrag für den Torhüter: Hertha BSC verpflichtet Jonathan Klinsmann

Jürgen Klinsmanns Sohn Jonathan hat sich bei Hertha BSC erfolgreich um einen Posten als Torhüter beworben. Die Berliner haben den 20-Jährigen verpflichtet.

Nach Ähnlichkeiten zu seinem Vater muss man wirklich nicht lange suchen: die Mund- und Nasenpartie, der federnde Gang, auch das Lächeln. Vor allem aber die Begeisterungsfähigkeit und die grundsätzlich positive Einstellung zum Leben. Jonathan Klinsmann findet so ziemlich alles „amazing“, was er gerade erlebt. Die Stadt Berlin, der Verein Hertha BSC, seine Torwartkollegen Rune Jarstein und Thomas Kraft, das Training, die Atmosphäre: alles wunderbar.

Jonathan, 20 Jahre alt, ist der Sohn von Jürgen Klinsmann, der mit genau dieser Einstellung den deutschen Fußball vor etwas mehr als zehn Jahren als Bundestrainer aus einer tiefen Depression befreit hat. Klinsmann hat den WM-Titel 2006 als Ziel ausgerufen, als das Land schon das Erreichen des Achtelfinales für vermessen gehalten hätte. Hohe Ziele hat auch sein Sohn: Er versucht gerade, seine Karriere als Profifußballer in Gang zu bringen.

„Hertha gibt mir ein wirklich gutes Gefühl“, sagt Klinsmann junior, der seit einer Woche beim Berliner Bundesligisten zur Probe mitspielt und gerade mit den Profis im Trainingslager in Bad Saarow ist. Am Dienstagvormittag haben die Berliner verkündet, dass sie den US-amerikanischen U-20-Nationalspieler als dritten Torhüter unter Vertrag nehmen. Manager Michael Preetz twitterte: "Willkommen in der Hertha-Familie, Jonathan!" Besonders Torwarttrainer Zsolt Petry ist von Klinsmann angetan. „Er macht einen sehr guten Eindruck“, sagt Petry. „Er strahlt Ruhe und Selbstvertrauen aus, hat einen sehr guten rechten Fuß und ist auch technisch und athletisch auf einem guten Niveau.“

Bisher spielt Klinsmann in den USA am College und studiert Kunst

Dass Jonathan Klinsmann Talent hat, ist offenkundig. Im Mai hat er mit den USA an der U-20-WM teilgenommen, Anfang des Jahres wurde er beim Gold-Cup als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet. „Er bringt viel mit“, sagt Rainer Widmayer, der Assistent von Herthas Cheftrainer Pal Dardai. „Er ist ein Modellathlet, fleißig, gierig und extrem ehrgeizig.“ Bisher spielt Klinsmann für das College-Team der Universität Berkeley – aber für einen Profivertrag im alten Europa würde er sein Kunststudium auf halber Strecke beenden.

Seit ein paar Wochen tourt Klinsmann durch Deutschland und England. Er hat bei Everton und West Ham vorgespielt, bei Eintracht Braunschweig und jetzt bei Hertha. „Alles was er für einen guten Torhüter braucht, hat er“, hat der Torwarttrainer des FC Everton über ihn gesagt. „Alles, was er nicht hat, kann er lernen.“ Eintracht Braunschweig wollte ihn verpflichten, aber Klinsmann hat vorgezogen, es erst noch bei Hertha zu probieren. Jonathan Klinsmann sagt, er sei jemand, der das Risiko liebe. „Das ist wichtig im Leben.“

Zwei weitere Bundesligisten – angeblich Wolfsburg und Hannover – sollen sich ebenfalls nach Klinsmann erkundigt haben, aber Hertha und Berlin haben es ihm offensichtlich angetan. Sein 2005 verstorbener Großvater Siegfried war seit seiner Kindheit in Brandenburg großer Hertha-Fan. Dass er, der Enkel, also tatsächlich seinen ersten Profivertrag bei den Berlinern unterschreibt, sei „ein emotionaler Moment für mich und meine Familie“.

Am Montagmittag sitzt Klinsmann im Mannschaftshotel in Bad Saarow zehn Journalisten gegenüber. Ziemlich viel Aufmerksamkeit für einen 20-Jährigen, der bei Hertha erst einmal nur für die U-23-Mannschaft in der Regionalliga vorgesehen wäre. Hieße er Müller oder Schmitz, würde niemand von ihm Notiz nehmen. Klinsmann weiß, dass er „das Rampenlicht nicht verdient“ hat und dass er das öffentliche Interesse vor allem seinem Namen zu verdanken hat. Aber er meistert diese Situation mit einer beneidenswerten Leichtigkeit.

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Im ersten Training erzielte er ein Traumtor

Im ersten Training bei Hertha vor einer Woche hat Jonathan Klinsmann kurz im Feld gespielt und dabei ein spektakuläres Tor erzielt. Angefangen hat er wie sein Vater Jürgen als Stürmer, aber als er irgendwann im Tor aushelfen musste, hat er Gefallen an diesem Job gefunden. Und als ehemaliger Stürmer war sein Vater natürlich prädestiniert, ihm die Bälle aufs Tor zu schießen. „Ich habe es nie gemocht, dass er gegen mich trifft“, sagt Jonathan. Dass er mit der Familientradition bricht, hat sein Vater wohlwollend zur Kenntnis genommen. Der Druck auf seinen Sohn dürfte so deutlich geringer sein, als wenn er ebenfalls Stürmer geworden und mit ihm verglichen worden wäre.

So heißt sein Vorbild als Fußballer nicht Jürgen Klinsmann, sondern Jens Lehmann, den sein Vater vor der WM 2006 zur Nummer eins der Nationalmannschaft befördert hat. Beim siegreichen Viertelfinale gegen Argentinien mit dem legendären Elfmeterschießen saß Jonathan Klinsmann auf der Tribüne. Es sei eines der besten Erlebnisse seines Lebens gewesen, erzählt er. Später hat er von Lehmann ein Paar Torwarthandschuhe geschenkt bekommen. Jonathan Klinsmann bewahrt sie bis heute bei sich zu Hause auf.

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