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Wie weggezaubert: Türkischer Verband mildert Strafen im Manipulationsskandal

Wie in einem Zaubertrick hat sich der größte Bestechungsskandal in der Geschichte des türkischen Fußballs plötzlich in Luft aufgelöst – so sieht es jedenfalls der Fußballverband des Landes.

In der Türkei tun sich wundersame Dinge. Wie in einem Zaubertrick hat sich der größte Bestechungsskandal in der Geschichte des türkischen Fußballs plötzlich in Luft aufgelöst – so sieht es jedenfalls der Fußballverband des Landes. Schwamm drüber, lautet die Devise von Verbandschef Yildirim Demirönen. Schuldige Vereine sollen glimpflich davonkommen.

Demirönen war bis zu seiner Wahl zum Verbandschef im Februar der Präsident des Erstligisten Besiktas Istanbul – eines Vereins, der laut Staatsanwaltschaft zusammen mit anderen Klubs in der vorigen Saison 18 Spiele manipulierte. Der Präsident des Türkischen Meisters Fenerbahce Istanbul, Aziz Yildirim, und 22 andere Erstliga-Funktionäre stehen wegen des Vorwurfs der Bestechung vor Gericht. Doch Demirönen vermag keinen Skandal zu erkennen. Es habe nur Schummelversuche ohne Auswirkungen auf das Geschehen auf dem Rasen gegeben, stellte er Anfang der Woche fest. Verbandsinterne Experten sahen das vor einigen Monaten noch ganz anders. Der Verband milderte dennoch die Strafen: Statt mit der bisher vorgesehenen Relegation in eine untere Spielklasse sollen schuldige Vereine mit einem Punktabzug bestraft werden, der zur Bewährung ausgesetzt werden kann.

Gleichzeitig schickte der Verband 15 Klubs zu einem Disziplinarausschuss. Merkwürdigerweise ist darunter auch Galatasaray Istanbul – der einzige Spitzenverein, der laut Justiz nicht in den Skandal verwickelt war. Galatasaray wittert einen Versuch, die Vergehen von Sündern wie Besiktas und Fenerbahce zu relativieren. Von einer „Reinwaschung auf unsere Kosten“ sprach Galatasarays Präsident Ünal Aysal. Mit der Wahl des Besiktas-Chefs Demirönen zum Verbandspräsidenten sei der „Bock zum Gärtner gemacht“ worden, schimpfte Aysal in der „Hürriyet“. In den Zeitungen hagelte es Kritik am Verband. Noch offen ist die Reaktion des europäischen Dachverbandes Uefa.

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