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Am 23. September geht die Welt unter, sagen Verschwörungstheoretiker. Stimmt nicht, sagt die Nasa.

© AFP/ Nasa

Verschwörungstheorie: Das Ende kommt mit "Nibiru"

Verschwörungstheoretiker in den USA sind fest davon überzeugt: Am Sonnabend geht die Welt unter. Angeblich wird ein Planet die Erde zerstören. Unsinn, sagt die Weltraumbehörde Nasa.

Eigentlich müssen sich Angela Merkel und Martin Schulz keine Mühe mehr geben. Am Tag vor der Bundestagswahl ist ohnehin alles vorbei, sagen amerikanische Verschwörungstheoretiker. Am 23. September geht angeblich die Welt unter. Der mysteriöse Planet „Nibiru“, auch „Planet X“ genannt, wird sich an diesem Tag nach Berechnungen der selbst ernannten Experten in die Erdkugel bohren. Das Problem ist nur, dass „Nibiru“ nicht existiert.

Vorhersagen des Weltuntergangs gehören seit altersher zu den Begleiterscheinungen vieler Zivilisationen. Manche Endzeitprediger wollen die Menschen mit der Warnung vor dem nahenden Jüngsten Tag auf den Pfad der Tugend bringen. Andere sehen darin ein Geschäftsmodell, wollen Atombunker für den Vorgarten oder ihre Bücher verkaufen.

Gemeinsam ist den Unheils-Prophezeiungen die Behauptung, die angeblich drohende Entwicklung sei unabänderlich. Alte Schriften, Naturkatastrophen oder dramatische Himmelszeichen wie Sonnenfinsternisse weisen demnach auf das Schicksal des Planeten hin. Doch „Nibiru“ sollte eigentlich schon im Jahr 2003 die Erde sprengen. Der jüngste große Weltuntergangs-Hype drehte sich um den 21. Dezember 2012, der angeblich in einem alten Maya-Kalender als letzter Tag der Erde berechnet wurde.

Doch es gibt nun einmal keinen „Planeten X“

Die Welt ging damals trotz aller Vorhersagen nicht in Flammen auf. Das soll nun am 23. September nachgeholt werden. „Nibiru“ ist nach den neuen Verschwörungstheorien auf Kollisionskurs mit der Erde, was von der US-Weltraumbehörde Nasa angeblich verheimlicht wird. Merkwürdige Muster in einem Kornfeld in Großbritannien sollen ebenfalls auf die bevorstehende Ankunft von „Nibiru“ hindeuten.

Ähnliche Vorhersagen im Zusammenhang mit dem angeblichem Killerplaneten waren von der Nasa bereits vor Jahren als Nonsens zurückgewiesen worden. Wenn „Nibiru“ tatsächlich existierte und der Erde so nahe wäre, dass eine Kollision bevorstehe, dann müsste dieser Himmelskörper mit bloßem Auge zu sehen sein, betonte der Wissenschaftler David Morrison schon in einem Youtube-Video im Zusammenhang mit der Aufregung von 2012 – doch es gebe nun einmal keinen „Planeten X“.

„Verheimlicht ihr uns etwas?“

Solche Erklärungen ändern an der Aufregung im Internet herzlich wenig. Die Nasa lüge wie gedruckt, heißt es in Online-Kommentaren. In einigen Beiträgen wurde fälschlicherweise behauptet, die amerikanischen Weltraumforscher hätten die Existenz von „Nibiru“ jetzt doch bestätigt. „Hey Na, schrieb ein TwitterNutzer vor wenigen Tagen, „Verheimlicht ihr uns etwas?“

Der 23. September ist deshalb als letzter Tag der Menschheit auserkoren worden, weil an diesem Tag die jüngste Sonnenfinsternis in den USA genau 33 Tage zurück liegt. Jesus sei schließlich 33 Jahre alt geworden, sagte David Meade, frommer Christ, Autor eines Buches mit dem Titel „Ankunft von Planet X 2017“ und führender Vertreter der SeptemberThese, der „Washington Post“. Meade stützt sich bei seinen Berechnungen auch auf angeblich geheime Botschaften der großen Pyramiden von Gizeh und auf Passagen aus der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel. Hinzu kommen astronomische Konstellationen, die auch in einem mehrere Millionen mal angeklickten Video auf Youtube in reißerischer Manier beschrieben werden. Er verbinde astronomische Erkenntnisse mit Informationen aus der Bibel und komme so auf den 23. September, so Meade. Seriöse Bibelforscher sind entsetzt. Meade sei ein selbst ernannter Experte, der über Ereignisse rede, die es nicht gebe, sagte der Theologe Ed Steltzer der „Washington Post“.

Meade verleiht jedoch seinen Voraussagen geschickt eine gewisse Flexibilität für den Fall, dass es doch einen 24. September – und damit eine Bundestagswahl – geben sollte. Er spreche nicht vom Weltuntergang, sondern von weitreichenden Veränderungen auf der Erde nach dem Stichtag, betonte er. Der Mann sieht eine Reihe von Katastrophen nach dem 23. September voraus, die das Leben auf der Erde nachhaltig verändern werde. Diese Art von Voraussagen seien mit Vorsicht zu genießen, kommentierte das Magazin „National Geographic“: Die Apokalypse lasse schon eine ganze Weile auf sich warten.

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