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Ein Video und seine Geschichte: Auto rast in Radfahrer-Demo in Südbrasilien

Ein schockierendes Video kursiert derzeit im Internet: Ein Auto rast ungebremst in eine Gruppe Fahrradfahrer. Unsere brasilianische Gastredakteurin Denise Menchen kennt den Hintergrund des Videos.

Ein Auto rast mit hoher Geschwindigkeit in eine Gruppe Fahrradfahrer. Dieses Video aus dem brasilianischen Porto Alegre sorgt gerade für Aufsehen im Internet. Kaum jemand kennt jedoch die Hintergründe des Unfalls. Die Radfahrer gehörten zu einer Gruppe, die an jedem letzten Freitag eines Monats eine Fahrrad-Demo durch die Straßen von Porto Alegre veranstalten. Ziel ist, die Aufmerksamkeit der Regierung und der Bevölkerung auf die Vorteile des Fahrrads als Verkehrsmittel zu richten. 

Im Moment des Unfalls fuhren sie durch das Stadtviertel Cidade Baixa, eine in der Nähe von Zentrum liegende Gegend, die bekannt für seine viele Kneipen und Clubs ist. Mindestens fünfzehn Menschen wurden verletzt, acht davon so schwer, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. 

Der Autofahrer, ein 47jähriger Mitarbeiter der brasilianischen Zentralbank, konnte zunächst fliehen. Am Samstag fand die Polizei das Auto, das der Fahrer nach dem Unfall auf einer Straße zurückgelassen hatte. Der Fahrer selbst konnte dann identifiziert werden. Der Polizei hat der Fahrer erzählt, er habe die Demonstranten überfahren, weil er fürchtete, sie würden ihn und seinen 15jährigen Sohn lynchen.

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Seiner Aussage nach fuhren die beiden inmitten der Gruppe, als die Fahrradfahrer anfingen, auf ihr Auto einzuschlagen. "Als sich eine Bresche in der Gruppe öffnete, habe ich ein paar Fahrradfahrer überholen wollen. Sie wurden wütend und fingen an, auf mein Auto einzuprügeln. Sie haben einen Rückspiegel kaputt gemacht und warfen ihre Fahrräder gegen das Auto", so der Fahrer.

Für den Polizeikommissar Gilberto Montenegro, der für die Ermittlungen verantwortlich ist, war diese Erklärung nicht ausreichend. Er hat der Lokalpresse gesagt, der Fahrer hat das Auto als Waffe eingesetzt und wird deswegen wegen Mordversuchs angezeigt.

Seitdem der Fall bekannt wurde, fanden in verschiedenen Städten Brasiliens Demonstrationen statt. Im Land ist die Benutzung von Fahrrädern als Verkehrsmittel nicht unbedingt üblich. Nur wenige Städte haben Fahrradwege und oft müssen die Radfahrer mit den Autos regelrecht um ihren Platz auf der Straße kämpfen. 

Der Unfallfahrer befindet sich derzeit in stationärer psychischer Behandlung. Ihm droht eine lange Gefängnisstrafe.

Denise Menchen arbeitet als Gastredakteurin vier Wochen lang für den Tagesspiegel. Sie stammt selbst aus Porto Alegre und ist über das internationale Journalistenaustauschprogramm IJP nach Berlin gekommen. In ihrer Heimat Brasilien schreibt sie für die Tageszeitung Folha de S.Paulo.

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