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© dpa

Asien-Pazifik-Wochen: Unterschiedliche Philosophien sorgen für Misstöne

Bis 2020 will China den Anteil erneuerbarer Energien an seinem Gesamtbedarf mehr als verdoppeln. Rosige Aussichten für deutsche Investoren also? Ganz so einfach ist es nicht.

Berlin - Über eines zumindest sind sich alle einig: Wer seine Handelsbeziehungen zu anderen Ländern nicht intensiviert, gehört bald zu den Verlierern der Weltwirtschaft. Auf den diesjährigen Asien-Pazifik-Wochen, die noch bis zum kommenden Sonntag im Berliner Roten Rathaus stattfinden, wird dem Besucher schnell klar, worum es den Teilnehmern geht: Die deutschen Unternehmen haben ein Auge auf die riesigen Märkte geworfen, die in Asien entstehen. Ihre asiatischen Handelspartner hingegen sind an deutscher Technik und Knowhow interessiert.

Viele freundliche Worte und beeindruckende Statistiken über blühende Wirtschaftsbeziehungen sind derzeit im Berliner Rathaus zu hören: Von 100-prozentigen Wachstumsraten bei der chinesischen Windkraft schwärmt etwa Shi Dinghuan, der Vorsitzende der chinesischen Gesellschaft für erneuerbare Energien auf dem Deutsch-Chinesischen Forum für erneuerbare Energien. Daran hätten deutsche Firmen große Anteile. Und wo es doch so gut läuft, wolle man in Zukunft gerne noch enger zusammenarbeiten, wirbt Shi: Bis 2020 wolle das Land den Anteil erneuerbarer Energien an seinem Gesamtenergiebedarf von heute sieben auf dann 15 Prozent mehr als verdoppeln. Rosige Aussichten für deutsche Investoren also?

Ganz so einfach ist es nicht. Auch Gereiztheiten mischen sich in die Gespräche auf den diesjährigen Asien-Pazifik-Wochen: Shi zum Beispiel beklagt den in seinen Augen zunehmenden Protektionismus der westlichen Industrienationen: „Solch eine passive und destruktive Einstellung kann nicht dabei helfen, unsere Beziehungen zu intensivieren.“ China ist innerhalb weniger Jahre zum größten Produzenten von Photovoltaik-Technik aufgestiegen und möchte seine Produkte gerne ohne Beschränkungen auf den Weltmärkten platzieren. Die Klagen der deutschen Kollegen hat Shi schon gehört: Mangelnde Qualitätskontrolle bei chinesischen Produkten? „Das Problem ist der Regierung bekannt und wird bald gelöst“, lautet seine Antwort. Dumping-Löhne und schlechte Behandlung der Arbeiter in chinesischen Fabriken? „Wir kümmern uns darum.“ Mangelnde Zugangsmöglichkeiten deutscher Unternehmen auf den chinesischen Markt? „Seien Sie beruhigt, ein Gesetz ist auf dem Weg“. Von einem deutschen Unternehmer im Publikum erntet Shi dafür ein Lachen und die Frage, ob etwa auch dieses Problem mit einem Fünf-Jahres-Plan behoben werden solle.

Kurt Wiesegart arbeitet seit über 30 Jahren in China und berät deutsche Unternehmen beim Gang dorthin. Was er sich wünscht, um Investitionen seiner Kunden in China zu erleichtern? „Die Handelshemmnisse müssen abgebaut werden. Auf chinesischer Seite.“ Auf die Beteuerungen des Gasts aus China reagiert auch er skeptisch: „Die chinesischen Gesetze sind gar nicht unser Problem. Die Frage ist eher, ob sie nach ihrer Verabschiedung dann auch umgesetzt werden.“

Ebenfalls im Rathaus, nur ein paar Schritte den Gang herunter, auf dem Indo-German Business Summit stichelt Alexander C. Bielig, Direktor der Frankfurter Beratungsgesellschaft Deloitte gegen deutsche Technik: „Mein Taxi hatte eine Panne. Deswegen musste ich die letzten Kilometer laufen. Und wissen Sie was: es war ein Mercedes“, sagt der Berater, der auch mit dem indischen Automarkt vertraut ist. Seine Zuhörer sind fast ausschließlich Inder, die sich hier über Eintrittsstrategien in den deutschen und europäischen Markt informieren wollen. „Es gibt in Deutschland ein naturgegebenes Bewusstsein für Indien“, behauptet Bielig zwar. Doch hier in Berlin ist davon nicht viel zu merken: Das Gipfeltreffen sollte sich ursprünglich an indische und deutsche Unternehmer gleichermaßen richten. Da die meisten deutschen Unternehmer ihre Teilnahme aber abgesagt hatten, musste ein Teil der Veranstaltung einfach abgesagt werden.

Malte Conradi, Young-Sim Song

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