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In Pforzheim (Baden-Württemberg) ist am 02.09.2015 eine Villa zu sehen, die komplett schwarz angestrichen ist. Der Architekt und Galerist Andreas Sarow ließ sie in einer geheimen Aktion am vergangenen Wochenende komplett schwarz anstreichen. Die Villa soll nicht lange in dem dunklen Zustand bleiben, sie steht zum Verkauf, gegen Gebot. Dann wird sie wahrscheinlich wieder so weiß gestrichen wie die Nachbarhäuser.

© dpa

Pforzheim: Denkmalgeschützte Villa über Nacht schwarz angemalt

Ob harmonisch oder hässlich, respektlos oder tiefsinnig: Mit einer künstlerischen PR-Aktion hat Architekt Andreas Sarow sich und Pforzheim über Nacht ins Gespräch gebracht.

Manche Aufmerksamkeit ist Pforzheim gar nicht recht. Die für baden-württembergische Verhältnisse hohe Arbeitslosigkeit etwa. Nun lenkt eine findige Kunst-PR-Aktion des Architekten, Immobilienunternehmers und Galeristen Andreas Sarow die Blicke auf die Stadt am Nordrand des Schwarzwaldes, die auch für ihre Schmuckindustrie bekannt ist. Quasi über Nacht verwandelte der 40-Jährige am Wochenende eine weiße denkmalgeschützte Villa aus den 20er Jahren in einem kohlrabenschwarzen Klotz. Alles matt schwarz - von der Türklingel bis zum Schornstein, selbst die Fensterscheiben spiegeln kein Licht mehr.

„Wir wollten eine Skulptur schaffen, Maßstäbe und Wirklichkeit verzerren“, sagt Sarow. Man könnte an ein Gipsmodell denken, eine Backform oder ein Stück Kohle. Der Architekt weiß, dass er keine völlig neue Idee umgesetzt hat. Vor Jahren wurde ein Abrissobjekt in Stuttgart geschwärzt und es gibt die Fernsehwerbung einer Baumarktkette, in der ein Gebäude schwarz angemalt wird. Neu sei aber, eine hochwertige Villa so zu verwandeln, als Galerie zu nutzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Da besteht auf jeden Fall eine Eigenständigkeit.“ In vier bis acht Wochen solle in dem Haus eine Gemeinschaftsausstellung mit den örtliche Galerien und Kunstvereinen eröffnen.

Droht Ärger mit dem Denkmalschutz? „Das war vorher nicht abgestimmt. Aber wir sind im Gespräch und ich bin guten Mutes, dass die auch von der Idee überzeugt sind“, sagt Sarow. Die untere Denkmalschutzbehörde reagiert allerdings reserviert. Der Verursacher sei zu einem Gespräch einbestellt worden, heißt es kühl. „Wir sind noch dabei, eine Bestandsaufnahme zu machen“, sagt der städtische Denkmalpfleger Christoph Timm. Stadtsprecher Philip Mukherjee nimmt eine kontroverse Diskussion über die Schwarze Villa wahr. „Aus architektonischer Sicht passt sie sicher nicht zu den liebevoll gestalteten Häusern in der Umgebung.“ Nicht ohne Grund stünden die historischen Villen dort unter Denkmalschutz. „Und dieser war leider nicht eingebunden.“

In Pforzheim (Baden-Württemberg) hängt am 02.09.2015 vor einer komplett schwarz angestrichenen Villa ein Schild mit der Aufschrift "DIE SCHWARZE VILLA Skulptur 10x13x12m Stein, Ziegel, Holz, Glas Andreas Sarow 2015 Kaufpreis auf Anfrage". Der Architekt und Galerist Andreas Sarow ließ sie in einer geheimen Aktion am vergangenen Wochenende komplett schwarz anstreichen. Die Villa soll nicht lange in dem dunklen Zustand bleiben, sie steht zum Verkauf, gegen Gebot. Dann wird sie wahrscheinlich wieder so weiß gestrichen wie die Nachbarhäuser.
In Pforzheim (Baden-Württemberg) hängt am 02.09.2015 vor einer komplett schwarz angestrichenen Villa ein Schild mit der Aufschrift "DIE SCHWARZE VILLA Skulptur 10x13x12m Stein, Ziegel, Holz, Glas Andreas Sarow 2015 Kaufpreis auf Anfrage". Der Architekt und Galerist Andreas Sarow ließ sie in einer geheimen Aktion am vergangenen Wochenende komplett schwarz anstreichen. Die Villa soll nicht lange in dem dunklen Zustand bleiben, sie steht zum Verkauf, gegen Gebot. Dann wird sie wahrscheinlich wieder so weiß gestrichen wie die Nachbarhäuser.

© dpa

Für den Eigentümer sei es aber eine gelungene Werbeaktion, ist er sicher. Sarow will das Gebäude für möglichst viel Geld wieder verkaufen, frisch renoviert und wohl wieder in weiß. Er bietet es gegen Gebot an. Aber er will die Aktion nicht in erster Linie als Werbung für seine Immobilienaktivitäten verstanden wissen. Der 40-Jährige hofft vielmehr auf einen PR-Effekt für die Kunst in der Stadt. Seine Galerie habe er aus Leidenschaft gegründet, nicht wegen der wirtschaftlichen Erfolgsaussichten. „Das ist ein schwieriges Pflaster in Pforzheim.“ Mit sehr viel Aufmerksamkeit über die Stadtgrenzen hinaus habe er gar nicht gerechnet, sagt Sarow.

Viele Nachbarn reagierten positiv. Sie stellten sogar ihre Balkone für Fotos zur Verfügung. „Weil das temporär ist, sind die Leute begeistert.“ Keine Gnade findet Sarows Aktion dagegen beim frühere Vorsitzenden der Architektenkammer Pforzheim/Enzkreis, Jochen Abraham: „Diese laute und völlig unangemessene Aktion halte ich für eine Respektlosigkeit gegenüber dem unmittelbaren Umfeld - und dies aus Marketinggründen. Dem Haus wurde jede Würde genommen“, sagte er der „Pforzheimer Zeitung“. (dpa)

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