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Diese Leerstelle prangte vergangenen Oktober dort, wo einmal von Henri Matisse "Lesende in Weiß und Gelb" hing. Nun ist klar: Das Bild ist vernichtet.

© AFP

Kunstraub in Rotterdam: Bilder von Picasso und Monet verbrannt

Letztes Jahr entwendeten Diebe in Rotterdam Werke von weltbekannten Künstlern wie Matisse, Monet und Picasso. Jetzt ist klar: Die Bilder wurden von den Tätern verbrannt und sind damit auf ewig verloren.

Die Meisterwerke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Claude Monet und weiteren Künstlern, die 2012 bei einem spektakulären Kunstraub in Rotterdam gestohlen wurden, sind auf ewig verloren, sie wurden verbrannt. In einem rumänischen Ofen. Das berichtet die niederländische Zeitung "De Volkskrant". Die Kunst war 2012 aus der Jubiläumsausstellung der "Kunsthal Rotterdam" entwendet worden und offenbar nach Rumänien geschafft worden. Die mutmaßlichen Kunstdiebe waren bereits Anfang des Jahres festgenommen worden und sollen vor ein Gericht in ihrem Heimatland kommen, ihr Diebesgut blieb allerdings verschollen, bis jetzt.

"Alle Bilder sind verbrannt"

Die Mutter eines der Hauptangeklagten, Radu Dogaru, meldete sich im rumänischen Fernsehen zu Wort und sagte, sie hätte die Kunstwerke nach der Festnahme ihres Sohnes in ihrer Wohnung im Dorf Carcaliu in Ostrumänien verbrannt. Olga Dogaru habe „gehofft, dass es auf diese Weise keine Beweise gebe und die Verdächtigen nicht verurteilt würden“ gab sie im Interview zu. Kunstexperten des Justizministeriums hätten daraufhin Aschenreste überprüft und darin Farbpartikel, Stoffreste und Nägel gefunden, die eindeutig den gestohlenen Werken zuzuordnen sind. Das bestätigte der Generaldirektor des rumänischen Nationalmuseums, Ernst Oberlander Tarnaveanu am Dienstagabend in den rumänischen Medien und nannte die Tat ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Oberlander Tarnaveanu war Leiter eines Spezialistenteams, das die Aschereste aus dem fraglichen Ofen über drei Monate hinweg akribisch geprüft hat. "Wenn das stimmt, unterstreicht es die Sinnlosigkeit der Tat", kommentierte auch ein Sprecher des niederländischen Justizministeriums den unglaublichen Vorgang. Von einer "ewigen Sünde" sprechen auch die Besitzer der Werke, die Rotterdamer Kunstsammlerfamilie Cordia.

Die Werke waren zu bekannt

Die zwei Diebe sollen die Kunst zunächst in eine Rotterdamer Wohnung gebracht haben, sie dort aus ihren Rahmen geschnitten haben und dann nach Rumänien geschmuggelt haben. Dort versuchten sie, die international bekannten Werke auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Sogar bei der russische Mafia sollen sie sich gemeldet haben. Auch an einen namentlich nicht bekannter rumänischer Modemacher wendeten sie sich wohl. Allerdings vergeblich - niemand wollte das hochbrisante Diebesgut kaufen. In ihrer Verzweiflung sollen sie sogar mit den eingerollten Kunstwerken in einer Einkauftüte durch die rumänische Hauptstadt Bukarest gelaufen sein, in der Hoffnung, die Kunst dort loszuwerden. Als ihnen schließlich dämmerte, dass ein Picasso oder Matisse sich nicht einfach so verkaufen lässt, brachten sie die Werke in die Wohnung von Olga Dogaru. Dort blieben sie, bis sie schließlich ihr unglückliches Ende im Kaminofen fanden.

Raub in zwei Minuten

Über den Wert der verlorenen Kunst gibt es sehr verschiedene Angaben. So spricht die niederländische Zeitung "De Volkskrant" von 18 Millionen Euro, während die BBC den Wert auf zwischen 100 und 200 Millionen Euro schätzt. Die Schätzungen gehen auch deshalb so weit auseinander, weil der Preis für ein Kunstwerk nicht materieller Art ist, sondern eher von Faktoren wie Berühmtheit des Künstlers, Ansehen bei Kunstkritikern oder auch etwaigem Versteigerungswert abhängt und daher sehr subjektiv geprägt ist. Die Kunst war in der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 2012 aus der Kunsthalle Rotterdam binnen zwei Minuten gestohlen worden und wurde im niederländischen Volksmund schnell "Kunstraub des Jahrhunderts" genannt. Anfang des Jahres wurden insgesamt sechs Tatverdächtige in Rumänien angeklagt, neben den zwei Haupttätern werden vier weitere, darunter auch die Mutter von Radu Dogaru, der Mithilfe beschuldigt. Einer der vier Tathelfer befindet sich noch auf der Flucht. Am 13. August soll der Prozess beginnen.

Torben David

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