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Die erhöhten Sicherheitsvorkehren in New York haben offenbar gefruchtet. Die Polizei nahm einen Tatverdächtigen fest.

© dpa

Update

Times Square: Autobombe in New York: Polizei nimmt Verdächtigen fest

New York war einem Blutbad knapp entgangen, als eine Autobombe am Times Square nicht zündete. Nun hat die Polizei offenbar einen Tatverdächtigen festgenommen.

Nach dem fehlgeschlagenen Anschlag auf dem New Yorker Times Square haben die Ermittler einen 30 Jahre alten Verdächtigen festgenommen. US-Justizminister Eric Holder sagte am Dienstagmorgen vor Journalisten, bei dem Mann handele es sich um einen in Pakistan geborenen US-Bürger mit dem Namen Faisal Shahzad. Der Verdächtige sei am New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen festgenommen worden, als er versucht habe, nach Dubai zu fliegen. Nach Angaben der Justizbehörde in New York soll er am Abend des versuchten Anschlags das Bombenauto auf den Platz gefahren haben. Holder betonte, die Ermittlungen dauerten an. Die Fahnder gingen „einer Reihe von Spuren“ nach. Auch die Möglichkeit einer internationalen Verbindung werde geprüft. Hätte der Anschlag geklappt, wäre die Autobombe „tödlich“ gewesen. Ziel sei es eindeutig gewesen, Amerikaner zu töten.

Gesucht wurde ein weißer Mann in den 40ern
Das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte Unternehmen SITE hatte die Selbstbezichtigung pakistanischer Taliban am Sonntagabend gemeldet. Als Grund für den Anschlagversuch nannte die Gruppe Tehrik-e-Taliban die US-Drohnen-Angriffe in Pakistan. Dies berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Der New Yorker Polizeichef Raymond Kelly zieht das Bekenntnis allerdings in Zweifel. „Auch wenn sich ein Taliban-Bomber bekannt hat - wir haben keinen Beweis, der dieses Bekenntnis stützen würde“, sagte Kelly am Sonntagabend.

Nach Kellys Angaben sucht die Polizei einen „weißen Mann in seinen 40ern“. Bei einer Pressekonferenz knapp 24 Stunden nach dem Anschlagversuch mitten in Manhattan sagte Kelly, der Mann sei von Videokameras aufgenommen worden.

Bürgermeister Michael Bloomberg, der den Samstagabend beim White House Correspondent Dinner mit Präsident Obama in Washington verbracht hatte, sagte nach der nächtlichen Rückkehr nach New York bei einer improvisierten Pressekonferenz, er sei „überglücklich, dass ein Anschlag mit tödlichen Folgen verhindert werden konnte“.

Die Autobombe sollte offenbar am Abend explodieren, kurz bevor die Musicals und Shows in den umliegenden Theatern beginnen und viele Gäste auf dem Weg dorthin sind. Die Polizei sagte allerdings auch, die Sprengvorrichtung sei amateurhaft zusammengebaut worden. Nach allem Anschein hat der Zünder versagt. Am Sonntag gab es noch keine öffentlichen Erkenntnisse über den oder die Täter sowie über die Motive.

"Sagt Bescheid, wenn ihr was seht"

Ein amerikanischer Vietnam-Veteran, der als fliegender Händler T-Shirts verkauft, hatte gegen 18 Uhr 30 Verdacht geschöpft und einen berittenen Polizisten, der am Times Square patrouilliert, auf den dunkelgrünen Geländewagen vom Typ Nissan Pathfinder aufmerksam gemacht, der schräg zum Bürgersteig vor einer Filiale der Bank of America stand. Später hieß es, auch auf einer Überwachungskamera habe Sicherheitspersonal das Auto um 18 Uhr 28 entdeckt. Von der Rückbank stieg leichter Rauch auf, es war kein Fahrer zu sehen, der Motor lief, die Warnblinkanlage war eingeschaltet. Der Polizist meinte, er erkenne den Geruch von Schießpulver. Er forderte alle Umstehenden auf, den Times Square zu verlassen, riegelte den Platz ab und rief Polizeiverstärkung, Feuerwehr und das Sprengstoffteam herbei. Eine rasche Überprüfung ergab, dass die Autokennzeichen gefälscht waren.

Polizisten sperrten den Times Square in New York ab.
Polizisten sperrten den Times Square in New York ab.

© AFP

Die Experten fanden nach Bloombergs Angaben eine Sprengvorrichtung mit drei Propangasflaschen, zwei Benzinkanister von je 20 Liter Fassungsvermögen, Feuerwerkskörper, Drähte und Batterien. Der Bürgermeister sagte, dies hätte „eine Explosion und ein enormes Feuer auslösen können“. Er habe bisher „keine Ahnung, wer das getan hat, und warum“. Polizeichef Ray Kelly dementierte Berichte, wonach Augenzeugen den Fahrer beim Weglaufen beobachtet haben sollen. Nun werden Überwachungskameras ausgewertet. Auch die Zulassungsdaten des Autos können Spuren liefern.

Nach Angaben der „New York Times“ blieben der Times Square, der zu den belebtesten Plätzen der Welt gehört, und die Straßen der Umgebung bis zu zwölf Stunden gesperrt. Die Sperrung erstreckte sich über mehrere Blocks von der 43. bis zur 48. Straße sowie von der sechsten bis zur achten Avenue. Tausende kamen nicht in die Broadway-Theater oder in ihre Hotels. Zahlreiche Touristen standen an den Absperrgittern und schossen Fotos von der anrückenden Polizei, den Feuerwehr- und Krankenwagen. Währenddessen öffnete ein Roboter den Wagen. Experten in Schutzkleidung untersuchten das Auto.

Der Times Square gilt schon lange als ein bevorzugtes Ziel für einen Terroranschlag. In Krimis und Spionageromanen ist das Szenario mehrfach ausgemalt worden. Besonders gefürchtet sind die Silvesterabende, wenn Millionen den Jahreswechsel auf dem Platz und den angrenzenden Straßen feiern. Der Countdown vor der ikonenhaften Coca-Cola-Reklame wird weltweit auf Fernsehsendern übertragen.

Der Vietnam-Veteran, der den Polizisten alarmiert hatte, kehrte um 6 Uhr 30 am Sonntagmorgen zum Schauplatz zurück, wollte aber den Medien, die ihn bestürmten, weder seinen Namen nennen noch sonst Auskunft geben. Er sei seit 24 Stunden auf den Beinen und hundemüde, sagte er, während er ein Taxi suchte. Er hinkte und stützte sich auf einen Stock. Auf die Bitte um wenigstens eine kurze Botschaft an die Bürger von New York sagte er: „Haltet eure Augen offen und sagt Bescheid, wenn ihr etwas seht!“ (mit AFP/dpa)

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