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Papst Franziskus nach seiner Landung in Jordanien.

© AFP

Papst in Jordanien: Franziskus' "rein religiöser" Besuch im Nahen Osten

Papst Franziskus ist für drei Tage zu Besuch im Zentrum einer von Krieg, Gewalt und religiösem Fanatismus geschüttelten Region. Am Samstag landete er in Jordanien.

Er fühle sich wie Daniel in der Löwengrube, vertraute Franziskus an Bord seiner Papstmaschine mitreisenden Reportern an. „Bitte betet für mich während meiner Pilgerreise durch das Heilige Land“, twitterte er an alle Mitgläubigen weltweit während des Fluges von Rom nach Amman, der ihn für drei Tage ins Zentrum einer von Krieg, Gewalt und religiösem Fanatismus geschüttelten Region brachte. Und bereits in seiner ersten von insgesamt 14 Reden setzte er mit wenigen Sätzen klare Akzente. „Dringend notwendig“ seien eine friedliche Lösung für die Krise in Syrien und eine gerechte Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt“, betonte der Papst beim Empfang durch den jordanischen König Abdullah und seiner Frau Rania. Die religiöse Freiheit nannte er ein „fundamentales Menschenrecht“ und fügte hinzu, er hoffe, das werde so bleiben im Nahen Osten und in der gesamten Welt. Religiöse Freiheit schließe – egal ob auf der individuellen oder der kollektiven Ebene – das Recht jedes Menschen ein, in Fragen des Glaubens seinem Gewissen zu folgen, in Freiheit Gottesdienst zu feiern, seinen Glauben frei zu wählen und ihn öffentlich zu praktizieren, erklärte das Oberhaupt von weltweit mehr als einer Milliarde Katholiken. Zahlenmäßig seien die Christen im Nahen Osten zwar eine Minderheit. Aber sie betrachteten sich - und seien es auch – vollwertige Bürger. „Sie wollen, ebenso wie ihre muslimischen Mitbürger, ihren eigenen Beitrag zu den Gesellschaften leisten, in denen sie leben.“

Der Papst im Toyota-Mittelklasseauto

Am Samstagmittag kurz vor 13 Uhr war die Alitalia-Papstmaschine auf dem Queen Alia Flughafen in Amman gelandet. Trotz seiner 77  Jahre wirkte Franziskus agil und körperlich fit, als er bei brütender Wüstenhitze die Gangway herunterkam. Zwei Kinder in traditioneller Kleidung überreichtem ihm ein Bouquet mit schwarzen Schwertlilien, der nationalen Blume Jordaniens. In der Empfangshalle plauderte er mit den Umstehenden, trank einen traditionellen Kaffee, bevor er in einem einfachen, weißen Toyota-Mittelklasseauto, umringt von einer Kaskade Polizeimotorräder, in die Stadt fuhr.

Franziskus mag kein Prunk, kein Protz, kein aufwändiges Protokoll – sein Besuch im Nahen Osten sei „rein religiös“, er wolle für Frieden beten und die Beziehungen zu den anderen christlichen Kirchen verbessern, hatte der Mann aus Argentinien noch Mitte der Woche bei einer Generalaudienz in Rom betont. Am Nachmittag feierten 50.000 arabische Christen ihr geistliches Oberhaupt im Stadion der jordanischen Hauptstadt, als er winkend und lachend im offenen, ungepanzerten Jeep durch ihre Reihen fuhr, Kinder segnete und Hände schüttelte. Zwischendurch blies ihm der Wind seine weiße Kappe vom Kopf.

Am Sonntag fliegt Franziskus nach Bethlehem

Nach dem zweistündigen Open-Air-Gottesdienst fuhr Franziskus dann weiter nach Bethanien am Ostufer des Jordan, wo nach Überzeugung vieler Christen einst Johannes der Täufer Jesus taufte. Am Abend trift er dort behinderte Jugendliche und syrische Flüchtlingskinder – stellvertretend für alle Bürgerkriegsopfer, die vor dem Morden in ihrer Heimat Syrien Schutz in der Fremde suchen mussten. Sonntag früh fliegt Franziskus per Hubschrauber direkt von Amman nach Bethlehem, wo er auf dem Manger-Platz neben der Geburtskirche einen weiteren Gottesdienst unter freiem Himmel feiern wird. Anschließend isst er mit palästinensischen Familien zu Mittag und trifft sich mit Kindern im Flüchtlingslager Deheisheh, was auch sein Vorgänger Johannes Paul II. im Jahr 2000 besuchte. Am späten Nachmittag reist der katholische Pontifex dann weiter nach Jerusalem, wo er am Abend in der Grabeskirche mit dem geistlichen Oberhaupt der orthodoxen Kirche, dem Patriarchen Bartholomäus I., zusammentreffen wird.

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