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Schatz des Meeres. Das Kreuzfahrtschiff „Bianca C“, 1961 nach einem Brand vor Grenada gesunken, ist heute beliebtes Ziel bei Tauchern aus aller Welt.

© Grenada Tourism/pa

Erlebnisse unter Wasser: Die schönsten Riffe der Erde

Tauchen macht Spaß – nicht nur im Mittelmeer. In puncto Artenvielfalt sucht Raja Ampat in Indonesien seinesgleichen. Nahe den Galapogosinseln kann man mit Seelöwen, Pinguinen und Meeresechsen schwimmen.

Fern oder nah, tropisch oder eiskalt, Kelpwald oder Haifischbecken - jede der vielen Tauchregionen der Erde hat ihren Reiz.

Medas-Inseln (Mittelmeer, Spanien)

Hier hat der moderne Tauchsport begonnen: Im Mittelmeer entdeckten die Pioniere um Jacques Cousteau und Hans Hass in den 1930er und 40er Jahren die Unterwasserwelt. Die Medas-Inseln an der Küste der Costa Brava in Spanien lassen heute noch erahnen, was die Pioniere einst im klaren blauen Wasser begeisterte: metergroße Zackenbarsche, Muränen, Fische in Schwärmen, Felswände, an denen gelbe und rote Hornkorallen wuchern und grüne Seegraswiesen. Dazu: Oktopusse und Langusten, plus Höhlen und Wracks. Der Grund für diese Vielfalt: Die sieben Inseln sind seit 1990 ein Unterwasser-Naturschutzgebiet. Fischen wurde 1983 verboten.

Südsinai (Rotes Meer, Ägypten)

Auch wenn sich Tauchtouristen dort in friedlicheren Zeiten auf den Flossen stehen: An der Südspitze der Sinai-Halbinsel liegen einige der besten Tauchplätze der Welt. Die Haie dort sind zwar seltener geworden, aber Ras Mohammed fasziniert immer noch durch seinen einzigartigen Charakter. Hier prallen karge Wüstenberge auf farbenprächtige Korallenriffe. Am Shark Reef und am Jolanda Reef – benannt nach einem hier versunkenen Frachter, dessen Ladung noch zu sehen ist: Kloschüsseln! – fällt die Steilwand des Riffs fast senkrecht auf eine Tiefe von 750 Metern ab.

Raja-Ampat-Archipel (Indonesien)

Manche Riffe sind wertvoller als andere. In puncto Artenvielfalt suchen die Korallenriffe von Raja Ampat weltweit ihresgleichen. Nirgendwo sonst wurden mehr Fisch- (rund 1300) und Korallenarten (rund 550) gezählt – ein echter Hot Spot der Evolution. Die Gründe der Vielfalt? Eine wechselvolle (Erd-)Geschichte und viele Lebensräume auf kleiner Fläche: ufernahe Saumriffe, vorgelagerte Barriereriffe, flache Lagunen, tiefe Steilwände und an den Küsten Mangroven, die vielen Meerestieren als Kinderstube dienen. Top Spot: Cape Kri.

Carriacou (Karibik, Grenada)

Auf Carriacou rücken die Zeiger scheinbar langsamer vor. An Land jedenfalls passiert hier nicht viel. Unter Wasser am Tauchplatz Sister Rocks bietet die Insel aber alles, was die Korallenriffe der Karibik besonders macht – und sie mehr noch als die Riffe im Indopazifik als Unterwassergärten erscheinen lässt: buschgroße Hornkorallen und Schwämme, deren Röhren wie Stämme ins Wasser wachsen.

Dazu: Schwärme violetter Kreolenfische, Langusten, Franzosen-Kaiserfische und dösende Ammenhaie. Und wem die Riffe nicht reichen: Die Schwesterinsel Grenada lockt mit einem der imposantesten Wracks der Welt: das 180 Meter lange Kreuzfahrtschiff „Bianca C“. Vom hellen Sandgrund in 55 Meter Tiefe drängt ihr mächtiger Bug ins blaue Freiwasser. Es wirkt, als würde sie noch fahren. Bei diesem Anblick wird auch der Zweitname des Ozeanriesen verständlich: Titanic der Karibik.

British Columbia (Nordpazifik, Kanada)

Es muss nicht immer tropisch sein: Als das beste Kaltwassertauchgebiet der Welt gilt die Küste von British Columbia in Kanada. Und – wer würde das nicht in Nordamerika erwarten? – alles ist hier irgendwie größer: die Anemonen, die Seenelken und auch die bis zu drei Meter großen pazifischen Riesenkraken. Ein Top Spot für das pralle Leben: Row and Be Damned, eine Steilwand bei Quadra Island, an der die starke Gezeitenströmung immer reichlich Nahrung bringt.

