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Drei paar Clogs in einer Hand, vorne gelb, daneben rot und orange.

© picture-alliance/ dpa

"Crocs"-Imitate bei Deichmann, Zalando und Kaufland: Krebserregende Gifte in Gummi-Clogs

Gefährliche Schlappen: Forscher finden große Mengen krebserregender Stoffe in Gummischuhen. Modelle der Händler Deichmann, Zalando, Otto und Kaufland sind betroffen.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Sie verbinden Vierjährige und Bademeister mit Chefärzten: Plastik-Clogs, die klobigen Gummischuhe nach Vorbild der holländischen Holzpantoffeln, sind schwer angesagt. Besonders bei warmen Temperaturen schwören Fans weltweit auf die löchrigen Schlappen in Knallfarben. Doch eine Analyse im Auftrag des WDR ergab nun: Viele dieser Schuhe sind giftig. Im Test fanden Forscher bei sechs von zehn Modellen krebserregende Stoffe in hoher Konzentration.

Betroffen sind demnach unter anderem Schuhe der Händler Kaufland, Deichmann und Zalando. Bei 0,2 Milligramm liegt der empfohlene Grenzwert an Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK, die als krebserregend gelten, pro Kilo. Den achtfachen Wert erreichte dagegen ein gemusterter Schuh namens „Daisy“ vom Onlinehändler WOZ. Fast genauso viel (1,5 Milligramm) enthielt ein schwarzes Exemplar von Kaufland. Eine rosa Variante der bekannten Marke Skechers, unter anderem bei Deichmann angeboten, kam auf 0,8. Es folgten Produkte aus den Versand-Shops von Zalando (0,7) und Otto (0,4).

Gefahr in allen Preissegmenten

Untersucht wurden im Auftrag des Senders Plastik-Clogs in einer Preisspanne von acht bis 30 Euro. Beim teuren Original des US-Herstellers „Crocs“ (29,90 Euro) wurden die gefährlichen Chemikalien nicht nachgewiesen, dafür Lösungsmittel, die nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung zu Hautreizungen und Allergien führen können. Gleiches gilt für weitere Artikel – wie einen Schuh der Marke Birkenstock. Diese Substanzen sind den Testern zufolge aber weit weniger gesundheitsschädlich als die PAK, die über die Haut in den Körper gelangen können.

Obwohl die Wirkung der PAK bekannt ist, gibt es dafür derzeit noch keinen gesetzlichen Höchstwert. Die Zahl, die das Umweltbundesamt vorgibt, ist lediglich als Richtwert zu verstehen. Seit langem fordert die Behörde, das zu ändern. Bei den Herstellern reagierte man am Dienstag unentschlossen auf die Nachricht. „Wir haben den Bericht aufmerksam verfolgt und Kontakt mit der Marke aufgenommen“, sagte Zalando-Sprecher Boris Radke dem Tagesspiegel, verwies gleichzeitig aber auf die fehlenden Gesetze. „Verboten sind die Mengen nicht. Wir werden in den kommenden Tagen intensiv prüfen, ob wir die Schuhe aus dem Sortiment nehmen.“ Ähnlich argumentierte man beim Schuhhändler Deichmann. Zwar achte man bei den Eigenmarken darauf, den Richtwert von 0,2 Milligramm pro Kilo nicht zu überschreiten. „Bei Skechers handelt es sich um eine Fremdmarke“, bemerkte eine Sprecherin. Man werde den Lieferanten informieren und über weitere Schritte nachdenken.

Crocs sind weltweit ein Hit

Der Erfolg der Gummilatschen ist seit Jahren ungebrochen. Allein der Gewinn des Vorbildunternehmens Crocs soll sich jährlich auf eine Summe in dreistelliger Millionenhöhe belaufen. In rund 40 Länder exportiert der Hersteller.

Bereits 2008 wurden Warnungen aus anderen Gründen laut: Weil sich der Kunststoff elektrostatisch aufladen könne, gehe von Crocs an den Füßen von Mitarbeitern auf OP- und Intensivstationen eine Gefahr für die Patienten aus. Mehrere Kliniken, darunter die Berliner Charité, verboten das Schuhwerk in diesen Abteilungen.

Aus dem gegebenen Anlass raten nun Verbraucherschützer allen, die gerne weiter auf grellbuntem Plastik wandeln wollen, zum definitiven Stilbruch: „Tragen Sie Socken in den Sandalen.“

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