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Das Wasser steigt. Die Weichsel am Freitag in Warschau.

© dpa

Hochwasser in Polen: Die Weichsel sickert in den Tierpark ein

Bei den schweren Überschwemmungen in Polen sind nach neuen Angaben mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Das Hochwasser erreichte am Freitag die Hauptstadt Warschau, wo die Weichsel einen Pegel von 740 Zentimetern hatte.

Warschau - Ein Sprecher der polnischen Feuerwehr sagte der Nachrichtenagentur AFP, das letzte Todesopfer sei ein 70 Jahre alter Mann, der in seinem Haus im südöstlichen Tarnobrzeg ertrunken sei. Drei Menschen würden noch vermisst.

In Warschau wurde erwartet, dass der Wasserstand der Weichsel noch am Freitag um weitere 40 Zentimeter steigen würde. Das wäre der höchste Pegel seit 60 Jahren. Die Behörden riefen die Anwohner der Ufer zur Vorsicht auf. Problematisch sei weniger der Wasserpegel als die Dauer der Hochwasserwelle, sagte Regionalgouverneur Jacek Kozlowski. „Wenn sie zwei oder drei Tage braucht, um durch die Stadt zu rollen, dann könnten die durchgeweichten Deiche an verschiedenen Stellen brechen“, warnte er.

Als besonders gefährdet gilt der Warschauer Tierpark am rechten Flussufer. Dutzende Warschauer, darunter auch Kinder, halfen den Rettungskräften bei der Errichtung einer Sperre aus Sandsäcken. „Wir müssen die Tiere retten“, sagte ein Teilnehmer der Aktion dem Fernsehsender TVP Info.

Große Teile des Ortes Sandomierz im Südosten des Landes standen weiterhin unter Wasser. Hunderte Einwohner sind seit Tagen im Einsatz, um eine Glashütte, den größten Arbeitgeber in der Region, vor den Wassermassen zu retten. In den Überschwemmungsgebieten im Südosten Polens hatten tausende Menschen ihre Wohnungen verlassen müssen. Auch wenn die Hochwasserwelle inzwischen weiterzog, standen in der Region am Freitag Häuser und Straßen weiter unter Wasser. Die Flutwelle soll laut Stadtbehörden an diesem Samstagmorgen die Hauptstadt Niederschlesiens, Breslau, erreichen.

An der Oder litten tausende Menschen unter den Folgen des Hochwassers. Dutzende Ortschaften in der Umgebung von Oppeln standen unter Wasser, tausende Haushalte mussten ohne Strom auskommen.

Im Parlament legte Regierungschef Donald Tusk einen Bericht zu den Schäden der Überschwemmungen vor. Das „Drama“ sei „beispiellos“ in den letzten 160 Jahren der polnischen Geschichte, sagte Tusk. „Wir sprechen von Schäden in Höhe von zehn Milliarden Zloty (rund 2,43 Milliarden Euro).“

Die in Deutschland zunächst für das Pfingstwochenende prognostizierten Höchststände werden nach Angaben des Potsdamer Landesumweltamts später als ursprünglich erwartet eintreffen. Auf polnischer Seite waren dafür vorgesehene Überschwemmungsgebiete, sogenannte Polder, gezielt geflutet worden, zudem trat Wasser in flussnahen Gebieten bei Oppeln über die Ufer. AFP/dpa

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