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Zur Internetwirtschaft zählen unter anderem Soziale Netzwerke, Videoportale und Cloud-Dienste. Unser Bild zeigt einen Serverraum von Strato.

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80.000 Arbeitsplätze bis 2016: Internetwirtschaft will Wachstumsmotor sein

Eine Studie sieht das Netz als Wachstumstreiber. Online-Handel und Cloud-Dienste haben demnach das größte Potenzial. Der Mittelstand hingegen ist zurückhaltend - aus Sorge um seine Daten.

Berlin - Zweistelliges Wachstum, über Jahre. Das sagen die Unternehmensberater von Arthur D. Little der Internetwirtschaft in Deutschland voraus. Auf der Basis der am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie rechnet der Branchenverband Eco, der die Studie in Auftrag gab, für dieses Jahr mit einem Umsatzplus von 10,9 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro. Bis 2016 werde der Umsatz auf 87,4 Milliarden Euro steigen. „Die deutsche Internetwirtschaft boomt weiterhin“, sagte Verbandsgeschäftsführer Harald Summa. Der Anteil am Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts liege bereits bei einem Viertel.

Zur Internetwirtschaft zählen die Autoren der Studie verschiedene Branchen. Das Spektrum reicht von Infrastruktur wie Internet-Anbietern über E-Commerce und Soziale Netzwerke, Bezahldienste, Video- und Musikportale bis hin zu Anbietern von Cloud-Diensten. Diese Speicherdienste und verwandte Angebote werden demnach bis 2016 jährlich um durchschnittlich ein Drittel auf 9,6 Milliarden Euro wachsen. E-Commerce als zweiter Wachstumstreiber werde dann gut 28 Milliarden Euro erlösen – nach geschätzten 22 Milliarden im laufenden Jahr. Mit dieser Zahl liegt die Studie sogar noch unter der des Einzelhandelsverbandes HDE. Der Handel rechnet im laufenden Jahr mit einem Umsatz von 33 Milliarden Euro aus Online-Shops nach angeblich 29,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Trotz des enormen Wachstums herrscht in der Branche keine Euphorie. „Der Anteil des E-Commerce am Gesamtmarkt steigt zwar“, sagt Stefan Hertel vom HDE. Mit derzeit gut fünf Prozent sei er aber noch überschaubar. Die stationären Einzelhändler gehen jedenfalls nicht davon aus, dass sie in Kürze von großen Online-Händlern abgelöst werden. Der aktuelle Trend in der Branche sei Multi-Channel, sagt Hertel. Bereits jeder fünfte stationäre Händler verkaufe seine Ware inzwischen zusätzlich über einen eigenen Online-Shop. Gleichzeitig suchen reine Internet-Händler den Weg in die reale Welt. Das Berliner Klamotten-Portal Zalando betreibt in der Hauptstadt etwa einen Outlet-Store, andere wie Ebay versuchen es mit temporären Geschäften, Pop-up-Stores genannt.

Auch wenn bislang US-Konzerne den deutschen E-Commerce-Markt dominieren – allein Amazon hat nach Schätzung von Experten einen Marktanteil von 25 Prozent – rechnen die Autoren der Studie mit spezialisierten Angeboten hiesiger Händler. „Wir sehen hier Chancen für den deutschen Mittelstand, Nischen zu besetzen“, sagte Lars Riegel von Arthur D. Little.

Auch abseits des Online-Handels birgt das Internet hierzulande offenbar noch großes Potenzial für kleine und mittelgroße Unternehmen. „Das Internet kann, wenn man es klug einsetzt, insbesondere für uns Mittelständler wie ein Wachstums-Turbo wirken“, sagt Mario Ohoven, Chef des Mittelstandsverbandes BVMW. Doch davon sind bislang längst nicht alle Firmen überzeugt. Nur sechs von zehn Betrieben hätten ein eigenes Kundenportal oder einen Online-Shop, moniert Ohoven. Die Kundenorientierung müsse internetfähig werden. „Da hat der deutsche

Mittelstand – leider – immer noch ganz erheblichen Nachholbedarf.“ Mit rückwärtsgewandten oder technikfeindlichen Firmenchefs hat das aber nur am Rande zu tun. Vielmehr ist es die Sorge der Unternehmen, Opfer von Datendiebstählen und somit Industriespionage zu werden. Neun von zehn Klein- und Mittelständlern hätten bereits Schäden durch ihre löchrige IT erlitten, berichtet der Verband.

Ungeachtet dieser Zurückhaltung im Mittelstand rechnet Eco-Geschäftsführer Summa auch mit einem kleinen Job- Boom. Bis zu 80 000 neue Arbeitsplätze könnten rund um das Internet entstehen. Und dank des Interesses der Jugend könnten die Stellen auch besetzt werden.

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