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Sport: Wer die Wahl hat

Herthas Mitglieder bestimmen Gremien neu

Berlin - Natürlich hat Manfred Zemaitat am Samstag gejubelt und applaudiert. Natürlich saß er in Block N, Haupttribüne Olympiastadion, wie immer. 3:1-Sieg gegen Köln im letzten Saisonspiel, Tabellenplatz 12 – die Saison hat für Hertha BSC also noch glücklich geendet. „Und dennoch“, sagt Manfred Zemaitat, „es muss sich was ändern.“

Hertha BSC hat heute Abend ab 19 Uhr im ICC zur Mitgliederversammlung geladen. Der Aufsichtsrat des Klubs wird genauso neu gewählt wie der Beteiligungsausschuss, das oberste Kontrollgremium des Vereins. Und wer sich im Vorfeld der Versammlung umhört, gewinnt den Eindruck, dass die Veranstaltung so turbulent werden könnte wie Mitte der Achtzigerjahre. Wer trägt die Verantwortung für diese sportlich so wenig erfolgreiche Saison? Hat Manager Dieter Hoeneß zu viel Macht? Und: Warum greift der Aufsichtsrat nicht energischer ein?

24 Kandidaten für die fünf bis neun Mitglieder des Aufsichtsrats stellen sich den Mitgliedern heute zur Wahl – darunter befindet sich auch der Name Zemaitat. Er ist einer der prominentesten Kandidaten: Zemaitat, 54, ist seit 40 Jahren Hertha-Fan, er saß im Wirtschaftsrat und war von 1994 bis 1998 Präsident. Drei Minuten darf Zemaitat wie alle anderen reden, „ich habe nur leider einen unglücklichen Namen“, sagt er. „Ich bin mit ’Z’ der Letzte.“ Kurz nach Mitternacht soll er zum Mikrofon greifen. Die Wahl steht an Tagesordnungspunkt 11.

Wenn die Mitglieder den neuen Aufsichtsrat und Beteiligungsausschuss gewählt haben, werden viele Mitglieder gesprochen haben. Thomas Wolff etwa, einer der lautesten Kritiker der vergangenen Jahre, aber auch Ex-Profis wie Dirk Greiser und Hans Weiner.

Eine richtige Opposition gibt es anscheinend nicht. Manche beklagen, dass die Verantwortlichen nicht immer deutlich gemacht haben, wie wichtig einzelne Aufsichtsratsmitglieder wirklich seien. So gilt Werner Gegenbauer, noch amtierender Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Stadt als absolut integre Figur, die sich mit großen Engagement für den Sport in der Stadt und Hertha BSC einsetzt, still und diskret im Hintergrund. Gegenbauer, sagt ein Insider, kenne Berlin und seine Strukturen. Auf so einen könne ein Wirtschaftsunternehmen wie Hertha BSC nicht verzichten. Ein Mitglied sagt, man müsse diese Leistungen nur auch den Fans einmal vor Augen führen. Auch um mehr Transparenz und Nähe zu schaffen.

Aufgabe des Aufsichtsrates ist es, die Arbeit der Kommanditgesellschaft mit den Geschäftsführern Dieter Hoeneß und Ingo Schiller zu begleiten. Der Beteiligungsausschuss, der sich aus Mitgliedern des Aufsichtsrats, des Präsidiums und einigen Vereinsmitgliedern zusammensetzt, soll diese Beziehung überwachen. Der Hertha-Fan komme in diesem Geflecht zu kurz, sagt Marco Wurzbacher. Der Hertha-Anhänger stellt sich ebenfalls zur Wahl. Er sagt: „Es gab zuletzt Irritationen, die vermieden werden können.“ So wurde unterschätzt, wie sehr Huub Stevens, der als Trainer zuvor bei Schalke 04 tätig war, von den Berliner Fans abgelehnt wurde. „So etwas würde durch ein Fanmitglied schneller in den Aufsichtsrat gelangen.“ Vor allem geht es ihm aber um eines: „Es sind viele Kritiker aus ihren Löchern gekrochen, die alles in Frage stellen wollen – Polemik bringt uns aber nicht weiter.“

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