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Ein Schuppentier.

© How Hwee Young/dpa

Bedrohte Art Schuppentier: Es war einmal der Pangolin

Schuppentiere werden in Asien und in Afrika gejagt. Alle acht Arten sind vom Aussterben bedroht. Im September soll der Handel mit Fleisch und Körperteilen verboten werden.

Der britische Prinz William fürchtet, dass „das Schuppentier Gefahr läuft, auszusterben, bevor die meisten Menschen je von ihm gehört haben“. Das sagte er im vergangenen Herbst. Dabei hat es das Tier, das auch unter dem Namen Tannenzapfentier oder Pangolin bekannt ist, sogar schon in die Populärkultur geschafft. Das Pokémon Sandamer ist dem Schuppentier teilweise nachgebildet. Es wird derzeit von tausenden Spielern in aller Welt mit dem Handy gefangen. In der Realität werden die acht Schuppentierarten – vier in Asien, vier in Afrika – in so großer Zahl gefangen, dass ihr Überleben gefährdet ist.

Die vier asiatischen Arten dürfen schon seit dem Jahr 2000 eigentlich nicht mehr gehandelt werden. Sie werden vom Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) im sogenannten Anhang II mit einer Quote Null geführt. Im Anhang II sind Tierarten gelistet, die gefährdet sind und deren internationaler Handel eingeschränkt werden soll. Im Anhang I werden die Tierarten geführt, die gar nicht mehr gehandelt werden dürfen, weil sie akut vom Aussterben bedroht sind. Für den 17. Cites-Gipfel, der Ende September im südafrikanischen Johannesburg beginnt, liegen nun für alle acht Pangolin-Arten Anträge vor, sie künftig im Anhang I zu vermerken und den internationalen Handel zu verhindern.

Gleichzeitig arbeitet die Expertengruppe der Weltnaturschutzunion IUCN an einer Neubewertung des Erhaltungszustands der Schuppentiere. Bisher sind schon zwei asiatische Arten auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten gelandet. Wenn die nächste Rote Liste veröffentlicht wird, dürften alle acht Schuppentierarten als „vom Aussterben bedroht“ gelistet werden. Die Schuppentiere gehören zu den wenigen Arten, bei denen die Lebensraumzerstörung eine kleinere Rolle bei ihrer Gefährdung spielt als die Jagd.

Pangolins sind geschickte Einzelgänger

Die kleinsten Schuppentiere sind zwischen 25 und 43 Zentimeter groß und wiegen 1,6 Kilogramm. Die größten Vertreter sind 67 bis 81 Zentimeter groß und wiegen bis zu 33 Kilogramm. Das auffälligste Merkmal sind die Schuppen, die ihm auch den Namen gegeben haben. Sie sind dreieckig und haben scharfe Kanten. Sie bedecken fast den gesamten Körper und den langen Schwanz. Sie dienen vor allem als Schutz gegen Raubtiere. Will ein Löwe oder Tiger ein Schuppentier fressen, rollt es sich zusammen, legt den Schwanz um den ungeschützten Bauch und ist für die Raubtiere nicht zu knacken.

Schuppentiere haben keine Zähne. Aber sie können gut riechen und haben eine bis zu 70 Zentimeter lange Zunge. Sie ist schmal und klebrig und ideal geeignet, um in Ameisen- oder Termitenhaufen durch winzige Öffnungen zu passen. Die Insekten bleiben daran hängen.

Bis zu 400 Gramm Ameisen und Termiten vertilgt ein Schuppentier am Tag. Einige leben am Boden, andere auf Bäumen. Allen helfen ihre Vorderfüße, die zum Graben ideal ausgebildet sind. Sie haben drei lange Krallen, die mittlere ist übergroß. Damit können sie sich in Ameisenhaufen oder Termitenhügel eingraben und sie zerstören. Die Augen, Ohren und Nasenlöcher können sie schließen und halten so jedem Massenangriff von Ameisen stand.

Schuppentiere sind Einzelgänger. Sie bringen nur ein Junges zur Welt, das sie etwa ein halbes Jahr umsorgen. Die Jungen kommen bereits mit dem Schuppenpanzer zur Welt, aber zunächst sind sie weich und härten in den ersten Tagen aus.

Ihr Fleisch ist schmackhaft, ihre Schuppen sind auch begehrt - aber wirkungslos

Was den Schuppentieren zusetzt, ist zum einen ihr schmackhaftes Fleisch. In Westafrika gilt es als Delikatesse. Und auch in China und südostasiatischen Ländern werden Schuppentiere gegessen.

Ihre Schuppen werden in der traditionellen westafrikanischen Medizin verwendet. Sie sollen angeblich Frauen, die zu wenig Milch für ihre Babys haben, bei der Milchbildung helfen und die männliche Potenz steigern. Gegen Magenschmerzen und zur Wundheilung sollen die Schuppen ebenfalls Wirkung haben. Die Schuppen bestehen aus dem gleichen Material wie menschliche Fingernägel – eine medizinische Wirkung ist ausgeschlossen. Doch der gleiche Mythos wird auch in der chinesischen Medizin geglaubt.

Inzwischen ist Birma (Myanmar) zur Drehscheibe des internationalen Handels mit Pangolins und ihren Schuppen geworden. In einer Studie über den Mong-La-Markt an der Grenze zu China haben Wissenschaftler das Fleisch, ganze Tiere und Schuppen gefunden. Immer öfter werden dort auch afrikanische Schuppentiere nach China weiterverkauft. Ende Juni hat der Zoll in Hongkong vier Tonnen Schuppen beschlagnahmt. Dafür mussten mehrere 1000 Schuppentiere sterben.

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