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Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB) sitzt im Führerstand des ersten modernisierten ICE-3-Hochgeschwindigkeitszugs.

© dpa

Deutsche Bahn: Der neue ICE - ein schöner Zug

Die Bahn modernisiert für 210 Millionen Euro die 15 Jahre alten ICE 3. Aus dem Bistro wird ein Restaurant. Ab Dezember verkürzt sich die Reisezeit zwischen Berlin und München auf unter vier Stunden.

Schneller sowieso, aber auch komfortabler werden in Zukunft die Fahrten mit dem Zug zwischen Berlin und München sein. Wenn im Dezember die Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Thüringer Wald in Betrieb geht und die Neu- und Ausbauverbindung Berlin–München damit – fast – fertig ist, verkürzt sich bei den schnellsten Zügen die Reisezeit um gut zwei Stunden auf nur noch knapp vier Stunden. Und die Fahrt wird bequemer sein als heute, weil die Bahn dann modernisierte Züge einsetzt. Den ersten überholten ICE3 hat sie am Dienstag in Berlin vorgestellt. Diese Züge können Tempo 330 fahren und sind damit die schnellsten in der ICE-Flotte.

Die größte Änderung: Aus dem von vielen Fahrgästen nicht geschätzten Bordbistro ist ein Bordrestaurant geworden. Mit einer neuen Küchentechnik, die nicht so häufig versagen soll wie in der Vergangenheit. Statt zwölf gibt es nun 20 Plätze im Gastronomiebereich. Als die Züge der ICE-3-Generation vor mehr als 15 Jahren konzipiert worden waren, wollte sich der damalige Bahnvorstand vom betrieblich aufwendigen Restaurantangebot verabschieden. Inzwischen sehe man das Essen an Bord als „Gesamtangebot im Qualitätsprodukt ICE“, sagte der Vorstand Verkehr und Transport, Berthold Huber, bei der Vorstellung des neuesten Sprosses der ICE-Familie.

Ansonsten hat sich die Bahn stark am Nachfolgemodell ICE4 orientiert, das derzeit noch erprobt wird. So gibt es nun auch im umgestalteten ICE3 die für den ICE4 entwickelten Komfortsitze. Sie sind schmaler als die vorher eingebauten und nehmen beim Verstellen der Sitzposition keinen zusätzlichen Platz weg. Dadurch – und durch den Wegfall der wenigen Abteile in der 2. Klasse – gibt es im modernisierten ICE3 insgesamt 21 Plätze mehr. Und wie beim ICE4 sind die Reservierungsanzeigen in die Sitze integriert und damit leichter ablesbar.

Welle der Modernisierung

Auch die Information hat sich verbessert. Die Monitore zeigen an, wo sich der Zug gerade befindet und geben Hinweise auf Anschlüsse in Echtzeit. Am Vorführtag hatten die Bastler sogar bereits eine Verspätungsanzeige von 20 Minuten bei einem fiktiven Zug programmiert. Man kann schließlich nicht früh genug beginnen zu üben. Monitore hängen sogar in den in der 1. Klasse noch gebliebenen Abteilen. Einfacher sollen auch das Telefonieren und Surfen werden. Eingebaut würden nun Glasfaserkabeln, kündigte Huber an. Er sei „mächtig stolz“ auf den modernisierten Zug.

Insgesamt will die Bahn 66 Züge der Reihe ICE3 in ihrem Werk in Nürnberg modernisieren. 210 Millionen Euro wird sie dafür investieren. Das Programm soll bis Ende 2020 laufen. Es ziehe sich in die Länge, weil dem Betrieb nicht zu viele Züge gleichzeitig entzogen werden sollen, sagte Huber. Parallel sind nach Angaben von Projektleiter Jan Poppendieck drei Züge im Werk. Derzeit dauere der Umbau zwölf Wochen, mit mehr Routine soll die Arbeit in neun Wochen geschafft sein. Danach sollen sie weitere 15 Jahre im Einsatz bleiben.

Bis zu ihrem Berlin-Einsatz ab Dezember fahren die modernisierten Einheiten auf den bisherigen Strecken – zum Beispiel zwischen München und dem Ruhrgebiet über Nürnberg oder Stuttgart und Flughafen Frankfurt. Angeschafft worden waren sie für die Hochgeschwindigkeitsstrecke Frankfurt–Köln. Im Verkehr zwischen Berlin und München soll es pro Richtung morgens und abends Sprinter- Züge geben, die unterwegs nur in Nürnberg und vielleicht in Erfurt halten. Nur so ist eine Fahrzeit unter vier Stunden möglich. Die Regelzüge brauchen etwas länger. Für das Befahren der Neubaustrecke erhalten die Züge auch das neue Kontrollsystem ETCS.

Ein Angebot aus dem ICE4 hat die Bahn aber nicht übernommen: die Mitnahme von Fahrrädern. Im ICE4 gibt es dafür acht Plätze. Um auch im ICE3 eine Fläche anbieten zu können, hätten die Wagen so aufwendig umgebaut werden müssen, dass möglicherweise eine neue Genehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt erforderlich gewesen wäre, sagte Huber. Zudem wolle man jetzt die Erfahrungen aus der Radmitnahme im ICE4 abwarten, in dem der Transport zum ersten Mal auch im Hochgeschwindigkeitsverkehr möglich sein wird.

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