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Schmuck. Ein Arbeiter prüft Ohrringe in einer indischen Manufaktur. Foto: Reuters

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Wirtschaft: Chinesen und Inder im Goldrausch

Feinunze kostet wieder fast 1400 Dollar – doch große Anleger ziehen sich weiter zurück.

Frankfurt am Main - Ende Juni wollte von Gold kaum ein Anleger etwas wissen. Doch mittlerweile hat das Edelmetall wieder etwas Glanz zurückgewonnen, der Preis für die Feinunze (31,1 Gramm) ist in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen – um 15 Prozent von rund 1200 Dollar Ende Juni auf aktuell rund 1380 Dollar. Experten erwarten weitere Preissteigerungen, die 1500-Dollar- Marke komme in Sichtweite. Bei Degussa Goldhandel rechnet man im vierten Quartal mit bis zu 1570 Dollar.

Von seinen Höchstständen um 1900 Dollar im September 2011 ist Gold dennoch weit entfernt. Mehr als ein Drittel seines Wertes hatte das Edelmetall bis Ende Juni verloren. Als Preistreiber gelten derzeit vor allem Chinesen und Inder, auch Bundesbürger kaufen wieder verstärkt Münzen. Dagegen trennen sich Großanleger in großem Stil von ihren Beständen. Sie hatten auf eine schwache Weltkonjunktur und stark steigende Inflation gesetzt und deshalb Gold gekauft.

Zuletzt war das der US-Milliardär John Paulson, der mit seinem Hedgefonds massiv auf Gold gewettet und noch Anfang Juli für Investments in das Edelmetall geworben hatte. Jetzt hat er Anteile am größten Goldfonds SPDR Gold Trust im Volumen von mehr als zwei Milliarden Dollar verkauft. Damit hat er die Abflüsse aus dem Fonds beschleunigt. Aktuell verfügt der SPDR über rund 912 Tonnen Gold, 15 Tonnen weniger als Ende Juli. Ende letzten Jahres freilich hatte der Fonds noch 1350 Tonnen gebunkert. Nach Angaben der Commerzbank geht es beim SPDR aber wieder nach oben.

Dem jüngsten Bericht der Gold-Organisation „World Gold Council“ (WGC) zufolge ist die Weltnachfrage nach Gold im zweiten Quartal um zwölf Prozent auf rund 857 Tonnen geschrumpft. Das war so wenig in einem Quartal wie zuletzt 2009. Allein aus Goldfonds wie dem SPDR wurden mehr als 400 Tonnen abgezogen, vor allem von Großinvestoren und Hedgefonds. Laut US-Börsenaufsicht SEC gab es nur wenige Käufer, darunter die Investmentbank Goldman Sachs, die fast 350 000 Feinunzen für vermutlich etwa 400 Millionen Dollar gekauft hat.

Aber das konnte den weiteren Preisverfall ebenso wenig stoppen wie die nach wie vor massiven Käufe in China und Indien, vor allem in Form von Goldschmuck und Barren. Dem WGC zufolge stieg die Nachfrage in China im zweiten Quartal um 87 Prozent auf 294 Tonnen, in Indien um 71 Prozent auf 310 Tonnen. Allein in China waren es im ersten Halbjahr 706 Tonnen. Der WGC schätzt, dass beide Länder 2013 jeweils zwischen 900 und 1000 Tonnen Gold nachfragen und damit zu einer wichtigen Stütze des Goldpreises werden. Zum Vergleich: In Deutschland wurde zwischen April und Juni von Verbrauchern Gold in Form von Münzen, Barren und Schmuck im Volumen von fast 41 Tonnen nachgefragt, 21 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Dagegen halten sich die Zentralbanken mit Goldkäufen zurück. Mit knapp 72 Tonnen kauften sie im zweiten Quartal so wenig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Den größten Goldschatz hält nach wie vor die US-Notenbank Fed mit 8133 Tonnen. Auf Rang zwei liegt die Bundesbank mit 3390 Tonnen vor dem Internationalen Währungsfonds mit 2814 Tonnen. Dahinter folgen die Notenbanken von Italien und Frankreich. Rolf Obertreis

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