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Inzest-Fall: Polizei: Fritzl war Einzeltäter - Kampusch spendet

Josef Fritzl ein Einzeltäter? Die Polizei in Österreich geht derzeit davon aus, dass der herrische Vater 24 Jahre lang niemanden in sein Geheimnis eingeweiht hat. Ein geheimnisvoller Anrufer, der den Missbrauch ans Licht brachte, gibt allerdings weitere Rätsel auf.

Josef Fritzl ist nach Erkenntnissen der österreichischen Polizei Einzeltäter im Inzest-Drama von Amstetten. Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, bekräftigte vor Journalisten in Zeillern bei Amstetten, auszuschließen sei allerdings "aus kriminalistischer Erfahrung nichts". Seine ehelichen Kinder hätten mit dem Fall nichts zu tun. Es könne zwar davon ausgegangen werden, dass Fritzl Hilfe etwa bei der Nahrungsmittelbesorung erhielt, von dem Martyrium im Keller habe nach ersten Erkenntnissen aber niemand gewusst.

Bunker auf Wochen ohne Versorgung ausgelegt

Zu den Ermittlungen am Tatort sagte Polzer: "Das Gefängnis zeigt sich in seiner ganzen Deutlichkeit". Die Opfer von Josef Fritzl seien in ihrem Kellerverlies zum Beispiel mit Gefrierschrank, Herd, Waschmaschine und anderen elektrischen Geräten ausgerüstet gewesen. Das habe den Bewohnern erlaubt, dort auch über Wochen ohne jede weitere Versorgung auszuharren - "vorausgesetzt, dass der Strom aktiv bleibt".

Der Arzt Berthold Kepplinger vom Landesklinikum Mostviertel Amstetten appellierte an die Medien, die Privatsphäre der Familie zu respektieren. Sie habe inzwischen in den Räumen des Klinikums eine etwa 80 Quadratmeter große Wohnung bezogen, die sie ganz für sich allein habe. Die Familie, die sich ja jetzt kennengelernt habe, fühle sich den Umständen entsprechend wohl. Mit behutsamer Unterstützung des Personals aus Ärzten und Psychologen werde alles daran gesetzt, ihr einen guten Start ins neue Leben zu ermöglichen.

Kampusch spendet

Dem Verbrechen war die Polizei erst durch einen Anruf und nach der Festnahme der 42 Jahre alten E. Fritzl. auf die Spur gekommen. Erst durch das Telefonat hätten die Fahnder erfahren, dass die polizeilich gesuchte Frau mit ihren zwei Söhnen in der Klinik sei, wo ihre Tochter K. behandelt wurde. Polzer wollte nicht sagen, woher der "vertrauliche Anruf" gekommen sei. Er meinte allerdings im ORF-Fernsehen: "Irgendjemand aus dem Umfeld (des Täters) musste das wissen".

Das österreichische Entführungsopfer Natascha Kampusch (20) kündigte unterdessen für die Opfer in dem Inzest-Fall eine Spende von 25.000 Euro an. Die junge Frau, die selbst acht Jahre lang in der Gewalt eines Entführers in einem verliesartigen Raum leben musste, gab zugleich die Eröffnung eines Spendenkontos für die Opfer bekannt und rief zu Spenden auf. Kampusch teilte mit, sie sei in engem Kontakt mit dem Anwalt der Opfer, um herauszufinden, wo die Hilfe konkret benötigt werde. (jvo/dpa/ddp)

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