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Karfreitagsfürbitte: Papst will für Juden beten

Affront für Juden in aller Welt: In seiner Karfreitagsfürbitte will Papst Benedikt XVI. für die "Erleuchtung" der Juden beten. Vertreter der jüdischen Gemeinde werfen dem Papst das Schüren "antisemtischer Tendenzen" vor und befürchten eine "Eiszeit“ zwischen den beiden Religionen.

Die Ankündigung von Papst Benedikt XVI., in der Karfreitagsfürbitte für die Erleuchtung der Juden zu beten, hat auf jüdischer Seite zu Irritationen und Protest geführt. Berlins Rabbiner Walter Homolka warf dem Papst  in "Spiegel Online" vor, er nehme durch die Neufassung der Karfreitagsliturgie in Kauf, "antisemtischen Tendenzen in der Katholischen Kirche" Vorschub zu leisten.

Jüdisch-katholischer Dialog schwer beschädigt

Der Papst habe mit der Karfreitagsbitte "Lasst uns beten für die Juden. Dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte", den jüdisch-katholischen Dialog schwer beschädigt, meinte der Rabbiner.

"Die Beziehungen zwischen katholischer Kirche und jüdischer Gemeinschaft stehen schlagartig vor einer Zerreißprobe wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr." Schon jetzt sei das Internet "voll von Kommentaren rechtskonservativer Katholiken, die sagten: Wunderbar, jetzt haben wir endlich das Signal, Juden zu missionieren."

Erinnerung ans Dritte Reich

Die Entscheidung des Papstes wirkt auf antisemitische Kreise äußerst stimulierend, meinte der Rabbiner. Angesichts der "Schuld, die die katholische Kirche in ihrer Geschichte mit dem Judentum und zuletzt im Dritten Reich auf sich geladen hat", sei die Form der lateinischen Karfreitagsfürbitte "völlig unangemessen".

Homolka hat dem Bericht zufolge zusammen mit anderen jüdischen Referenten, darunter Micha Brumlik, die Teilnahme am Katholikentag in Osnabrück im Mai abgesagt. Im Deutschlandradio Kultur warnte Homolka vor einer "neuen Eiszeit" zwischen Juden und Katholiken. "Hier wird das Mark der jüdischen Glaubensaussage getroffen." (iba/dpa)

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