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In Deutschland sind gut 500 000 Lkw-Kraftfahrer unterwegs.

© Ralf Hirschberger/dpa

Autonomes Fahren: Roboter-Lkw bedrohen Millionen Jobs

In den USA und Europa könnten im Jahr 2030 rund 50 bis 70 Prozent aller Lkw-Fahrer überflüssig werden. Eine Studie empfiehlt Politik und Regierung einen schrittweisen Übergang ins Zeitalter der autonom fahrenden Lastwagen.

Automatisch fahrende Lkw sind für die gestressten Berufsfahrer eine große Erleichterung – wenn der Roboterlastwagen überhaupt noch einen Fahrer hat. Eine aktuelle Studie sagt voraus, dass die Nachfrage nach Lkw-Fahrern in den kommenden Jahren drastisch sinken wird – weil die Lastwagen der Zukunft selber steuern, bremsen, rangieren und in Kolonnen unterwegs sein können.

In den USA und Europa könnten demnach im Jahr 2030 rund 50 bis 70 Prozent aller Lkw-Fahrer überflüssig werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Weltverkehrsforums ITF, die zusammen mit Lkw-Herstellern, dem Weltverband der Spediteure und der internationalen Transportarbeitergewerkschaft erstellt wurde. Sie wird an diesem Mittwoch beim Weltverkehrsforum 2017 in Leipzig vorgestellt. Bis zu 4,4 Millionen der voraussichtlich 6,4 Millionen Trucker-Jobs könnten der Studie zufolge im Jahr 2030 überflüssig sein. In Deutschland sind aktuell mehr als 500 000 Berufskraftfahrer im Straßengüterverkehr tätig.

Beirat soll die Transformation begleiten

Um das Worst-Case-Szenario für den Berufsstand zu vermeiden und einen fairen Übergang für die Betroffenen zu gewährleisten, schlagen die Autoren verschiedene Maßnahmen vor. Schließlich gehe es um einen der wenigen verbliebenen Berufe, die auch Menschen mit wenig formaler Bildung heute einen guten Verdienst ermögliche, sagt ITF-Generalsekretär José Viegas. „Wenn wir uns schon jetzt auf mögliche negative soziale Folgen und Jobverluste vorbereiten, mildern wir die Risiken eines unerwartet schnellen Übergangs.“

Vorgeschlagen wird ein Beirat, in dem Branchenvertreter, Gewerkschaften, Hersteller und Regierungsvertreter den Übergang zum fahrerlosen Lkw-Fahren begleiten sollen. Dieser Übergangsbeirat soll etwa dem Gesetzgeber Empfehlungen geben, wie Kosten, Vorteile und Risiken des fahrerlosen Gütertransports auf der Straße fair verteilt werden. „Selbstfahrende Lkw drohen die Karrieren und Lebensläufe von Millionen Berufsfahrern zu zerstören“, warnte Steve Cotton, Generalsekretär Transportarbeitergewerkschaft.

Mehr Pilotprojekte gefordert

Ein neues Genehmigungsverfahren für den Einsatz von Roboter-Lkw soll nach den Vorschlägen der Experten zudem das Tempo des Übergangs steuern – begleitet von Arbeitsmarktprogrammen, Umschulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Lkw-Fahrer, die ihren Job verloren haben. Zur Finanzierung schlägt die Studie einen Fonds vor, in den die Profiteure des autonomen Lkw-Verkehrs einzahlen sollen. Außerdem hält die Studie internationale Betriebsstandards für autonomes Fahren auf globaler oder zumindest auf europäischer Ebene für unerlässlich.

Im jetzigen Entwicklungsstadium halten die Autoren der Studie zwei Dinge für wichtig: Es müsse mehr Möglichkeiten für Pilotprojekte auf öffentlichen Straßen geben und es sollte eine möglichst große Vielfalt von technischen Ideen ausprobiert werden.

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