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Montagsdemos der Verschwörungstheoretiker. An diesem Samstag findet eine bundesweite Demonstration in Berlin vor dem Schloss Bellevue statt.

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Update

Demo der Verschwörungstheoretiker: Kirchenkritiker Eugen Drewermann spricht vor Schloss Bellevue

Der berühmte Kirchenkritiker Eugen Drewermann wird an diesem Samstag auf der Großdemonstration der Verschwörungstheoretiker vor dem Schloss Bellevue sprechen. Diese obskure Bewegung von Rechten, Linken und Spinnern wird immer größer.

Der berühmte kirchenkritische Autor und Psychotherapeut Eugen Drewermann beteiligt sich am Samstag in Berlin vor dem Amtssitz des Bundespräsidenten an der großen Demonstration der Verschwörungstheoretiker. Das „Aktionsbüro Friedenswinter“ kündigte ihn am Freitag als einen der Redner der Kundgebung vor dem Schloss Bellevue an. Es sprechen zudem der Kabarettist Reiner Kröhnert und der Berliner Pfarrer Siegfried Menthel, der im Sommer mit anderen evangelischen Geistlichen die Position von Joachim Gauck zu Kampfeinsätzen der Bundeswehr kritisiert hatte.

Eugen Drewermann machte sich vor allem in den 80er und 90er Jahren einen Namen als Kritiker der Katholischen Kirche.

Die Bewegung der Verschwörungstheoretiker ist eine obskure Mischung aus Rechten, Linken, Putinfans, Antisemiten und Spinnern, die den verschiedensten Verschwörungstheorien anhängen. Es gelingt ihnen zunehmend, Prominente auf ihre Seite zu ziehen. So tauchte kürzlich Egon Bahr, der Architekt der Ostpolitik in den 60er und 70er Jahren, auf einem Kongress dieser Bewegung auf.

Seit März dieses Jahres versammelt sich in über 100 Städten in Deutschland, der Schweiz und Österreich diese Bewegung jede Woche, meistens Montags, weswegen die Demonstrationen oft Montagsdemonstrationen genannt werden. In manchen Orten treffen sich nur zehn Leute, in anderen 500. An diesem Samstag ist die zentrale bundesweite Kundgebung vor dem Schloss Bellevue.

Mit einer Demonstration zogen die "Friedensaktivisten" vom Washingtonplatz am Berliner Hauptbahnhof zum Sitz des Bundespräsidenten. Die Polizei zählte 1300 Leute, die Veranstalter sprechen von 2500. Auf Schildern und Plakaten gaben sie der EU die Alleinschuld an der Ukraine-Krise und forderten Bundespräsident Joachim Gauck auf, den "Stahlhelm" abzusetzen. Am Rande der Demo protestierten einige Antifaschisten gegen den Aufzug. Sie zeigten Antifa-Flaggen und eine Israel-Fahne, was ihnen sogleich "Kindermörder Israel"-Rufe einbrachte. Sie kritisieren vor allem die aus ihrer Sicht falsche Kapitalismuskritik vieler Teilnehmer. "Am Ende ist immer der Jude schuld", erklärten sie auf Nachfrage. Bis auf vereinzelte verbale Auseinandersetzungen blieben die Demonstranten friedlich.

Im weitesten Sinne kann auch die islamfeindliche Bewegung "Pegida" in Dresden zu der Bewegung gerechnet werden, die auf ihrer letzten Montagsdemonstration mehr als zehntausend Menschen mobilisieren konnte. Auch hier waren Transparente der Verschwörungstheoretiker zu sehen, die Mischung der Leute ist die gleiche wie in anderen Städten, nur dass die Themen überall etwas variieren.

Was Forscher zu der zunehmenden Anziehungskraft von Verschwörungstheoretikern sagen, lesen sie hier. (Tsp/KNA)

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