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Es ist angerichtet. Besonders auf Kreuzfahrtschiffen wird auf Hygiene geachtet. Schleicht sich dennoch ein Virus ein, sollte man von Büfetts eher fernbleiben. Foto: Picture Alliance

© picture alliance / Bildagentur H

Reise: Bitte Abstand halten

Hotels und Kreuzfahrtschiffe fürchten einen unsichtbaren Feind: das Norovirus

Pech für 63 sonnenhungrige Reisende aus dem Rheinland und Ruhrgebiet: Statt einer Mittelmeer-Kreuzfahrt auf der „MSC Splendida“ kam es zu einem Busmarathon über die Alpen – und zurück. Auf der Fahrt zum Hafen Genua war bei einer Urlauberin, die sich unwohl fühlte, in einem Krankenhaus unterwegs eine Infektion mit dem hochansteckenden Norovirus festgestellt geworden. Der Bus musste noch vor Genua umkehren, weil das Schiff die möglicherweise ebenfalls infizierten Passagiere nicht an Bord genommen hätte. So war für alle Anreisenden der Traum von der Kreuzfahrt geplatzt. Vom Veranstalter erhielten die Enttäuschten das Geld zurück und 30 Prozent Rabatt auf die nächste Reise.

So glimpflich verläuft für Reedereien nicht immer der anscheinend ewig währende Kampf gegen Infektionen an Bord. Allein im vergangenen Jahr gab es eine Reihe von Fällen, die Reedereien viel Kopfzerbrechen bereiteten. Von den 151 britischen Passagieren auf der „Prinses Juliana“, die zum Jahreswechsel auf dem Rhein fuhren, waren etwa 30 vom Norovirus betroffen. Das Ordnungsamt Koblenz stellte das Schiff unter Quarantäne, erlaubte erst Tage später die Weiterfahrt.

Das Norovirus auf Kreuzfahrtschiffen sorgt immer wieder für Schlagzeilen – jüngst waren nach einem Bericht von „USA today“ gleich vier Schiffe betroffen: „Jewel of the Seas“, „Maasdam“, „Celebrity Mercury“ und „Millennium“. Auffällig oft wird über das Magen-Darm-Virus in den Medien berichtet, wenn Kreuzfahrtschiffe betroffen sind. Vor allem in den USA, weil dort Norovirus-Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen meldepflichtig sind, an Land jedoch selbst bei hohen Infektionszahlen nicht.

Dabei wird kaum irgendwo so gründlich auf Hygiene geachtet wie auf Kreuzfahrtschiffen. Schon aus Eigeninteresse – denn eine Noroinfektion an Bord kommt die Reederei teuer zu stehen. Das Schiff muss dann komplett mit Chlor desinfiziert, häufig die nächste Kreuzfahrt abgesagt oder verspätet begonnen werden. Personal, ob infiziert oder nicht, wird unter Quarantäne gestellt oder fällt im Krankheitsfall auch länger aus.

Kein Wunder, dass unlängst ein Kapitän rigoros reagierte. Auf der Silvesterkreuzfahrt der „Queen Mary 2“ bestand bei 167 von 2483 Passagieren und 28 von 1234 Crewmitgliedern der Verdacht einer Noroinfektion. Der Kapitän ordnete eine 48-stündige Quarantäne an, die Passagiere mussten in ihren Kabinen, die Besatzungsmitglieder in ihren Unterkünften bleiben. Vier Passagiere widersetzten sich der Anordnung – und wurden in Curaçao kurzerhand von Bord gewiesen.

Das Norovirus und seine nahen Verwandten sorgen allgemein für viel Ungemach. Besonders gern dort, wo sich viele Menschen versammeln. In Krankenhäusern ohnehin, doch auch mal in Hotels. So mussten im vergangenen Jahr im Hilton von Glasgow 58 Gäste und 17 Mitarbeiter ärztlich behandelt werden, weil sie infiziert waren. Ungern werden sich auch die Betroffenen an den Fall in den Allgäuer Alpen im August 2009 erinnern, als bei etwa 230 Bergwanderern das Norovirus festgestellt worden war. Sie hatten es sich auf einer Berghütte eingefangen, weil dort eine Wasseraufbereitungsanlage defekt gewesen war.

Generell gilt, dass Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und auch Kindergärten nahezu täglich Fälle von Noroinfektion verzeichnen. Im Vergleich dazu sind Hotels oder Kreuzfahrtschiffe relativ selten betroffen.

Das auf Kreuzfahrtthemen spezialisierte Internetportal cruisetricks.de gibt Empfehlungen, wie Passagiere das Risiko einer Infektion neben der Beachtung selbstverständlicher Hygieneregeln mindern können: „Vermeiden von Kontakt mit Übertragungsquellen wie Türgriffen, Aufzugknöpfen und Treppengeländern. Auf Kreuzfahrtschiffen etwas schwierig, aber doch bis zu einem gewissen Grad machbar: keinen zu engen Kontakt zu anderen Passagieren, lieber Treppen steigen statt Aufzug fahren, im Restaurant am Tisch bedienen lassen statt im Büfett- Restaurant drängeln.“ Wenn das Virus bereits ausgebrochen sei, gebe es in den Restaurants üblicherweise ohnehin keine Selbstbedienung mehr. Allerdings gebe es immer ungeduldige Mitreisende, die nicht die Bedienung durch das Personal abwarteten, sondern Speisen und Vorlegebesteck selbst anfassten. Das Essen in Reichweite von Passagieren sollte man entsprechend meiden.

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