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Handys und Gehirntumor: Oberstes Gericht Italiens: Handy war Krebsursache

Das Urteil des Obersten Gerichts in Italien wird Folgen haben. Ein Anwalt bereitet bereits Sammelklagen vor. Die Wissenschaft ist empört. Aus ihrer Sicht ist ein Zusammenhang zwischen Handys und Krebs nicht bewiesen.

Der Oberste Gerichtshof in Italien hat den Anspruch eines Mannes aus Brescia auf eine staatliche Invalidenrente anerkannt, weil dessen Tumorleiden auf exzessive Dienstgespräche mit dem Mobiltelefon zurückzuführen sei. Wie „La Repubblica“ berichtet, hat das Gericht einen kausalen Zusammenhang zwischen täglichen fünf bis sechs Stunden Handytelefonaten und dem gutartigen Hirntumor des 60-jährigen Ex-Managers Innocente Marcolini gesehen. Marcolini wurde in dem Verfahren vom Onkologen Angelo Levis aus Padua unterstützt, ein Anwalt bereitet inzwischen eine Sammelklage weiterer Erkrankter vor, wie die Zeitung berichtet.

Bei dem Physiker Michael Repacholi von der römischen Universität La Sapienza, der ein großes Projekt der WHO zu elektromagnetischen Feldern koordinierte, stößt das Urteil auf Unverständnis. Die italienischen Gerichte bemühten sich zu wenig darum, anerkannte Experten als Gutachter heranzuziehen, das Urteil basiere deshalb nicht auf dem Stand der Wissenschaft, kritisiert er.

„Zahlreiche ausführliche Studien über die gesundheitlichen Risiken der Nutzung von Mobiltelefonen haben keinen Zusammenhang mit Hirntumoren gefunden“, sagt auch Patricia McKinney von der University of Leeds in England. Endgültige Entwarnung könnten zwar nur Langzeitstudien geben. Beruhigend sei jedoch, dass die Rate dieser Tumoren in den letzten Jahrzehnten nicht angestiegen sei, ganz im Gegensatz zur Nutzung von Handys. Die größte Langzeitstudie kommt aus dem kleinen Dänemark, wo zwischen 1990 und 2007 insgesamt 360 000 erwachsene Bürger mit und ohne Handyvertrag verglichen wurden.

Es zeigte sich kein Unterschied, was die Erkrankung an Hirntumoren betrifft. In der WHO-Studie war nur in der kleinen Gruppe der extremen Vieltelefonierer das Gehirntumor-Risiko leicht erhöht.

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