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Kalt erwischt: Klimawissenschaftler sollen Daten geschönt haben

Hacker haben angeblich unterschlagenes Material erbeutet, das Verfechter der Erderwärmung belasten soll. In E-Mails sollen die Wissenschaftler von Tricks zum Schönen ihrer Daten gesprochen haben.

Was nicht passt, wird passend gemacht. So könnte man eine E-Mail zusammenfassen, die ein britischer Klimaforscher einem Kollegen sandte. Demnach hat er einen „Trick“ angewandt, um in einer Grafik zur Temperaturentwicklung der letzten Jahrzehnte den aktuell geringeren Anstieg der Werte „zu verstecken“. In anderen elektronischen Nachrichten wird über Kollegen hergezogen und Klimaskeptiker, die den Anteil des Menschen an der Erderwärmung herunterspielen oder leugnen, als „Idioten“ bezeichnet.

Derlei Pikanterien sollen sich in Hunderten von E-Mails und Dokumenten finden, die Hacker vom Server der britischen Universität von East Anglia geholt haben sollen, berichtet die „NewYork Times“. Dem Bericht zufolge haben die Internetpiraten versucht, die brisanten Dokumente dem Blog „realclimate.org“ unterzujubeln, auf dem Forscher vor den Folgen des Klimawandels warnen. Der Angriff wurde jedoch bemerkt und abgewehrt.

Aus der digitalen Welt sind die Daten aber keineswegs. Sie finden sich teilweise etwa auf der Seite „The Air Vent“, die eher Argumente der Klimaskeptiker sammelt. Dort wird eine E-Mail an „M“ aus dem Jahr 2004 veröffentlicht, in der „P“ ankündigt, gemeinsam mit „K“ bestimmte Fachpublikationen für den Bericht des Weltklimarats zurückhalten zu wollen. Zwar schreibt der Blogger „Jeff Id“ dazu, dass er die Echtheit der Mail nicht hundertprozentig belegen könne, doch der Zweck der Veröffentlichung ist unmissverständlich.

Einige der betroffenen Forscher haben die Flucht nach vorn angetreten. Etwa Michael Mann, der im Zusammenhang mit dem „Trick“ in den Temperaturgrafiken genannt wurde. Der Forscher der Universität von Pennsylvania sagte der „Times“, dass Wissenschaftler häufiger den Begriff „Trick“ benutzen, wenn sie beschreiben, wie sie ein Problem lösen. „Das ist nichts Geheimes.“ Im konkreten Fall ging es um Jahresringe an Bäumen. Bis 1960 hätte deren Dicke gut mit den jeweils herrschenden Temperaturen korrespondiert, später nicht mehr. Deshalb seien diese Daten nicht mehr für die Temperaturanlyse benutzt worden. Das sei jedoch in der Fachwelt seit zehn Jahren bekannt gewesen.

Dass die mehr oder weniger brisanten Daten kurz vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen publik gemacht werden, ist nach Ansicht von Jochem Marotzke ein Versuch, die Klimaforscher zu diskreditieren. „Etwas Wesentliches, wie zum Beispiel die Information, den menschgemachten Klimawandel gebe es nicht, wird man darin nicht finden“, sagt der Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg.

Wenn über einen Dritten mit der Bezeichnung „Idiot“ geschrieben werde, dann zeige das: Klimaforscher sind auch nur Menschen. „Man hat Emotionen, da kommt das mal vor“, sagt Marotzke.

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