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Autonomes Fahren: Ein Tesla "Modell S"

© dpa/EPA/John G. Mabanglo

Update

Autonome Fahrzeuge: Tödlicher Unfall eines Tesla ist ein Rückschlag für Autoindustrie

Die Software eines selbstfahrenden Tesla hat offenbar einen Lkw übersehen - der Fahrer starb. Eine schlechte Nachricht für die Autobranche, die Milliarden ins autonome Fahren investiert.

Der kalifornische Elektroautohersteller Tesla beklagt einen Toten: Der 40-jährige Fahrer hatte in den USA sein Model S vor der Kollision mit einem Lastwagen teilweise auf Autopilot gestellt, wie die US-Verkehrsaufsicht NHTSA am Donnerstagabend (Ortszeit) mitteilte. Der Unfall ereignete sich bereits im Mai. Tesla-Aktien fielen im außerbörslichen Handel um mehr als drei Prozent. Der Unfall sorgt für Unruhe in der Autobranche, denn zum ersten Mal ist ein Mensch in einem selbstfahrenden Auto ums Leben gekommen. Die Branche setzt Milliarden ein, um die Zukunftstechnik sicher zu machen. Die Vision: unfallfreies Fahren.

Die Nachricht traf am Freitag zu einem ungünstigen Zeitpunkt ein. BMW präsentierte am gleichen Tag eine Kooperation mit neuen Partnern im Bereich Autonomes Fahren: Neben dem USChipkonzern Intel wird BMW auch mit der israelischen Softwarefirma Mobileye zusammenarbeiten. Die Mobileye-Technik steckte auch in dem verunglückten Tesla. Die 1999 in Jerusalem gegründete Firma ist außerdem ein wichtiger Lieferant des Volkswagen-Konzerns. Ford und General-Motors stehen ebenfalls auf der Kundenliste.

Bundesregierung nimmt Kontakt zu US-Behörden auf

Bessere Nachrichten zum Thema Elektromobilität hätte sich wohl auch die Bundesregierung gewünscht. Sie kündigte am Freitag an, dass von diesem Sonnabend an die Kaufprämie für Elektroautos beantragt werden kann. Zum Tesla-Unfall wollte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums keine Bewertung abgeben. „Wir haben noch keine Erkenntnisse über die genauen Unfallursachen“, sagte er. Diese müssten zunächst im Detail aufgeklärt werden. Man stehe mit den US-Behörden in Kontakt. Ende Mai hatte das Kabinett ein Strategiepapier von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) beraten, das den Titel trägt „Digitale Souveränität: Wir schaffen den Regelbetrieb für das Auto mit Autopilot“. Darin werden unter anderem Änderungen des Rechtsrahmens und der Haftungsregeln vorgeschlagen.

Seit Jahresanfang wurden in Deutschland gut 530 Tesla-Modelle neu zugelassen. Für den Shootingstar der Auto- und Technologiebranche ist der Unfall ein herber Rückschlag. Der Hersteller galt bis dato als Vorreiter der Elektromobilität und des (teil-)autonomen Fahrens. Tesla-Chef Elon Musk drückte via Twitter sein Beileid aus und sprach von einem „tragischen Verlust“. Der Unfall, bei dem das Auto offenbar nicht komplett autonom fuhr, sondern von Fahrer-Assistenten gesteuert wurde, wirft etliche Fragen zur Zuverlässigkeit der Technik auf.

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Der Tesla-Fahrer war auf einer trockenen Straße in Florida unterwegs, als er an einer Kreuzung mit einem Sattelschlepper zusammenprallte. Tesla teilte mit, weder der Autopilot noch der Fahrer hätten angesichts des hellen Himmels offenbar die weiße Seite des Lkw erkannt. Deswegen sei der Wagen nicht gebremst worden.

"Autopiloten“ greifen auf Kameras sowie Radar- und Ultraschallsensoren zurück, um die Umwelt zu erfassen. Die US-Verkehrsaufsicht wird die Technik nun näher untersuchen. Möglich ist später ein Rückruf. Betroffen sein könnten bis zu 25.000 Tesla-Fahrzeuge. Tesla hat stets betont, dass die Software die Elektromobile nicht grundsätzlich zu selbstfahrenden Autos mache und die Fahrer stets den Überblick und ihre Hände am Steuer behalten sollten. Im Internet wurden jedoch viele Videos veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, dass etliche Tesla-Fahrer sich nicht an diese Vorgaben halten. Tesla-Kunden müssen bestätigen, dass sie von den Risiken der neuen Technik wissen. Ansonsten wird der Autopilot nicht freigeschaltet.

"Die Euphorie ist nicht angemessen"

Obwohl noch unklar ist, welche Verantwortung der Unfallfahrer trägt, weckt der Fall Zweifel an den Verheißungen der Technik. „Dies ist ein Rückschlag für die Branche“, sagte Hubertus Bardt vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen wirtschaft (IW). „Die Euphorie, autonom fahrende Autos könnten Unfälle im Straßenverkehr komplett verhindern, ist weder aus technischer, noch aus Sicht der Verbraucher angemessen.“ Der Tesla- Fall bestätige aber den Anspruch der deutschen Hersteller, nur Technik in ihre Fahrzeuge einzubauen, die ausgreift sei. Kommentare aus der Industrie gab es nicht.

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