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Norbert Düwel hat sich blenden lassen. Oder war es umgekehrt?

© dpa

Willmanns Kolumne: Der 1. FC Union Berlin und lieb gewordene Rituale

Unser Kolumnist Frank Willmann steigt anlässlich der Entlassung von Trainer Norbert Düwel beim 1. FC Union Berlin bis in den Hades.

Apokalypse heißt Offenbarung. Es hatte ein armer Trainer etwa 22 Spieler und musste Tag und Nacht arbeiten. Als er im vierten Spiel in Folge keinen Sieg holte, lief er hinaus auf die Straße an der Wuhlheide. Denn es nahte das fünfte Spiel. Und er wusste als schlauer Bundesligatrainer, wer im fünften Spiel in Folge keinen Sieg holt, hat alle Gelegenheiten verschwendet. Ihm bleibt die Rolle des Geköpften. Wer Verstand hat, der überlege.

Der erste, der ihm begegnete, war der liebe Fußballgott, gekleidet in ein Trikot des FC Bayern München. Der wusste schon, was der Trainer auf dem Herzen hatte und sprach zu ihm „Armer Mann, du dauerst mich, ich will deine Mannschaft vom Regen in den Sonnenschein heben, will für dich sorgen und dich glücklich machen. Ich habe Uli Hoeneß die Flasche gegeben und Bayern groß gemacht. Ich führte Paris St. Germain ans Licht und pflasterte die Wege Reals Madrids mit Gold.“

Der Trainer fragte „Wer bist du?“

„Ich bin der liebe Fußballgott!“

„So möchte ich dich nicht als Glücksbringer!  Du gibst den Reichen und lässt die armen Klubs verhungern!“ Das sprach der arme Trainer, weil er nicht wusste, wie lieblich Fußballgott Reichtum und Armut verteilt. Verzweifelt lief der Trainer weiter die Straße an der Wuhlheide entlang. Da trat der Teufel zu ihm, gekleidet in ein Trikot von Manchester City und sprach „Wen suchst du? Willst du mich zum Paten deiner Mannschaft machen, so will ich dir Geld in Hülle und Fülle und alle Siege der Welt gewähren!“  

Der Trainer fragte „Wer bist du?“

„Ich bin der liebe Fußballteufel! Ich ließ den FC Chelsea auferstehen, streute der TSG Hoffenheim die Blumen des Bösen, ich lasse die gierigen Augen aller erfolgshungrigen Fußballfans leuchten. Ich gebe den Reichen und nehme den Armen.“

Und der Trainer sagte „Dich will ich nicht, auch wenn du mich nicht wie der Fußballgott belügst, du betrügst und verführst die Menschen!“

Trainermord a lá unbeabsichtigt

Das sprach der arme Trainer, weil er nicht wusste, wie lieblich Fußballteufel Reichtum und Armut verteilt. Der Trainer lief weiter verzweifelt die Straße an der Wuhlheide entlang.

Er hatte schon fast die mörderische Spree erreicht. Da kam der dürrbeinige Tod, gewandet in ein Trikot von RB Leipzig, auf ihn zugeschritten und sprach „Nimm mich zum Freund!“

Der Trainer sagte „Wer bist du?“

„Ich bin der Tod, der alle gleich macht.“

Der Tod führte den Trainer ins Kraut und sprach „Liebe den Liebenden! Wenn es deinem Verein schlecht geht, erscheine ich an dessen Krankenlager. Stehe ich am Kopfende, kannst du dich auf einen baldigen Sieg freuen. Stehe ich am Fußende, kannst du die Niederlage prognostizieren. Wenn du betrügen willst, und versuchst den Siechen vom Kopf auf die Füße zu stellen, hast du auf ewig verwirkt. Ich bin mit den lieben Kleinen, Tradition statt Kommerz, St. Pauli, Chemie Leipzig, United of Manchster, Union Berlin.“

Des Trainers Augen begannen zu leuchten. Er ging auf ihn zu und nahm den Tod zum Freund. Das tat der arme Trainer, weil er nicht wusste, wie lieblich Tod Reichtum und Armut verteilt.

Nun kehrte er zurück zu seinem Verein. Unterwegs begegneten ihm ein paar irre Sterndeuter aus dem Totenreich. MisterHalle Sven Köhler. NurBremenziertmeinHerz Thomas Schaaf. DortmundfürimmerichschwörsKloppo Jürgen Klopp. Und noch 663 weitere. Sie versuchten ihm etwas mitzuteilen. Doch irgendwer hatte ihnen die Lippen mit Goldfäden zusammengenäht. An den Goldfäden hingen Glöckchen aus Platin, die bei jeder Bewegung mild läuteten. Des Trainers Verein belegte noch immer das Krankenlager. Am Fußende stand feixend der dünnbeinige Tod. Anstatt des Trikots von RB Leipzig trug er ein Trikot des 1. FC Union Berlin.

Bis zur 84. Minute bangte der Trainer. Dann verlor ein Verteidiger seinen Zweikampf. Endgegner, Showdown, vorbei. Ein zweiter Spieler beförderte den Ball ins eigene Tor. Trainermord a lá unbeabsichtigt. Leer blickte Herr Trainer Düwel am Freitag während der Pressekonferenz in die Bildaufnahmegeräte. Aller Glanz ward von ihm gewichen. Die Poren sonderten Angst und Verzweiflung aus. Sein Siechtum währte bis zum Montag. Wer Verstand hat, der überlege. Soll man nun Durchhalteparolen ablassen? 666 lautet die Vorwahl der Hölle. Der Präsident machte es sich nicht einfach. Doch er hat auch nur Teufel, Gott und Tod als Berater. Leben den Lebenden, Tod den Toten!

Ist die verbotene Frucht nun ein Granatapfel, ein Apfel oder eine Banane? Im Osten Deutschlands ist diese Frage kinderleicht zu beantworten. Einfach Banane. 

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