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Panorama: Die Nebelfänger

Ein merkwürdiges deutsches Projekt in Lima

Lima - Sie erinnern an riesige Volleyballnetze, die auf den kargen Hügeln von Lima vergessen wurden: fünf große Kunststoffnetze, acht mal vier Meter groß. Für die Bewohner von Bellavista, Vorort der peruanischen Hauptstadt Lima, sind sie die Rettung: Sie gewinnen Wasser aus dem Nebel, der sich in dieser Wüstengegend sechs Monate im Jahr über die Hügel legt. In den südlichen Ausläufern der Achtmillionenstadt gibt es kein fließendes Wasser und keinen Brunnen. Zwei deutsche Biologen haben das Projekt 2006 initiiert. Bellavista del Paraiso ist eine Ansammlung staubiger Straßen im Armutsgürtel von Lima. Einzige Möglichkeit, an Süßwasser zu kommen, ist der Tankwagen. Dort kostet Wasser neun Mal so viel wie in den besseren Gegenden der Stadt. Viele der rund 200 Einwohner können sich die Wasserkosten von umgerechnet rund vier Euro pro Woche bei einem Monatsbudget von 100 bis 130 Euro kaum leisten. Insgesamt haben 1,3 Millionen Menschen der Metropole keinen Zugang zu Wasser. „Wir sind die allerersten, die in den armen Vierteln von Lima Nebelfänger haben“, sagt stolz der Bürgermeister Noe Neira Tocto.

„Damit können wir im Winter pro Nacht bis zu 60 Liter Wasser sammeln.“ Das Projekt „Grüne Wüste“ haben Anne Lummerich und Kai Tiedemann vor drei Jahren begonnen. Monatelang überwachten sie Bau und Installation des Systems und brachten den Einheimischen ökologische Zusammenhänge bei. „Wir hatten schon in der ersten Nacht eine Dreiliterflasche Wasser voll. Mit Süßwasser, nicht Salzwasser, also brauchbar!“, erzählt Neira. Jedes Netz kostete ihm zufolge knapp 540 Euro.

Bei den Nebelfängern kondensiert der Nebel am Netz und wird beim Abtropfen in einer kleinen Aluminiumrinne aufgefangen. Von dort läuft das Wasser durch Röhren in Ziegeltanks und ein Erdbecken weiter unten am Hügel. So werden jeden Winter 10 000 Liter Wasser gewonnen. Es muss mit Tabletten aufbereitet werden, zum Schutz gegen Erreger. AFP

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