Unvergleichlich sind die Tangwälder – die Kelp Forests – der nordamerikanischen Pazifikküste. Auch sie sind ein Brennpunkt der globalen Artenvielfalt. Aber wer will schon Schnecken und Würmer zählen, wenn er durch einen Dschungel schweben kann, dessen Bäume aus bis zu 45 Meter Tiefe bis an die Oberfläche reichen?

Norwegen (Nordatlantik)

Warum viele Stunden lang in die Ferne fliegen? Gut mit dem Auto zu erreichen sind die Weltklassetauchplätze entlang der norwegischen Küste. Im Land der Fjorde geht es unter Wasser ebenso dramatisch zu wie oberhalb. Außergewöhnlich ist ein Tauchgang im Saltstraumen bei Bodø: Er gilt als der weltweit stärkste Gezeitenstrom. Mit bis zu 48 Kilometer pro Stunde werden hier etwa alle sechs Stunden mehr als 375 Millionen Kubikmeter Wasser durch eine schmale Meerenge gedrückt.

Wer hier taucht, sieht Pflanzen und Tiere, die auch typisch für unsere Nordsee sind: Seelachsschwärme und Dorsche in Massen, Seewölfe, Seeteufel und Heilbutte – dazu Nacktschnecken, bunte Anemonen und an den Felsen mannshohe Seetangwälder.

Südafrika (Indischer Ozean)

Nichts für Warmduscher sind die meisten Tauchplätze an der südafrikanischen Küste. Allen voran Protea Banks erfordert Überwindung. Die versteinerte Sandbank erhebt sich rund sieben Kilometer vor der Küste der Provinz Kwazulu-Natal aus einer Tiefe von 60 Metern. Auf das Kommando des Skippers hin lassen sich die Taucher vom Rand des Schlauchboots rücklings ins Wasser fallen – und sacken durch auf das Plateau in 27 bis 40 Meter Tiefe. Und dann sieht man sie: die Zambezis (Bullenhaie), Raggies (Sandtigerhaie), Hammer- oder Tigerhaie. Wer Glück hat, trifft sogar den Großen Weißen – oder einen Manta, Fuchs-, Blau-, Mako-, oder Walhai.

Damit nicht genug: Fast jährlich findet an der Küste Südafrikas „Das große Fressen“ statt. Dann formiert sich während des Sardine Run der größte Fischschwarm der Welt. Den Milliarden Sardinen folgen alle Räuber: Haie, Delfine, Wale, Robben, Vögel und Thunfische.

Rangiroa-Atoll (Französisch-Polynesien)

Wer hier nicht taucht, muss meditieren: Die kargen Koralleninseln des Rangiroa-Atolls mitten im größten Ozean bieten nichts außer Himmel und Meer – letzteres allerdings im Überfluss. Der berühmteste Tauchplatz des zweitgrößten Atolls der Welt ist der Tiputa Pass, ein Kanal, der die Lagune mit dem offenen Meer verbindet. Wer dort im klaren, warmen Wasser auf Taucher wartet? Viele, viele Graue Riffhaie, plus Hammerhaie, Adlerrochen, Mantas, Delfine, Schildkröten und bunte Fische in großen Schwärmen. Ach ja: Die Korallenriffe sollen auch ganz schön sein.

Galapagos-Inseln (Pazifik, Ecuador)

Wie das alles zu überbieten ist? Mit Galapagos! Die Inseln, deren Tierwelt Charles Darwin auf die Idee mit der Artenentstehung durch natürliche Selektion brachte, werden in vielen Listen als das Nonplusultra der Tauchwelt geführt. Vor allem die Inseln Wolf und Darwin locken mit spektakulären Wassergeschöpfen: Hammer-, Tiger-, Wal-, Galapagos- und Weißspitzenhaien. Aber Darwins Trauminseln haben mehr zu bieten: Wo sonst kann man mit Seelöwen, Pinguinen und Meeresechsen tauchen?

Antarktis

Und, schon fast alles gesehen? Sicher nicht! Ganz im Süden gibt es einen Ozean, den nur wenige als solchen kennen: Unter dem Packeis des Südlichen Ozeans (auch: Südpolarmeer) an den Küsten der Antarktis existiert eine einzigartige Tierwelt, die sich deutlich von den angrenzenden Ozeanen unterscheidet und erstaunlich farbenfroh daherkommt. Und durch ein Loch in der Eisdecke ins Dämmerlicht des Meeres einzusteigen, ist eine Erfahrung, die Tauchenthusiasten begeistern wird – trotz Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt. (polaradventures.de, oceanwide-expeditions.com, waterproof-expeditions.com) dpa

Arnd Petry

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