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Selbstbewusst. In einer Videobotschaft präsentierte der Vorstandsvorsitzende von Toyota, Akio Toyoda, am Montag das Brennstoffzellenauto „Mirai“ (Zukunft). Der umweltfreundliche Wagen stelle einen „Wendepunkt“ in der Automobilgeschichte dar, sagte Toyoda.

© dpa

Alternativer Autoantrieb: Zukunft aus der Zelle

Toyota stellte ein Serienauto mit Brennstoffzelle vor. In Deutschland wird derweil eifrig in Tankstellen investiert. Ein erstes Auto für den Massenmarkt kommt frühestens 2017.

Beim Design belegen japanische Autos nicht unbedingt Spitzenplätze. Und wenn deutsche Automanager die deutsche Ingenieurskunst betonen und mit leuchtenden Augen über die emotionale Strahlkraft von BMW und Audi, Mercedes und Porsche berichten, dann ist die Welt in allerbester Ordnung. Doch wie lange noch? Anfang der 90er Jahre orakelte der damalige VW-Vorstandschef Ferdinand Piëch, die deutsche Industrie müsse sich gewaltig anstrengen, ansonsten „werden auf unseren Stühlen Asiaten sitzen“. So weit ist es noch nicht gekommen. Aber die Zukunft gehört Toyota. Der größte Autohersteller der Welt stellte am Montag das Modell „Mirai“ vor, übersetzt „Zukunft“. Ein Brennstoffzellenauto, mit dem die Japaner einen Maßstab für neue, saubere Antriebstechnik setzten wollen. Wie mit dem Hybridauto, das Toyota vor 17 Jahren auf den Markt brachte. Damals spotteten die Deutschen über die Japaner und prahlten mit den Effizienzpotenzialen der Benzin- und Dieselmotoren. Heute bietet jeder Hersteller Hybridmotoren an. Und Toyota hat sieben Millionen solcher Fahrzeuge verkauft.

Die Japaner fördern mit Millionen

Jetzt also mit Brennstoffzelle. Das Verfahren ist eigentlich einfach: Das Auto tankt Wasserstoff und produziert dann den Strom mit einer Brennstoffzelle an Bord. Das Auto fährt sauber und leise, und das Tanken dauert, anders als beim herkömmlichen Elektroauto, nur wenige Minuten. „Dies ist ein Auto, das alles miteinander verbindet, ohne Kompromisse einzugehen“, freute sich Konzernchef Akio Toyoda am Montag. Das glaubt auch die japanische Regierung, die das Auto mit einem dreistelligen Millionenbetrag im Jahr fördert und den Preis damit unter 50 000 Euro drückt. Hierzulande, wo der Mirai für das kommende Jahr angekündigt ist, dürfte das Auto mehr als 70 000 Euro kosten. Aber wer kauft für diese Summe einen Mittelklassewagen, der nur ein paar hundert Kilometer weit fährt? Und wo kann man tanken? In Japan will die Politik bis Ende 2015 den Aufbau von 100 Wasserstofftankstellen fördern. Eine teure Angelegenheit, denn wegen Sicherheitsauflagen kostet eine Wasserstofftankstelle etwa fünfmal so viel wie eine normale Brennstofftanke.

In der Bundesrepublik gibt es derzeit 17 Wasserstoffstationen, davon ein halbes Dutzend in Berlin. Auch hierzulande ist die Politik mit im Spiel. Im Rahmen des „Nationalen Investitionsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ werden Tankstellen massiv vom Steuerzahler gefördert. In die Ende September auf dem Berliner Messegelände eröffnete Station floss zum Beispiel eine Million Euro. Auch die Konzerne sind dabei. Daimler und der Gasespezialist Linde investieren in nächster Zeit jeweils zehn Millionen Euro für zehn Stationen. In einem Jahr soll es 50 Wasserstofftankstellen an deutschen Straßen geben.

Daimler kooperiert mit Ford und Nissan

Dann fehlen nur noch die Autos. „Die Reife der Brennstoffzellentechnologie steht heute außer Frage“, sagt Herbert Kohler, Leiter der Konzernforschung von Daimler. „Von 2017 an planen wir wettbewerbsfähige Brennstoffzellenfahrzeuge in den Markt zu bringen.“ Daimler hat angeblich in den vergangenen 20 Jahren rund eine Milliarde Euro in die Technologie gesteckt und kooperiert seit Anfang 2013 mit Ford und Nissan, um mehr Schwung in das Antriebskonzept zu bekommen. Seit 2010 sind rund 200 B-Klasse-Modelle von Mercedes als Testfahrzeuge mit Brennstoffzelle in Europa und den USA unterwegs. Doch wenn das erste deutsche Serienauto auf den Markt kommt, hat Toyota schon drei Jahre Vorsprung. (mit dpa)

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