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Zwei Mal Air. Die beiden Fluggesellschaften teilen sich künftig Strecken und Passagiere, um effizienter zu fliegen.

© dapd

Update

Air Berlin kooperiert mit Air France: Kooperation statt Konfrontation

Im Wettbewerb mit Lufthansa verbündet sich Air Berlin mit Franzosen und Niederländern. Und Air Berlin-Großaktionär Etihad bekommt Zugang nach Europa.

Eigentlich ist es nur Routine. Air Berlin und deren Großaktionär Etihad werden künftig mit der französischen Airline Air France- KLM bei der Planung von Flugstrecken und dem Ticketverkauf zusammenarbeiten. Solche Codeshare-Abkommen gehören zum Alltag in der Luftfahrt. Dennoch markiert diese Vereinbarung einen radikalen Wandel: Erstmals holt eine der drei etablierten europäischen Fluggesellschaften eine der gefürchteten staatlichen Airlines vom Golf als Partner ins Boot.

„Das neue Abkommen zeigt, dass wir uns auf eine neue Luftfahrtwelt zu bewegen, in der mit früheren Erzrivalen kooperiert wird, statt sie zu bekämpfen“, sagte Gerald Wissel, Luftfahrtberater von Airborne Consulting in Hamburg. Spannend sei jetzt, wie Lufthansa reagieren werde. „Lufthansa wird sich nun die Frage gefallen lassen müssen, ob sie nicht eine ähnliche Strategie einschlagen sollten, also etwa mit einer Emirates kooperieren sollten.“ Zwar hatte Lufthansa-Chef Christoph Franz auf der Hauptversammlung im Mai eine Kooperation etwa mit Emirates grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Aber aktuell sei das kein Thema.

Für die früheren Staats-Airlines British Airways, Lufthansa und Air France-KLM sind Fluggesellschaften wie Emirates (Dubai), Etihad (Abu Dhabi) oder Qartar (Doha) zu den gefährlichsten Konkurrenten geworden. Sie sollen im Auftrag ihrer Regierungen die Wüstenstaaten zu Drehkreuzen für den internationalen Luftverkehr machen. Dabei profitieren die Airlines von niedrigen Kosten und Steuern in ihren Ländern.

Branchenexperten fragen sich allerdings, ob der Kampf gegen die arabische Konkurrenz auf Dauer durchzuhalten ist. Denn die dortigen Airlines wachsen rasant. Mit Air France ist nun der erste aus der Riege der drei großen europäischen Anbieter ausgeschert. Das erhöht den Druck auf Lufthansa. Denn mit Air Berlin, Air France-KLM und Etihad können deutsche Passagiere auf ein weltweites Streckennetz zurückgreifen.

Die so genannten Codeshare-Abkommen sind die einfachste Stufe einer Partnerschaft. Die nächst höhere ist die Mitgliedschaft in einem der drei Luftfahrtbündnisse: der von Lufthansa geführten Star-Alliance, der Oneworld von British Airways, der auch Air Berlin angehört, sowie dem Skyteam von Air France-KLM. Diese Allianzen sind als Reaktion auf das Fusionsverbot in der Luftfahrtbranche entstanden. Weltweit dürfen Fluggesellschaften nicht mehrheitlich in ausländische Hände gehen, sonst verlieren sie Verkehrsrechte. So sollten die nationalen Fluggesellschaften geschützt werden. Bis heute ist der Einstieg einer ausländischen Gesellschaft bei einem nationalen Anbieter eine heikle Angelegenheit. Deshalb gehen Branchenexperten auch nicht davon aus, dass Etihad sich in absehbarer Zeit an der angeschlagenen Air France beteiligen wird. Grundsätzlich ausgeschlossen wird das allerdings nicht. Erst Ende vergangenen Jahres hatte Etihad 29 Prozent an Air Berlin übernommen. Zuletzt hatte Etihad-Chef James Hogan aber betont, eher in Asien zukaufen zu wollen.

Die einst starren Grenzen zwischen den drei Allianzen haben sich über die Jahre gelockert. Immer mehr Gesellschaften setzen auf bilaterale Abkommen wie sie auch Etihad sucht. So ist Air Canada Mitglied in der Star Alliance um Lufthansa, unterhält jedoch gleichzeitig Codeshare-Abkommen mit Air France und British Airways. Auch Air Berlin hat mit der neuen französischen Partnerschaft die Grenzen seines Bündnisses verlassen. Dennoch erwarten Branchenkenner dadurch keine Probleme. Und die Beteiligten schon gar nicht.

Air Berlin-Chef Hartmut Mehdorn sprach am Montag von einem „weiteren Meilenstein im Aufbau eines einzigartigen, globalen Flugnetzes“. Das Berliner Drehkreuz werde „mit noch mehr Zielen“ verbunden. Statt drei Ziele in Frankreich fliegt Air Berlin künftig neun an. Über die Pariser Flughäfen Orly und Charles-de- Gaulle geht es nun mit Air France weiter nach Bordeaux, Lyon, Montpellier, Marseilles, Nantes und Toulouse. Etihad-Präsident James Hogan betonte in einer Stellungnahme die drei Kernelemente des Zehn-Jahres-Plans der Araber: Organisches Wachstum des Netzwerks, Ausbau von Codesharing-Partnerschaften und Beteiligung an anderen Fluggesellschaften als Minderheitsgesellschafter. HB/Tsp

Jens Koenen

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