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Eine Boeing 747-8F zieht Kondensstreifen hinter sich her.

© dpa

Flugsicherheit: 1:29 Millionen

Allen Unglücken zum Trotz: Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, ist äußerst gering.

Von Katrin Schulze

Die Angst fliegt bei vielen mit. Und das vergangene Jahr hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dass sich das ändert. Da war zum einen die Explosion eines russischen Ferienfliegers über dem Sinai mit 224 Toten. Zum anderen, gerade für die Deutschen vielleicht noch aufwühlender, der vom Kopiloten mutwillig herbeigeführte Absturz einer Germanwings-Maschine über den französischen Alpen, den keiner der 150 Insassen überlebte. Beides kann auch bei Menschen, die nicht unbedingt unter massiver Flugangst leiden, ein mulmiges Gefühl hinterlassen, wenn sie ein Flugzeug betreten. Doch das ist völlig unnötig – statistisch gesehen.

Denn Fliegen ist auch weiterhin die sicherste Art der Fortbewegung. Obwohl die Passagierzahlen steigen und steigen, verunglücken immer weniger Menschen. Das zeigen etwa die Angaben der UN-Luftfahrtorganisation ICAO und des Aviation Safety Network. Demnach war die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, in den 1970er Jahren im Durchschnitt etwa 27 Mal so hoch wie im Jahr 2015. Eine Studie der Allianz-Versicherungsgruppe macht es sogar noch deutlicher. Wer heute zum Beispiel in den USA oder Kanada fliegt, für den liegt das Risiko, tödlich zu verunglücken, bei 1:29 Millionen – zum Vergleich: 1959 lag es bei 1:25000. Besonders sicher sind offenbar vor allem Passagiere, die Fluglinien aus dem asiatisch-arabischen Raum wählen.

So ergab eine Untersuchung von Hamburger Flugexperten, dass die weltweit fünf sichersten Airlines aus dieser Region kommen. Wie im Vorjahr führt die aus Hongkong stammende Cathay Pacific auch diesmal die Sicherheitsliste der 60 größten Fluggesellschaften an, die das Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre (JACDEC) im Auftrag des Luftfahrtmagazin „Aero International“ erstellt hat. Dahinter folgen Emirates aus Dubai, Eva Air aus Taiwan, Qatar Airways aus Katar und die chinesische Hainan Airlines. Die sicherste europäische Fluggesellschaft heißt demnach KLM und liegt auf Platz fünf. Die deutschen Airlines Lufthansa (12) und Air Berlin (20) schaffen es immerhin noch unter die ersten 20. Die Lufthansa, die im zurückliegenden Jahr mit 107,7 Millionen Passagieren einen Rekordwert erreichte, lag beim Indexwert knapp vor der australischen Qantas.

In Europa und Nordamerika ist es am sichersten

Die Australier waren kürzlich von einer Mitte 2013 gegründeten heimischen Ratingagentur nach anderen Kriterien noch zur sichersten Fluggesellschaft erklärt worden. Schlusslicht im JACDEC- Ranking bildet Vietnam Airlines (60). Die Hamburger Unfalluntersucher messen bei ihrer Bewertung unter anderem Verkehrsleistung und Zwischenfälle und betrachten einen Zeitraum von 30 Jahren. Neben Totalverlusten werden auch schwere Zwischenfälle erfasst. Dabei handelt es sich nicht nur um Unfälle im klassischen Sinn, es kann auch um Beinahe-Kollisionen oder riskante Situationen gehen. Germanwings, deren Airbus A320 im März 2015 abstürzte, befand sich wegen zu niedriger Verkehrsleistung nicht unter den 60 weltgrößten Airlines.

Doch helfen solche Listen gerade ängstlichen Fluggästen wirklich? Die Pilotenvereinigung Cockpit ist sich da nicht so sicher. „Man sollte solche Statistiken stets mit Vorsicht betrachten, sie bieten lediglich eine Orientierungshilfe“, sagt Markus Wahl. Ansonsten rät der Cockpit-Sprecher dazu, vor Antritt der Reise andere Faktoren in Betracht zu ziehen: „Wenn der Flug selbst billiger als die Fahrt zum Flughafen ist, würde ich mir die Frage stellen, ob das die Kosten deckt und wo diese Airline die Kosten einspart.“ Generell aber sieht Markus Wahl gerade in Europa keinen Anlass zur Sorge. Europäische Fluggesellschaften, insbesondere die beiden größten deutschen, schneiden in den verschiedensten Rankings grundsätzlich gut ab.

Gut ausgebildete Besatzungen, sorgfältig gewartete Flotten und eine penible behördliche Aufsicht tragen zur Sicherheit und damit auch zu einem guten Gefühl beim Passagier bei. Beinahe ebenfalls so sicher wie in Europa ist man im nordamerikanischen Luftraum unterwegs. Betrachtet über die vergangenen 30 Jahre ereignen sich die meisten Unglücke dagegen in Afrika, Teilen Asiens und dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Beispielhaft dafür steht das Jahr 2014. Damals starben – vor allem bedingt durch den Verlust zweier Großraummaschinen von Malaysia Airlines – insgesamt 970 Menschen in der kommerziellen Luftfahrt. 2015 waren es trotz zweier großer Abstürze 449 Opfer weniger. Auch diese Tendenz könnte Menschen mit Flugangst vielleicht etwas beruhigen. (mit dpa)

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