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Eine spanische Touristin läuft vorbei, als Flüchtlinge aus Pakistan am Strand der griechischen Insel Kos ankommen.

© Yannis Behrakis/REUTERS

19. Tourismusgipfel in Berlin: Reisebranche diskutiert Umgang mit Flüchtlingen

Die Flüchtlingskrise prägt den 19. Tourismusgipfel in Berlin. Die Branche will Jobs bereitstellen, sieht aber Risiken.

"Tourismuspolitik kann auch Friedenspolitik sein“, meinte Elmar Brok am Montag beim 19. Tourismusgipfel im Hotel Adlon. Der Christdemokrat ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europaparlaments in Brüssel. Dabei war nicht die Flüchtlingskrise, sondern Digitalisierung das Kernthema der Veranstaltung in dem Nobelhotel am Brandenburger Tor. Dazu sprach unter anderem Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft. Doch die Flüchtlingwelle und wie man damit umgeht, nahm einen Großteil der Veranstaltung in Anspruch.

Tourismusbranche will Flüchtlinge einstellen

Zu den Gästen auf der alljährlich stattfindenden Tagung der Reisebranche gehören Tourismusunternehmer und Botschaftsvertreter aus aller Welt sowie Abgeordnete aus Bundestag und Landtagen. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Frenzel, widmete große Teile seiner Auftaktrede der Flüchtlingsdebatte. Die Position der Branche sei klar: „Integration durch Beschäftigung und Ausbildung.“ Die Freizeitwirtschaft biete als „Wachstumsbranche mit rund drei Millionen Beschäftigten Chancen für fast alle Qualifikations- und Bildungslevel“, sagte Frenzel, der bis 2013 den Vorstand der Tui leitete. Dafür müssten allerdings die Grundlagen stimmen. Frenzel setzt sich für einen frühestmöglichen Sprachunterricht ein und verlangt „Korrekturen“ bei der Vorrangsprüfung.

Dabei wird ermittelt, ob sich auch ein geeigneter Kandidat mit deutschem oder EU-Pass für eine Stelle findet, auf die sich ein Asylbewerber bewirbt. Erst nach 15 Monaten Aufenthalt in Deutschland fällt diese Prüfung weg. Verglichen mit Ländern wie Schweden seien diese Wartezeiten für arbeitswillige Menschen einfach zu lange, meinte Frenzel.

Asyl soll nicht "exzessiv" in Anspruch genommen werden

Den Willen der Tourismusunternehmen, nach Deutschland geflohene Menschen zu integrieren, lobte Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Sontowski (SPD). „Die Tourismusbranche hat die volle Unterstützung der Bundesregierung auf dem Weg, den sie eingeschlagen hat.“

Geht es um das Ausmaß der Zuwanderung, ist allerdings ein leises „aber“ zu hören beim BTW. Das Asylrecht dürfe nicht „exzessiv“ in Anspruch genommen werden. Was das genau bedeutet, vor allem mit dem Blick auf Angela Merkels Ablehnung einer Asylobergrenze, konnte man indes beim Verband nicht sagen. Es spiegle sich in dieser Haltung lediglich der gesellschaftliche Konsens „dass es schwierig wird, es einfach so weiterlaufen zu lassen“, meinte eine Sprecherin auf Nachfrage.

"Wo Krieg ist, gibt es keinen Tourismus"

Das größte Problem, das durch die Flüchtlinge unter anderem auf Hoteliers, Reiseveranstalter und Fluggesellschaften zukommen könnte, sind permanente Grenzkontrollen im Schengenraum. „Das könnte für den Tourismus in Europa dramatische Konsequenzen haben. Wir müssen die Außengrenzen besser kontrollieren, um uns die Reisefreiheit in Europa zu erhalten. Damit dürfen wir die Randstaaten aber nicht alleine lassen“, sagt der Europaparlamentarier Brok. Zudem fordert er mehr Hilfe für Länder wie die Türkei, den Libanon und Jordanien, die Millionen Flüchtlinge vor allem aus Syrien aufgenommen haben. Die globale Situation betreffe die Reiseindustrie im Übrigen ganz direkt, denn „da, wo Krieg ist, gibt es keinen Tourismus.“ Die Reiseverkehrswirtschaft mache inzwischen zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Europäischen Union aus und sei darum nicht nur ein Instrument der Völkerverständigung, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, meinte Brok.

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