zum Hauptinhalt
Immer mehr Fahrräder stellen die Städte voll. Manchmal ist kein Durchkommen mehr.

© dpa

Fahrräder vs Fußgänger: Groningen ächzt unter den vielen Drahteseln

Einst war die niederländische Stadt Groningen Vorreiter beim Fahrradverkehr. Heute steht das ganze Zentrum voller Drahtesel. Fußgänger haben Mühe, sich einen Weg zu bahnen. Und Menschen mit Kinderwagen kommen nicht mehr durch.

Autos fahren nur selten durch, Motorräder hin und wieder. Das Stadtzentrum von Groningen gehört den Rädern. Die Stadt in den Niederlanden war damit einmal Vorreiter. Heute erstickt das Zentrum im Fahrradverkehr. Die Drahtesel verstopfen die Straßen, die Gehsteige, jeden Flecken der Stadt. Sie stehen nicht nur an Laternen und in Ecken, sondern überall. Auch an der Bordsteinkante entlang, wo sie eine Barriere zur Straße bilden. Es herrscht großer Parkplatzmangel für Räder. Joost van Keulen ist der Verkehrsstadtrat von Groningen – und unzufrieden mit der Fahrradflut.

„Wie Sie sehen können, ist es unordentlich. Es ist nicht so, wie Sie sich Ihre Innenstadt wünschen. Da ist ein roter Teppich, der Platz für die Fußgänger freihält, das funktioniert. Aber Sie sehen: Gleich neben dem Teppich stehen wieder Fahrräder.“ Vor vielen Läden sind rote Teppiche ausgerollt. Sie sollen die Schaufenster und Zugänge der Geschäfte vor der Fahrradinvasion schützen.

So ein Teppich hält entweder eine Schneise von der Straße zur Ladentür frei, oder er ist entlang des Schaufensters ausgerollt, denn jeder teppichfreie Quadratmeter läuft Gefahr, zum Fahrradstellplatz zu werden. „Für die Leute, die diese Geschäfte führen, ist es ein Problem, denn die Kundschaft kann kaum reinkommen“, sagt der Stadtrat.

An manchen Stellen hat Groningen Parkbuchten ausgewiesen, wie für Autos. Immerhin das funktioniere ganz gut, sagt Joost van Keulen. Dann fährt ein Radler vorbei, eine Frau mit einem Rollkoffer schreckt zurück. „Der darf hier gar nicht fahren“, ruft der Verkehrsstadtrat – doch er regt sich nicht weiter auf.

Die vielen Radfahrer machen den Fußgängern schwer zu schaffen

Den zunehmenden Konflikt zwischen Fußgängern und rücksichtslosen Radfahrern kennen auch deutsche Städte.

300 000 Fahrräder gibt es in Groningen ungefähr – dabei leben nur knapp 200 000 Menschen hier. Über ein Viertel der Bevölkerung sind Studierende. Eine typische Universitätsstadt also, was das Fahrradaufkommen erhöht. „Wir haben Fahrradparkplätze im Zentrum, aber die Leute neigen dazu, das Fahrrad zu jedem Laden mitzunehmen und vor ihm abzustellen. Es ist schwierig, dieses Verhalten zu ändern“, sagt Joost van Keulen. „Auch Menschen mit einem Kinderwagen kommen oft nur sehr schwer voran.“

Besonders geballt stehen die Fahrräder vor dem Bahnhof. Zehn- bis zwölftausend sind es da am Wochenende. Inzwischen gibt es ein Fahrradstauproblem auf der Strecke zu einem Uni-Campus. Es gibt da einen Hauptweg für Fahrräder. Eine Informationskampagne über Ausweichrouten führte dazu, dass diese jetzt ebenfalls Staus haben.

Zur Startseite