zum Hauptinhalt
Im Norden Österreichs haben unbekannte Täter in der Nacht zum Mittwoch eine fast fertig gestellte Unterkunft für Asylbewerber in Brand gesteckt.

© AFP

Altenfelden in Niederösterreich: Brandanschlag auf geplante Asylunterkunft in Österreich

Das Holzgebäude brannte völlig aus. Der Innenminister verurteilte "jegliche Gewalt gegen Asyleinrichtungen oder Asylbewerber".

Im Norden Österreichs haben unbekannte Täter in der Nacht zum Mittwoch eine fast fertig gestellte Unterkunft für Asylbewerber in Brand gesteckt. Das Holzgebäude im oberösterreichischen Dorf Altenfelden brannte vollständig nieder, verletzt wurde niemand. Nach Polizeiangaben entdeckten Ermittler zwei Brandherde an der Außenmauer der Flüchtlingsunterkunft unweit von Linz.

Der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka von der konservativen Volkspartei (ÖVP) verurteilte "jegliche Gewalt gegen Asyleinrichtungen oder Asylbewerber". Ähnlich äußerte sich sein Parteifreund, der Minister für Europa, Integration und Äußeres, Sebastian Kurz. Sobotka versicherte, dass die Ermittlungen "auf Hochtouren" liefen, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Er fügte hinzu: "Gewalt gegen Schutzsuchende ist keine Lösung und ist der Nährboden einer Radikalisierung."

Fast 200 Feuerwehrleute rückten aus, um den Brand zu löschen. Das Rote Kreuz, das die Anlage betreiben sollte, schätzte den Sachschaden auf 300.000 Euro. Der Präsident des Roten Kreuzes, Walter Aichinger, zeigte sich "geschockt". Er äußerte die Hoffnung, dass das Zentrum schnellstmöglich wieder aufgebaut werden könne.

Unterkunft soll wieder aufgebaut werden

Altenfeldens Bürgermeister Klaus Gattringer (ÖVP) erklärte, dass er den Wiederaufbau unterstütze. Ein früheres Projekt für eine Asylunterkunft sei an einer Unterschriftenaktion gescheitert. Bei dem nun abgebrannten Quartier habe er aber zuletzt den Eindruck gehabt, dass Bedenken ausgeräumt worden seien. Vor einigen Stunden habe er eine solche Brandstiftung in seiner 2100- Einwohner-Gemeinde noch für unmöglich gehalten.

Die Flüchtlingsunterkunft war nach Angaben des Roten Kreuzes noch unbewohnt. In zwei Wochen sollten demnach 48 Asylbewerber dort einziehen. Am Dienstag hatte die Baufirma in dem Gebäude noch Arbeiten vorgenommen. Die Anwohner hätten die Flüchtlingsunterkunft nicht abgelehnt, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes, Stefan Neubauer, der Nachrichtenagentur AFP.

Anders als in Deutschland, wo nach Angaben des Bundeskriminalamtes in diesem Jahr schon mehr als 40 Brände in Flüchtlingsunterkünften gelegt wurden, waren in Österreich Brandanschläge bislang selten. Laut einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Grünen gab es im vergangenen Jahr 25 Übergriffe auf Asylunterkünfte, darunter Brandstiftungen, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen.

In der Silvesternacht war in einem Flüchtlingsheim im niederösterreichischen Grünbach ein Brand ausgebrochen, vier Asylbewerber wurden verletzt. Das Feuer war den Ermittlungen zufolge aber nicht absichtlich gelegt worden.

FPÖ macht Stimmung gegen Flüchtlinge

Im vergangenen Jahr hatten rund 90.000 Flüchtlinge in Österreich Asyl beantragt, das entsprach etwa einem Prozent der Bevölkerung. Im Herbst vollzog die Regierung aus Sozialdemokraten (SPÖ) und Konservativen (ÖVP) dann im Zusammenhang mit dem Erstarken der rechtspopulistischen FPÖ eine Kehrtwende. Sie begrenzt den Zuzug von Migranten nun mit Grenzkontrollen und Gesetzesverschärfungen.

Bei der Präsidentschaftsstichwahl am 22. Mai war der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer dem als Unabhängigen kandidierenden ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen nur ganz knapp unterlegen. Hofer hatte im Wahlkampf Stimmung gegen Asylbewerber gemacht und angekündigt, dass er eine Regierung entlassen werde, die nicht härter gegen Flüchtlinge vorgehe.

Der oberösterreichische FPÖ-Parteichef Manfred Haimbuchner zeigte sich bestürzt über den Brandanschlag. "In einer Demokratie ist das nicht tolerierbar", erklärte er. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false