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"Übernahmekandidat": Air Berlin bleibt in den roten Zahlen

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin ist in den ersten Monaten des Jahres noch tiefer in die roten Zahlen geflogen. Ein Viertel des Umsatzes ist Verlust. Die Branche spielt eine Übernahme der Fluggesellschaft durch.

Teures Kerosin und die Ausfälle im Nordafrika-Geschäft durch die dortigen Unruhen ließen das Minus auf 120,6 Millionen Euro steigen, teilte das Unternehmen mit. Zwar nahm der Umsatz um 8,8 Prozent auf 751,6 Millionen Euro zu. Branchenkenner sehen Air Berlin allerdings längst als Übernahmekandidaten. Die Aktie des Konzerns verlor gleichwohl nur leicht – der Kurs sank um 0,3 Prozent auf 3,05 Euro.

Operativ, also ohne Bilanzeinflüsse, lag das Minus zwischen Anfang Januar und Ende März sogar bei 188,3 Millionen Euro. Der Wert aus dem Vorjahr verdoppelte sich damit beinahe. Das heißt: Von jedem Euro, den Air Berlin einnimmt, verliert die Airline 25 Cent. Allerdings ist das erste Quartal für Fluggesellschaften meistens schwach, auch der deutsche Branchenprimus Lufthansa hatte in dieser Zeit rote Zahlen geschrieben. In diesem Jahr fiel auch noch das Oster-Reisegeschäft ins zweite Quartal. Richtig Geld verdient die Branche meist erst wieder mit dem Feriengeschäft im Sommer.

Fragen zu den Zahlen wollte ein Sprecher des Unternehmens nicht beantworten. Er verwies auf eine Pressekonferenz mit Konzernchef Joachim Hunold am kommenden Mittwoch, dann würden auch die detaillierten Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt. Hunold hatte Ende März als wichtigstes Ziel einen Gewinn (Ebit) für dieses Jahr genannt. 2010 hatte es einen Verlust von 9,3 Millionen Euro gegeben. Einsparungen von 100 Millionen Euro sollen laut Hunold helfen, das Versprechen zu halten.

Getroffen ist die Branche neben den hohen Treibstoffpreisen auch von der staatlichen Luftverkehrsabgabe, die seit Jahresbeginn bei Abflügen aus Deutschland fällig ist. Generell machen sich Nachfrageeinbrüche für Air Berlin stärker bemerkbar als etwa für die Lufthansa. Grund: Auf den europäischen Strecken, dem Schwerpunkt des Unternehmens, ist der Wettbewerb härter als auf den interkontinentalen Verbindungen der Lufthansa.

Analysten übten harsche Kritik an dem Unternehmen. „Die Zahlen sind richtig schlecht“, sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Zwar würden die nächsten Quartale eine Atempause bringen. „Sollte in zwei Jahren, wenn die Wirtschaftsentwicklung womöglich schwächer wird, aber nichts Deutliches passiert sein, hat Air Berlin ein richtiges Problem.“ Er glaube nicht mehr daran, dass am Jahresende schwarze Zahlen stehen. „Air Berlin ist schon lange ein Übernahmekandidat“, fügte er hinzu. Ein Käufer müsse inklusive einer Prämie nur 400 Millionen Euro ausgeben. Auch Hartmut Moers von der WestLB hält das nicht für ausgeschlossen. „Air Berlin ist für einige Konkurrenten sicher ein sehr attraktiver Übernahmekandidat – sie haben eine starke Position auf einem der größten europäischen Luftverkehrsmärkte.“

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