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Kerzenlicht und Kopflampe. Unser Korrespondent in Kairo.

© Katharina Eglau

Stromausfälle in Kairo: Da hilft nur eine Kopflampe

In Ägypten fällt jeden Tag mehrmals der Strom aus – wie soll man da „Tatort“ schauen? Ein Bericht des Korrespondenten in Kairo.

Hastig beugt sich der Kommissar über den Ohnmächtigen, das Handy am Ohr – „ich weiß nicht, ob er noch lebt“. Dann wird allen schwarz vor Augen. Bildschirm duster, Lautsprecher stumm – wieder einer von Ägyptens Stromausfällen. Wer in Kairo lebt, kann abends keinen Krimi mehr vollständig sehen, in dem Stadtteil Dokki fehlt beim „Tatort“ meist die letzte Viertelstunde, in Zamalek ist es der Anfang, in Maadi in der Regel ein längeres Stück aus der Mitte. Und wer den Fall nicht bei Kerzenlicht in eigener Regie lösen will, muss sich am nächsten Tag das wirkliche Ende in der Mediathek anschauen.

Die Lage der Energieversorgung wird immer schlimmer

Ägyptens abendliche Stromausfälle sind eine Plage geworden. Es trifft regelmäßig und reihum alle Stadtteile, drei bis vier Mal am Tag – bereits jetzt im Frühjahr, wenn noch keine Klimaanlagen laufen. Für den Sommer kündigte der zuständige Energieminister bereits Ausfälle von sechs Stunden und mehr an, dann liegen die Abende bis Mitternacht wohl komplett im Dunkeln. Das heißt, Kerzen anzünden, Batterie-Kopflampen aufsetzen, das Buch suchen und Ruhe bewahren. Nach Sonnenuntergang den Aufzug zu benutzen, gleicht einem Lotteriespiel. Wer Pech hat, beschert sich anderthalb Stunden Isolierhaft irgendwo zwischen Himmel und Erde. Ägyptische Nachbarn haben sich vor kurzem einen eigenen Generator angeschafft. Der chinesische Zweitakter steht in ihrem Wohnzimmer, der Auspuff geht durch einen Fensterschlitz nach draußen. Drinnen betreibt der neue, mit einem Rasenmäher verwandte Hausgenosse eine Handvoll Glühbirnen und natürlich auch den Fernseher. Ob sie Krimis schauen, wissen wir nicht. Und wenn schon, wegen des Knatterns würden sie auch nicht mitkriegen, wer am Ende der Mörder ist.

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