zum Hauptinhalt
Andreas Richter und Piotr Koper, die Schatzsucher.

© AFP PHOTO / PIOTR HAWALEJ

Schatzsucher beten für den Fund: Die erfolglose Suche nach dem Goldzug der Nazis

Zwei Hobbyhistoriker sind überzeugt in einem unterirdischen Tunnel einen Goldschatz aufgespürt zu haben. Gefunden wurde bisher nur zerbrochenes Porzellan.

Die Vorfreude war groß: „Ich kann es nicht erwarten, diesen Goldzug mit meinen eigenen Augen zu sehen“, sagte ein aufgeräumter Pjotr Koper dem polnischen Newsportal onet.pl Mitte Juli. „Das Gefühl wird unbeschreiblich sein, mit nichts zu vergleichen“, freute sich der polnische Hobbyhistoriker. Zusammen mit seinem deutschen Kumpel Andreas Richter hatte der Pole vor Jahresfrist mit der Kunde von einem angeblichen Fund eines Nazi-Goldzugs weltweit für Aufsehen gesorgt. Der Goldschatz sollte sich in einem geheimen unterirdischen Tunnel bei Walbrzych in Niederschlesien befinden. Dies wollen Koper und Richter mittels eigenen Georadaraufnahmen ermittelt haben.

Am Montag begannen die Erdarbeiten für den dritten und letzten Sondierungsgraben. Zwei solche Gräben wurden bisher auf einer Länge von über 20 Metern bis zu neun Meter tief ins Erdreich gebaggert. Bisher haben die beiden Hobbyhistoriker mit ihrem 35-köpfigen Team an sieben Grabungstagen außer ein paar Porzellanscherben nichts gefunden. „Die Ergebnisse sind bislang schon etwas enttäuschend, das müssen wir zugeben“, gestand die Pressesprecherin der Schatzsucher Ende letzter Woche ein. „Aber wir haben noch Hoffnung“, fügte Christel Focken an. Zudem, so Focken, solle ja einfach der Mythos Goldzug geklärt werden.

Bisher hatte das Team Richter-Koper ganz anders geklungen. „Ich bin sicher, dass wir den Goldzug finden“, sagte Koper immer wieder gegenüber polnischen Journalisten. Den Behörden warf er mangelndes Interesse an dem Goldfund vor. Auch kritisierte er das Schatzministerium, weil dieses noch keine Eigentumsansprüche angemeldet hatte. „Damit riskiert Polen, dass andere Staaten Ansprüche erheben“, sagte Koper. Laut polnischem Recht ist indes klar, dass im Erdreich gefundene Schätze dem Staat gehören und Findern nur eine nicht näher definierte Belohnung zusteht.

Vor Jahresfrist war darüber spekuliert worden, dass Moskau Ansprüche auf den Goldzug erheben könnte. Die Rote Armee hatte nach dem Rückzug der Deutschen Wehrmacht aus der Gegend Walbrzych das dort von Zwangsarbeitern angelegte unterirdische Stollensystem teils zerstört und Lagepläne vernichtet. Die Deutschen hatten zwischen Walbrzych und Schloss Zamek Ksiaz Dutzende von Kilometern unterirdische Stollen anlegen lassen, um diese möglicherweise als zweites Führerquartier zu nutzen. Das Tunnelsystem ist bis heute schlecht erforscht, was seit 70 Jahren die Phantasie der Schatzsucher anregt. Viele von ihnen rechnen damit, dass die Nazis dort Goldreserven aus dem nahen Wroclaw vor der heranrückenden Front der Roten Armee in Sicherheit gebracht haben könnten.

In Polen hatten vor allem Geologen die angeblichen Erkenntnisse von Koper und Richter bezweifelt. Deren Georadaraufnahmen bewiesen gar nichts oder seien gar gefälscht, heißt es. Die angesehene Krakauer Bergbau-Akademie veröffentlichte im Juni ein Gutachten, das die Existenz von Metallen in dem angeblich entdeckten Tunnel ausschließt.

Die Bewohner der Krisenregion Walbrzych haben sich in Spötter und Gläubige geteilt. Letztere haben sogar schon Messen für das deutsch-polnische Schatzsucherpaar lesen lassen. „Wir beten für den Fund dieses Goldschatzes“, berichtete einer. Auf den Erfolg der Schatzsucher hatte das bisher keinen Einfluss. Gefunden wurden bis Montag neben dem zerbrochenen Porzellan nur noch etwas Kohleschlacke. Genau damit sollen die Nationalsozialisten ihre geheimen Tunnelbauten getarnt haben, heißt es nun in Kreisen der Schatzsucher.

Koper und Richter bestehen weiter auf ihrer Version vom Goldschatz. Mit ihrem 35-köpfigen Team aus Baggerfahrern, Wächtern und Archäologen wollen sie noch mindestens bis Mitte der Woche nach dem Tunnel und dem angeblich dort versteckten mit Gold gefüllten Panzerzug graben. Für das Unternehmen haben sie nach den jüngsten Angaben je über 100 000 Euro an Eigenmitteln und Spenden gesammelt. Die Einholung aller nötigen Erlaubnisse hatte angeblich genau ein Jahr gedauert – bis zur diesjährigen sommerlichen Gurkensaison.

Zur Startseite